Leben in der Gastfamilie

Die Freiberglerinnen Tanya Orlowsky und Cynthia Boillat absolvieren nicht nur den bilingualen Bildungsgang in Laufen, sondern sie wohnen unter der Woche auch in dieser Region. Wie sich das anfühlt, erzählten sie dem Wochenblatt.

Fühlen sich wohl im Gymnasium in Laufen: Tanya Orlowsky (l.) und Cynthia Boillat. Foto: Gaby Walther
Fühlen sich wohl im Gymnasium in Laufen: Tanya Orlowsky (l.) und Cynthia Boillat. Foto: Gaby Walther

Ihr habt euch entschlossen, die bilinguale Maturität zu machen. Somit besucht ihr während zweier Jahre das Gymnasium in Laufen und während zweier Jahre das Lycée cantonal in Porrentruy. Als einzige eurer Klasse habt Ihr euch entschieden, bei einer Gastfamilie zu wohnen. Weshalb?

Cynthia Boillat: Wir wohnen in den Freibergen und der tägliche Schulweg von ein bis zwei Stunden nach Laufen wäre schlecht zu bewältigen gewesen. Deshalb wohnte ich während meines ersten Schuljahrs bei Freunden meiner Familie in Delémont. Das zweite Schuljahr verbrachte ich in einer Familie in Grindel. Die nächsten zwei Jahre werde ich in Porrentruy wohnen. Tanya Orlowsky: Auch in komme aus den Freibergen und besuche seit einem Jahr das Gymnasium in Laufen. Ich konnte zwischen fünf Familien auswählen. Während der Schulzeit wohne ich jeweils von Sonntagabend bis Freitagabend bei meiner Gastfamilie in Grindel.

War es eine gute Entscheidung, dieses Modell zu wählen?

T.: Eindeutig. Meine Gastfamilie ist sehr nett und offen. Mit ihrer 16-jährigen Tochter unternehme ich in der Freizeit viele Dinge und auch mit dem 13-jährigen Bruder, der gleich alt ist wie mein Bruder, verstehe ich mich gut. Ich trainiere im Korbballklub in Grindel und im Dorf fühle ich mich gut aufgenommen. C.: Meine Gastfamilie nimmt sich viel Zeit für mich. Abends spielen wir immer Memory und dadurch, dass sie mit mir konsequent nur Deutsch sprechen, lerne ich die Sprache schneller als meine Mitschüler, welche am Abend nach Hause gehen. Viel Zeit verbringe ich aber auch im Zimmer, denn die Schule ist anstrengend und ich muss abends oft noch lange lernen.

Wie habt Ihr den Schulwechsel in die Deutschschweiz empfunden?

T: Am Anfang war es schwierig, vor allem in den Fächern Geschichte und Geografie. Die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen uns, geben uns Zeit für unsere Notizen, sodass wir zu Hause das Wichtigste nochmals zusammenfassen können. Wichtig ist auch das «Tandem», die Zusammenarbeit mit einer, einem Deutsch sprechenden Schüler/-in. C: Wer den bilingualen Bildungsgang wählt, muss bereit sein, viel zu arbeiten. Die Lehrer erwarten, dass man gut mitmacht. Im Unterschied zur Schule im Jura, wo vor allem Auswendiggelerntes abgefragt wurde, muss man hier die jeweiligen Zusammenhänge verstehen und komplexere Fragen beantworten können.

Habt ihr noch weitere Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Romandie festgestellt?

T.: Ja, es ist wirklich ein Graben zwischen den Regionen spürbar. Da ist zum Beispiel die kulturelle Grenze. Wir hören ganz andere Musik und sehen uns andere Filme an. C.: Auch die Reaktionen sind unterschiedlich. Die Deutschschweizer sind anfangs eher distanziert. Sie machen selten den ersten Schritt. Kennt man sich aber, dann sind sie herzlich und offen.

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