Natur und Produktion im Einklang

Die Thiersteiner Bauern haben die von Bund und Kanton gesetzten Ziele zur Aufwertung der Lebensräume mehr als erreicht.

Im Dilemma: Im Vernetzungsprojekt, das der Beinwiler Milchproduzent Urs Saner leitet, sind die Thiersteiner sehr gut aufgestellt. Foto: Bea Asper
Im Dilemma: Im Vernetzungsprojekt, das der Beinwiler Milchproduzent Urs Saner leitet, sind die Thiersteiner sehr gut aufgestellt. Foto: Bea Asper

 

bea. Urs Saner aus Beinwil ist Milchproduzent. Als er seinen Betrieb vor neun Jahren teuer modernisierte, dachte er, das Richtige zu tun. Die Politik verlangte Effizienzsteigerung zur Ernährungssicherheit der wachsenden Bevölkerung. Es kam anders. 2014 änderte der Bund die Unterstützungsmodalitäten, gleichzeitig sank der Milchpreis. Die arbeitsintensive Produktion von Lebensmitteln lohnt sich nun für die Bauern teilweise weniger als die Förderung der Artenvielfalt. Die Steinmauer oder der Asthaufen auf der Wiese werden besser entschädigt als der Futteranbau für Milchleistung oder Fleischproduktion. Von Magerwiesen werden Kühe nicht satt. Und manche Pflanzen, welche der Biodiversität dienen, sind Gift für die Grasfresser. Der Hof obere Buche liegt auf dem Passwang, möglicherweise könnte Urs Saner höhere Erträge generieren, wenn er die Milchwirtschaft aufgeben und Landschaftspflege betreiben würde. Betriebswirtschaftlich hätte dies zur Folge, dass die Modernisierung der Melkanlage für die Katze war. «Wenn man im Betrieb Investitionen getätigt hat, fällt einem eine Umstellung nicht leicht», gibt Saner zu bedenken. Trotzdem widmete er seine Freizeit dem Ziel, der Natur Lebensraum zurückzugeben. Er zeigte das Potenzial auf, welches die Region mit der neuen Landwirtschaftspolitik hat und konnte fast alle seine Berufskollegen für das Thiersteiner Vernetzungsprojekt gewinnen, deren Arbeitsgruppe er präsidiert. Bund und Kantone verfolgen mit den Vernetzungsprojekten das Ziel, die natürliche Artenvielfalt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu erhalten und zu fördern. Dafür werden Biodiversitätsförderflächen (BFF) so platziert und bewirtschaftet, dass günstige Bedingungen für die Entwicklung und Verbreitung von Tieren und Pflanzen entstehen. Die räumliche Verteilung (Vernetzung) naturnaher Lebensräume soll verbessert und die landschaftstypische Lebensraumvielfalt vergrössert werden. Die Landwirte erhalten Vernetzungsbeiträge, doch dafür braucht es eine abgeschlossene Vereinbarung mit einem vom Kanton genehmigten regionalen Vernetzungsprojekt.

An der Mitgliederversammlung letzte Woche konnte Saner stolz verkünden, dass die von Bund und Kanton gesetzten Ziele im Thierstein bei weitem übertroffen wurden. Die extensiv bewirtschaftete Fläche ist doppelt so hoch als verlangt. Im Spannungsfeld zwischen Produktion und der Pflege von naturnahen Lebensräumen schafften die Thiersteiner Bauern eine Meisterleistung. Trotz Umstellung von intensiver Bewirtschaftung auf extensive ist die Produktionsmenge nicht gesunken, ausserdem wurde auf den Einsatz des umstrittenen Unkraut-Vernichters Glysophat verzichtet. Trockenmauern zu bauen sowie stellenweise auf Arbeitserleichterungen des Traktors zu verzichten, stattdessen wieder auf Handarbeit zu setzen, war nicht umsonst: Bund und Kanton entschädigten die Thiersteiner Landwirte für ihre Arbeit im Vernetzungsprojekt mit insgesamt einer halben Million Franken. Es bestehen nun Aussichten auf spezifische Tierförder-Programme. Als Referent eingeladen war Biologe Elias Bader. Mit faszinierenden Bildern weckte er das Interesse für das Wiesel, welches Deckung braucht auf dem offenen Feld. «Eine Wieselfamilie vernascht rund 50 Mäuse die Woche», sagte er. Die Thiersteiner Bauern überlegen nun für die kommende Periode in ihrem Vernetzungsprojekt Massnahmen zu ergreifen, die der gezielten Verbesserung der Lebensbedingungen für bestimmte Tierarten dienen, insbesondere auch für die Fledermäuse.

Weitere Artikel zu «Thierstein», die sie interessieren könnten

Thierstein17.04.2024

Fulminanter Konzertabend

«Tänze & Arien» war das neugierig machende Motto des Frühlings­konzerts der Brass Band Konkordia Büsserach. Die vorhandenen Erwartungen des Publikums wurden…
Thierstein17.04.2024

Abkehr von der verschärften Regelung

Die Eintrittsregelung für die Eishalle und die Schwimmbäder in Laufen und Breitenbach gibt erneut zu reden.
Thierstein10.04.2024

Grosses Kino um Jesus in Jericho

Der Teen-Chor und die Live-Band von Adonia präsentierten am 3. April vor vollem Grien-Saal das Musical «Zachäus». Den begeisterungsfähigen Jugendlichen geht es…