Wahrscheinlich ältestes Steinwerkzeug der Schweiz in Fehren entdeckt

Alphons Jeger hat in Fehren 14 Steinwerkzeuge gefunden, die nach Aussagen zweier unabhängiger Gutachten zum Teil mindestens 500000 Jahre alt sein müssen. Die Geröllgeräte weisen auf die ältesten Spuren von Menschen in der Schweiz hin.

Hat ein Auge für Steine: Alphons Jeger interessiert sich für die Archäologie. Fotos: Gaby Walther

Hat ein Auge für Steine: Alphons Jeger interessiert sich für die Archäologie. Fotos: Gaby Walther

Steinalt: Die Fundstücke aus Fehren.

Steinalt: Die Fundstücke aus Fehren.

Passt perfekt in die Hand: Werkzeug mit scharfen Kanten zum Schneiden.

Passt perfekt in die Hand: Werkzeug mit scharfen Kanten zum Schneiden.

Es braucht ein geschultes Auge, um die gefundenen Steine von gewöhnlichen unterscheiden zu können. Alphons Jeger aus Meltingen scheint ein solches Auge zu haben. Seit Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Archäologie und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Prospektion Schweiz. Ist er draussen unterwegs, so ist sein Blick oft auf den Boden gerichtet, um etwas Aussergewöhnliches zu entdecken. Trotzdem braucht es Glück, und dies hatte er vor einem Jahr. Auf einer Fahrradtour entdeckte er in einem Wäldchen in Fehren einen Stein, der ihm verdächtig vorkam. Er nahm ihn nach Hause und liess ihn von zwei Professoren begutachten. Beide Archäologen kamen zur Erkenntnis, dass es sich um ein Steinwerkzeug aus der Altsteinzeit handeln muss. Sie sind der Meinung, dass zumindest einige der gefundenen Werkzeuge – inzwischen hat Jeger an der gleichen Stelle, an der Oberfläche noch weitere 13 Steine gefunden – mehr als 500000 Jahre sind und somit zu den ältesten Steinwerkzeugen gehören, die von Menschenhand bearbeitet wurden. Das genaue Alter von Steinen lässt sich bis heute nicht bestimmen. Vergleiche mit Steinwerkzeugen aus anderen Ländern, aber auch das Wissen, dass die Fundstelle auf dem Jurabogen liegt und somit während der verschiedenen Eiszeiten verschont geblieben ist und die Lage wenig von Erosion belastet war, lassen die Rückschlüsse auf das geschätzte Alter zu.

Die Besiedlung Europas begann vor mehr als zwei Millionen Jahren. Aus dem Gebiet der Schweiz stammen die ältesten Funde aber erst aus der Zeit zwischen 450000 und 130000 Jahren v. Chr. Der Fund in Fehren würde somit zu den ältesten Spuren des Menschen in der Schweiz gehören. Die archaischen Steinwerkzeuge stammen nach Meinung des deutschen Experten Emil Hoffmann wahrscheinlich aus der Zeit des Homo heidelbergensis, Vorgänger des Neandertalers, oder gar aus der Zeit des Homo erectus. Der Homo sapiens, der moderne Mensch, tritt deutlich später auf.

Das Sortiment, welches Jeger gefunden hat, besteht aus Proto-Faustkeil, Proto-Steinbeil, Kratzer, Stichel, Chopper, Calctonien und Geröllgeräten. Bei den Letzteren handelt es sich um runde Steine, die man durch das gezielte Abschlagen von Teilen mit einer scharfen Arbeitskante versehen hat. Ein Teil der Steine weist eine Patina auf, dabei handelt es sich um eine Alterung der Oberfläche. Durch Verwitterung oder Einlagerung von Stoffen veränderten sich die ursprüngliche Farbe und die Beschaffenheit der Oberfläche.

Über die Funde soll nun eine wissenschaftliche Dokumentation geschrieben werden. Leider gebe es wenige Spezialisten über das Altpaläolithikum, stellt Jeger fest und der Kantonsarchäologie Solothurn, die über den Fund orientiert sei und Anspruch auf die Artefakte habe, fehle es an den nötigen Finanzen, um den Fundort intensiver untersuchen zu können. Jeger ist jedoch weiterhin in Kontakt mit der Institution und mehreren Professoren, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Beweisführung annehmen wollen.

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