Hermann Meiers Werke im Kunstmuseum Solothurn

Hermann Meier verbrachte sein Leben in Zullwil, im Schwarzbubenland und schrieb national Musikgeschichte. 15 Jahre nach seinem Tod werden seine Werke neu entdeckt.

Der Komponist und seine Notation: Hermann Meier zeichnete seine Werke in bunten Farben. Bilder: zvg
Der Komponist und seine Notation: Hermann Meier zeichnete seine Werke in bunten Farben. Bilder: zvg

Die graphischen Welten des Komponisten Hermann Meier», unter diesem Titel lädt das Kunstmuseum Solothurn zu einer grossen Ausstellung ein, die begleitet wird von mehreren Konzerten. In der Ausstellung werden einige der grossformatigen graphischen Notationen Meiers erstmals öffentlich präsentiert. «Daneben geben Partituren, Photographien, Briefe und weitere Dokumente aus Meiers Nachlass weitere Einblicke in das Leben und Schaffen dieser markanten Figur der Schweizer Musikgeschichte», verkündet das Kunstmuseum.

Im Schwarzbubenland war Meier bekannt als Zullwiler Dorfschullehrer, Dirigent und Förderer des Gesangs. In den nahen Städten weilte er unter den begnadeten Musikern, die sich in Fachkreisen weiterbilden liessen. «Hermann Meier verfolgte die aktuellen Kunstströmungen mit grösster Aufmerksamkeit», weiss das wissenschaftliche Team, welches Meiers Werke nun aufarbeitete und eine Publikation veröffentlicht. Mitautorin Michelle Ziegler kommt zum Schluss: «Der Solothurner Komponist Hermann Meier (1906–2002) verfolgte in seinem Schaffen visionäre Ideen. Er löste sich in den Fünfzigerjahren von bekannten Verfahren der Avantgarde und imaginierte anhand grossformatiger Kompositionspläne eine «Mondrian-Musik», eine musikalische «Architektonik mit Rechtecksfeldern». Zeit seines Lebens kaum aufgeführt, wird Meier heute als einer der wichtigsten Vertreter der Avantgarde in der Schweiz entdeckt.» Die Dokumentation von Meiers Schaffen enthält neben zwölf Essays zahlreiche Abbildungen und wird ergänzt durch ein Werkverzeichnis sowie ein detailliertes Inventar der Quellen, die im Nachlass erhalten sind. «Damit dient diese Publikation als Handbuch zu Hermann Meier und gibt Einblick in ein bisher unbehandeltes Kapitel der Schweizer Musikgeschichte.» Hermann Meiers Kinder hatten den Nachlass vor acht Jahren der «Paul Sacher Stiftung Basel» übergeben. Dies hat sich als richtig erwiesen, sagt Hermanns Sohn Alfons Meier auf Anfrage dieser Zeitung. Er und seine Geschwister freuen sich riesig darüber, dass die zahlreichen Werke, die ihr Vater erschaffen hat, nicht in der Schublade verbleiben, wie einst befürchtet, sondern die verdiente Aufmerksamkeit erhalten.

Die Ausstellung in Solothurn wurde realisiert in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern und ist zu sehen bis am 4. Februar 2018. «Meiers Werk liefert aufschlussreiche Parallelen für die Auseinandersetzung mit der Musik des 20. Jahrhunderts und der grafischen Notation», heisst es. In den verschiedenen kleineren Berichten über Meier stösst man darauf, dass er wahrgenommen worden war als «Aussenseiter, Monolith, Querdenker, als genialer Komponist, als «Findling in der Musiklandschaft».

Und doch kamen seine Werke kaum zur Aufführung. Unbeirrt davon komponierte er, denn das Komponieren sei ein Drang, ja ein Fluch, dem er nicht entrinnen könne, vertraute er seiner Familie an. Sein Nachlass enthält insgesamt 200 Grafiken. Seine Gedanken und Visionen hatte Meier in Stenographie festgehalten. Warum die Werke von Hermann Meier musikalisch nicht erhört worden waren, obwohl er gerade in Basel kein Unbekannter war, darüber kann seine Familie nur rätseln. «Vielleicht lag es am Visionären oder an der Bescheidenheit und Zurückhaltung des Künstlers», erfährt man auf der Internetseite www.hermannmeier.com. Der Winterthurer Pianist Dominik Blum begann vor 20 Jahren, sich intensiv mit der Musik von Meier auseinanderzusetzen und zeigte sich begeistert. Im Jahr 2002 realisierte er eine CD mit Meiers Klavierwerken. In einem Text beschreibt er Hermann Meiers Musik als «eigenständig, sperrig und dennoch von einer grossen Sinnlichkeit und Poesie.»

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