«Sils cuolms da nossa patria – Uf de Heimetbärge»

Am 21. Oktober hätte er seinen 100. Geburtstag feiern können: Eduard Lombriser, der Vielseitige. Der Kirchenchor Breitenbach liess Lombrisers enormes Schaffen mit einem bunten Strauss seiner Lieder, mit Anekdoten und Bildern wieder bewusst werden.

Viel Dampf: Den hatten sowohl der Kirchenchor Breitenbach als auch die Lok 1917 des Eduard-Lombriser-Extrazugs drauf Foto: Roland bürki
Viel Dampf: Den hatten sowohl der Kirchenchor Breitenbach als auch die Lok 1917 des Eduard-Lombriser-Extrazugs drauf Foto: Roland bürki

Da liess am vergangenen Samstagabend auf der Leinwand in der katholischen Kirche eine Dampflokomotive mächtig Dampf ab, um gleich ins Vorderrheintal zu dampfen zu den Stationen im Leben des Lehrers, Dirigenten, Organisten und Komponisten Eduard Lombriser. Was hätte da besser gepasst als das frohe Lied «Auf dem Bahnhof» nach einem Text von Adolf Holst zu einer Melodie des Bündner Lehrers? Es war Reisestimmung pur, als die gegen 40 Damen und Herren unter souveräner Leitung von Isidor Lombriser am Klavier gleich loslegten: «Dampfend auf der blanken Schiene faucht schon zornig die Maschine. Endlich drinnen klein und gross. Fertig! Abfahrt! – Jetzt geht’s los!» Da winkte Kirchenchorpräsident Michael Meyer zur Begrüssung nur kurz mit der Abfahrtskelle, bevor Margrit Roth als gewiefte Reiseführerin die Reise zu Eduards Lombrisers Lebensstationen mit spannenden Informationen und lustigen Begebenheiten zum Erlebnis werden liess.

Das mitreissende Lied «Viva la veta» oder «Es lebe das Leben» verkürzte die Zeit bis zum ersten Halt im Dorf Truns, über das Roth vieles zu berichten wusste. Etwa über das Geburtshaus von Eduard im Weiler Tiraun, der 1923 als Sechsjähriger schon zum «kleinen Sänger von Tiraun» avanciert, später Harmoniumunterricht geniesst und während der fünf Monate Sommerferien «fremdes Brot» essen muss. Das tut er am liebsten auf der Alp. Und so sang der Kirchenchor im Wechselgesang «Die Freiheit der Hirten», was melodisch fast an eine Art Hymne an die Berge erinnerte. Dass Eduard bei der Sommerarbeit einmal völlig unverdient Prügel bezog, mündete in das Lied «Voreilige Grobheit», in welchem ein Mann voreilig, ohne die Fakten zu kennen, einen «äusserst flegelhaften Brief» schreibt. An den nächsten Lebensstationen von Eduard in Chur, Obersaxen und Truns wusste die Reiseführerin vom Primarlehrerpatent am Seminar, von seiner Tätigkeit als Primar- und Sekundarlehrer und seinem unglaublichen nebenberuflichen Engagement als Dirigent, Organist und Komponist zu berichten. «Er war unentbehrlich», stellte Roth fest und der Kirchenchor gab ihr recht: «Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah zu dem Wohle der Gemeinde, er war tätig, er war da.»

Das war er auch in Laufen, wohin ihn sein Lebenszug 1960 wegen des Lehrermangels im Unterland gefahren hatte und wo er neben seinem Amt als Sekundarlehrer, Schulleiter und Organist zahlreiche Chöre und Musikvereine leitete. Hier, im Laufental-Thierstein, fand er, der in seinem Leben rund 300, meist romanische Lieder geschrieben hatte, seine zweite Heimat. «Unter seinen nur gerade vier deutschsprachigen Liedern finden wir das vertonte Gedicht von Albin Fringeli «Uf de Heimetbärge», mit dem Lombriser seine Liebe auch zu den hiesigen Bergen bekundet», leitete die Moderatorin zum letzten Lied über, dessen übersetzter Titel und Text durchaus auch für die Surselva gelten könnten: «Sils cuolms da nossa patria». Ein stehender Applaus war der verdiente Lohn für die monatelange Vorbereitung dieses informativen Liederabends durch alle Beteiligten.

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