Schnee auf dem Remel – es fehlt der Fondue-Plausch

Erhard und Elisabeth Kaufmann verlassen nach 32 Jahren den Sömmerungsbetrieb und ihre Besenbeiz auf der Remelweide.

Am neuen Wohnort: Elisabeth und Erhard Kaufmann. Foto: Bea Asper

Am neuen Wohnort: Elisabeth und Erhard Kaufmann. Foto: Bea Asper

Rinder auf der Remelweid: Für den Sömmerungsbetrieb wird ein Nachfolger gesucht. Foto: ZVG

Rinder auf der Remelweid: Für den Sömmerungsbetrieb wird ein Nachfolger gesucht. Foto: ZVG

Ohne Strom und fliessendes Wasser: Die Besenbeiz auf der Remelweid. Foto: Bea Asper

Ohne Strom und fliessendes Wasser: Die Besenbeiz auf der Remelweid. Foto: Bea Asper

Verursacht durch einen Insektenstich kommt es zu einem heimtückischen Krankheitsverlauf. Dem Rind droht der Verlust der Sehkraft. Nur wenn man den kleinen, weissen Punkt im Auge rechtzeitig erkennt und sofort medikamentös einwirkt, kann Schlimmeres verhindert werden. Erhard Kaufmann weiss dies aus seiner langjährigen Erfahrung als Hirte auf der Remelweide in Kleinlützel. Als er die Augenentzündung bei einem Rind erstmals entdeckte und in Absprache mit dem Bauer den Tierarzt rief, war die Viruskrankheit vor Ort kaum bekannt. Dank seinem ruhigen und vertrauensvollen Umgang schaffte es Kaufmann, die Aufzuchtrinder vom verlockenden Gras und der Freiheit von der Weide in den dunklen Stall zu dirigieren und scheute einmal mehr keinen Aufwand: Mehrmals täglich behandelte er über 40 Rinder mit der verordneten Salbe. «Jedes Rind hatte dafür seine eigene Tube». Dass Erhard und Elisabeth Kaufmann vor 32 Jahren beschlossen hatten, nicht nur jeweils vier Monate im Jahr auf der Remelweide zu hirten, sondern ganzjährig dort zu leben, wurde aber nicht nur für die Rinder zum Glücksfall. Hungrige Wandersleute und Biker wurden in der gemütlichen Stube immer herzlich aufgenommen und kulinarisch verwöhnt – und bald schon wurde die Juraweide unterhalb des einstigen Wachturmes auf dem Grenzweg der «Trois Chateaux» zum beliebten Ausflugsziel. Vielen Gästen sind die Fondue-Plauschs in bester Erinnerung, und unvergessen sind die schönen Stunden an den heimeligen Festen zum Geburtstag, einer Verlobung oder an der Berg-Chilbi – für die extra eine Holzbühne gezimmert wurde. Das Bewirten ohne Stromanschluss und ohne fliessendes Warmwasser war ein Spiessrutenlauf. «Jedes Glas einzeln von Hand gespült, das Wasser dafür aufgekocht, die Zubereitung der Speisen erfolgte auf dem Gasgrill, manchmal auf dem Holzofen», sagt Elisabeth Kaufmann. Und in den trockenen Perioden floss nicht einmal mehr das Wasser aus der Quelle. «Es gab nichts anderes als Dorf abwärts zum nächst gelegenen Hydranten zu fahren und das Anhängerfass mit Wasser zu füllen», erzählt Erhard Kaufmann. Licht gab es erst, als Familie Kaufmann sich einen kleinen Stromgenerator anschaffte. Von 6000 Franken Hirtenlohn liess sich nicht leben, den Lebensunterhalt verdiente Erhard Kaufmann mit dem Holzschlag und dem Verkauf von Cheminéeholz. Dank seinem Fleiss konnten sich die Gäste bei Ausflügen auf den Remel selbst bei eisigen Temperaturen und dicker Schneedecke in der warmen Stube aufwärmen – trotz fehlender Isolation am Gebäude.

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