Das Kloster schliesst

Wird aus dem Kloster Beinwil ein Seminarhaus? Alles ist möglich, denn die Oekumenische Gemeinschaft zieht aus.

Spiritueller Heimatort: Christoph Wilden sorgte mit der Oekumenischen Gemeinschaft für offene Türen. Foto: Gini Minonzio
Spiritueller Heimatort: Christoph Wilden sorgte mit der Oekumenischen Gemeinschaft für offene Türen. Foto: Gini Minonzio

Das Kloster Beinwil schliesst Ende Jahr seine Tore. Zumindest in der heutigen Form, denn die Oekumenische Klostergemeinschaft wird ausziehen. Wie es mit den Gebäuden weitergeht, ist noch unklar. Die Gemeinschaft hingegen sucht einen neuen Wirkungsort. «Vielleicht finden wir eine Kapelle und ein Pfarrhaus, um unseren Auftrag weiterzuführen», erklärte der Co-Leiter der Oekumenischen Gemeinschaft, Christoph Wilden. Wieso ziehen sie denn aus dem Kloster Beinwil weg?, möchte das Wochenblatt wissen. Bevor er antwortet, dankt Wilden allen, die der Gemeinschaft wohlwollend halfen, unter anderem der Gemeinde Beinwil und der ganzen Region, dem Freundeskreis, dem Stiftungsrat und der Kirchgemeinde. Auch betont er, dass die Gemeinschaft elf erfolgreiche Jahre hinter sich hat. Die Gemeinschaft ist gewachsen und besteht nun aus zwölf Mitgliedern. Der Freundeskreis wird immer grösser und hat mehr als 900 Mitglieder. Die Finanzen sind im Lot. «Obwohl wir keinerlei staatliche Zuschüsse bekommen, haben wir stets schwarze Zahlen geschrieben. Wir können sogar der Klosterstiftung helfen, ihre finanziellen Lasten zu verringern», erklärt Wilden.

Ein kleines Problem führt zum Ende

Aber wieso ziehen sie denn vom Kloster Beinwil weg?, wiederholt das Wochenblatt seine Frage. «Uns blieb nichts anderes als die Kündigung übrig», bedauert Wilden. Seit letztem Herbst hätten aussergewöhnlich viele Gäste ihre Buchung storniert. Als Grund gaben sie an, das von der Kirchgemeinde fremdvermietete Pfarrhaus beeinträchtige den Kloster-Alltag massiv. Deshalb gingen sie lieber woanders hin. Ein solcher grosser Gästeschwund sei für die Gemeinschaft längerfristig nicht tragbar.

Dazu muss man wissen, dass viele Gäste gerade deshalb ins Kloster Beinwil gehen, weil sie die tiefe Stille suchen. Das Pfarrhaus gehört der Kirchgemeinde. Da es an den Klosterkomplex angebaut ist, werden Geräusche leicht in andere Bereiche übertragen. «Uns stören die Geräusche der neuen Bewohner nicht, aber wir müssen es akzeptieren, wenn manche Gäste das anders sehen», sagt Wilden.

Keine Unterstützung

Im Sommer habe die Gemeinschaft das Gespräch zuerst mit dem Kirchenrat und dann mit der Klosterstiftung gesucht. Man habe die Stiftung gefragt, ob sie nicht mit dem Kirchenrat eine Lösung suchen könne. Zum Beispiel, dass sie die betreffende Wohnung miete und die Gemeinschaft hätte dann Untermieter gesucht. Auch eine Defizitgarantie wäre eine Lösung gewesen. Zuerst nahm der Stiftungsratspräsident, Pfarrer Franz Christ, das Anliegen wohlwollend auf, so Wilden.

Doch in November schrieb der Stiftungsrat der Gemeinschaft, sie solle ihre Probleme selber zu lösen. Zudem verlangt er aus heiterem Himmel einen Businessplan und eine überprüfbare Besucherstatistik. Ohne Belege zu nennen, unterstellt er der Gemeinschaft, das Kloster nicht richtig führen zu können. Beim Lesen des Briefes erhält man den Eindruck, als sei es dem Stiftungsrat grad recht, wenn die Gemeinschaft ausziehe. Es ist ein Tonfall, den man anschlägt, wenn man das Gegenüber vergraulen möchte. «Da wir nur auf Ende Jahr kündigen können und die Frist ein Jahr beträgt, mussten wir vorsorglich kündigen. Wir haben dem Stiftungsrat mitgeteilt, dass wir weiterhin auf eine Lösung hoffen», betont Wilden. Dieser habe ihnen aber geantwortet, dass er auf den Vollzug der Kündigung bestehe.

Zukunft ohne Gemeinschaft?

Dazu erklärt der Stiftungsratspräsident Franz Christ, die Gemeinschaft führe die Klosteranlage mustergültig. Die Stiftung habe aber den Eindruck erhalten, dass der Gemeinschaft die personellen Kräfte ausgingen.

Im Augenblick laufe die Ausschreibung. Man hoffe, dass sich eine Gemeinschaft finden lasse, die annähernd den Stiftungszweck erfülle, das sei aber schwierig. Laut Stiftungsstatuten soll sie im Sinne des Evangeliums in Stille und Gebet leben und für die ökumenische Verständigung wirken. Finde man niemanden, werde man den Stiftungszweck ändern, so Christ. Das Problem sei auch, dass Renovationen von einer halben Million anstehen, die Stiftung das Geld aber nicht habe.

«Die Gemeinschaft geht in Frieden und Dankbarkeit», sagt Wilden. Er hoffe, dass weiterhin Gäste kommen und der Freundeskreis aktiv bleibt. Denn es ist ihnen ein grosses Anliegen, alles in Ordnung und ohne Schulden zu hinterlassen.

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