Kinderkraft für neue Schule

Unüblich frühzeitig will Breitenbach nach dem Konzept des KinderKraftWerks die Energie und Ressourcen von 450 Schülerinnen und Schülern für die Planung des anstehenden Schulhausneubaus nutzen. Eine Art Pionierleistung, die ganz gut zum bisherigen Pioniergeist im Bezirkshauptort passt.

Keiner zu klein, Planer zu sein: Esther Wenger von KinderKraftWerk (mit Fahne) will ganz viel wissen. Foto: Roland Bürki
Keiner zu klein, Planer zu sein: Esther Wenger von KinderKraftWerk (mit Fahne) will ganz viel wissen. Foto: Roland Bürki

Ein kleines Wunder wird Wirklichkeit. Der «Campus Mur», die vom Gemeinderat seit Jahren angestrebte Zentralisierung von Kindergarten, Primarschule und Sekundarstufe im zentral gelegenen Schulareal Mur lässt die Planung auf verschiedenen Stufen auf Hochtouren laufen — extrem stark bei der Spezialkommission Schulhausneubau unter Präsident Karl Wyss, aber auch beim Gemeinderat und den beiden involvierten Schulen, den Schulen Breitenbach und der Kreisschule Thierstein West (KTW). Die Schulen sollen nämlich nach dem Willen des Gemeinderates mitplanen, und zwar sehr frühzeitig, so die für Bildung zuständige Gemeinderätin Helene Sollberger. «Üblicherweise zieht man Schüler oft erst dann bei, wenn vom überzogenen Budget her abgespeckt werden muss», erklärt die Gemeinderätin. Sollberger, die auch der Spezialkommission Schulhausneubau angehört, hat den Gemeinderat überzeugen können, alle 300 Schülerinnen und Schüler der Schulen Breitenbach gleich von Anfang am Schulhausneubau partizipieren zu lassen. Und zwar unter der Ägide des KinderKraftWerks, eines Angebots des Kompetenzzentrums Kind, Jugend und Familie der Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland. Dieses hat sich in verschiedenen Projekten einen Namen gemacht, in denen Kinder und Jugendliche in Planungsprozesse und Bedarfserhebungen auf Gemeindeebene einbezogen waren. So bei neuen Spielplätzen, Schulbauten oder bei Aktionen «Sicherer Schulweg». Begeistert vom Planungskonzept des KinderKraftWerks hat sich auch die Kreisschule Thierstein West gezeigt, die sich mit 160 Jugendlichen der siebten und achten Klassen ebenfalls an der Bauplanung beteiligt.

Kinder bei ihren Erfahrungen und Wünschen abholen

An diesem sonnigen Freitagmorgen sind es vier Gruppen des Kindergartens, die vom Team des KinderKraftWerks mit gezielten Fragen zum Mitdenken animiert werden. «Wir holen die Kinder bei ihren Erfahrungen in der Schule ab und loten ihre Wünsche zum Neubau aus», beschreibt Zeno Steuri, Leiter KinderKraftWerk, die Arbeitsweise seines Teams. Dass da manchmal auch besondere Wünsche auftauchen, wie etwa nach einem Zauberstab, mit dem man alles kostenlos herbeizaubern kann, lässt Steuris Kollegin Esther Wenger schmunzeln. Fakt ist, dass das Team des KinderKraftWerks die Aussagen und Wünsche aller Kinder und Jugendlicher etwa zu Aussenanlagen oder Inneneinrichtung aufbereitet und die Resultate am 2. September zuhanden der Gemeinde als Bauherrin präsentiert. Mit dabei ist der Professor Peter Hübner aus Stuttgart, dessen Architekturbüro als eine der ersten Adressen für Schulbauten gilt. Sein Credo: «Packt die Schüler nicht in Kisten!» Architekten interessierten sich nämlich nicht für Schüler, sondern nur für die Architektur. Für das Team von KinderKraftWerk ist eines klar: Die Einbindung der Schüler vor den ersten Architekturzeichnungen ist eine Pionierleistung. Doch das passt ganz in die Geschichte Breitenbachs, wo Albert Borer 1903 die Isola-Werke gründete, die Gemeinde anno 1932 nach dem Basler Eglisee das zweite Schwimmbad der Region eröffnete und Gemeindepräsident Dieter Künzli 2007 auf das erste chemiefreie Naturbad in der Nordwestschweiz anstiess. Und auch die Spezialkommission Schulhausneubau beschreitet mit der Abkehr vom Generalplaner zur Totalunternehmung und dem Beizug einer professionellen Bauherrenbegleitung neue, für die Region vielleicht gar pionierhafte Wege.

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