Roter Teppich für Elise Saner

Die 16-jährige Arbeiterin verlor anno 1915 bei einer Explosion der Kammfabrik Mümliswil ihr junges Leben. Das temporäre Denkmal auf dem Eugen-Saner-Platz ehrt sie und damit alle Solothurner Frauen, die sich in der wirtschaftlichen Not des Ersten Weltkriegs für ihre Familien abrackerten.

Künstlerinnen machen Not transparent: (v.l.) Simone Mutti, Sarina Pfluger und Alina Mathiuet stehen hinter der Arbeiterin Elise Saner, die zwei Stunden für ein Kilo Kartoffeln zu 32 Rappen arbeiten musste. Foto: Roland Bürki
Künstlerinnen machen Not transparent: (v.l.) Simone Mutti, Sarina Pfluger und Alina Mathiuet stehen hinter der Arbeiterin Elise Saner, die zwei Stunden für ein Kilo Kartoffeln zu 32 Rappen arbeiten musste. Foto: Roland Bürki

Unbarmherzig brennt die Sonne an diesem Samstagmittag auf den Eugen-Saner-Platz, wo drei Künstlerinnen einen roten Teppich zu einem transparenten Denkmal ausrollen. Gestaltet haben dieses und zwei weitere gleiche Kunstwerke die Solothurnerinnen Alina Mathiuet, Simone Mutti und Sarina Pfluger zur Erinnerung an drei von 30 Arbeiterinnen der Kammfabrik Mümliswil, die am 30. September 1915 bei einer Explosion ihr Leben lassen mussten. Eine von ihnen ist Elise Saner (16), die auf dem Denkmal sorgfältig drei Kartoffeln sprichwörtlich auf Händen trägt. «Kein Wunder», erklärt Liliana Heimberg, Projektleiterin des Solothurner Kulturprojekts «Verschiebungen 18/18», dem Wochenblatt, «Elise arbeitete zu einem Stundenlohn von 17 Rappen, während das Kilo Kartoffeln damals 32 Rappen kostete.» Gemeinderat Remo Waldner, der das Denkmal im Namen des Gemeinderates zur Obhut bis zum 23. September in Empfang nimmt, kann nachvollziehen, dass die damalige wirtschaftliche Not und die prekäre Versorgungslage später auch zum Landesstreik vom November 1918 beitrugen. Die drei Denkmäler, vorerst in Balsthal, Breitenbach und Dornach aufgestellt, sind in der Person von Elise Saner, Agnes Anderegg (in Dornach) und Frieda Meister (in Balsthal) ganz den Solothurner Frauen gewidmet, die in diesen belastenden Zeiten des Ersten Weltkriegs die schweren Lasten mitzutragen hatten. «Die Recherchen der Historikerin Edith Hiltbrunner zeigen uns heute das Bild einer Solothurnerin, deren Schwerarbeit damals als irgendwie selbstverständlich kaum Beachtung fand», lobt Heimberg die Arbeit der Historikerin über die damals hohen Lebenskosten, die Lebensmittelknappheit, die Teuerung und den Wucher. Frauen mussten zu jener Zeit der Not gehorchend als Allrounderinnen funktionieren: Sie übernahmen die Arbeit der im Aktivdienst stehenden Männer, betreuten Familie und Angehörige, pflanzten Gemüse, arbeiteten zu tiefen Löhnen und zahlten Steuern. Eine enorme frauliche Parforceleistung, welche das Denkmal mit wenigen einprägsamen Fakten über Elise Saner transparent zu machen versucht.

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