Schule und Beruf noch näher

Die Region profitiert von engagierten Schulleitungen und Gewerbevertretern. Gemeinsam unterstützen sie Jugendliche bei der Berufswahl.

Schulleitungen und Vertreter der Gewerbevereine trafen sich zum Gespräch: Gemeinsam entwickelt man Ideen, wie man die Chancen weiter erhöhen kann, dass Jugendliche zum Traumjob kommen.
Schulleitungen und Vertreter der Gewerbevereine trafen sich zum Gespräch: Gemeinsam entwickelt man Ideen, wie man die Chancen weiter erhöhen kann, dass Jugendliche zum Traumjob kommen.

Wie und wann können Unternehmen und Schulen den Jugendlichen die Berufslehre näher bringen? Was steckt hinter dem Abschlusszertifikat nach der neunten Klasse? Wie ist der Leistungstest Mitte Oberstufe zu verstehen? Diesen und anderen Themen gingen die Schulleitungen der Oberstufenzentren mit Gewerbevertretern des Schwarzbubenlandes letzte Woche im Rahmen einer Gesprächsrunde nach – die mitgetragen wurde von Wirtschaftsförderer Thomas Kübler. Was verbirgt sich inhaltlich hinter der Schulreform, welche die Region in den letzten Jahren erlebt hat? Markus Mayer, Schulleiter Thierstein West, und seine Kollegin aus Dornach, Marie-Thérèse do Norte, erläuterten, wie die Lernziele und Fächer als Vorbereitung für den Beruf den veränderten Anforderungen angepasst wurden. Mit Projekten werden das selbstständige Arbeiten und das vernetzte Denken gefördert, aber auch Theorie und Praxis miteinander verknüpft. In einer Projektarbeit werde nicht nur geplant, sondern auch hergestellt, präsentiert und die Beurteilung aufgearbeitet. Die Erfahrungen werden den Schülern in Erinnerung bleiben, es könne schon mal passieren, dass die hergestellten Produkte nicht stabil genug seien, sagte Mayer.
Die gesamten Strukturen sind umgekrempelt worden. Die Oberschule, Sekundarschule, die Bezirksschule und das Progymnasium wurden zusammengeführt, Fachweise in Niveau aufgeteilt und durchlässiger gemacht. Auch die Kleinklassen wurden integriert. So könne es zum Beispiel sein, dass ein Schüler im Zeugnis in einem Fach nicht eine Note erhalte, sondern einen Bericht, der das individuell ausgerichtete Lernziel kommentiere. Es gibt einen Leistungstest, der am Computer gemacht werde und nicht bei jedem Schüler gleich sei, sondern in andere Richtungen gehe je nach Antwort. Auf diese Weise würde nicht kurzfristig auswendig Gelerntes abgefragt, sondern Kompetenzen ermittelt. Das Resultat des Leistungstests soll den Bewerbungsunterlagen beigelegt sein, wenn sich Jugendliche für Lehrstellen oder Schnuppertage bewerben.
Die Schulvertreter haben ein besonderes Anliegen: «Schülern, die schulische Defizite haben, eine Chance zu geben, etwa in Form einer Anlehre oder eines Vorpraktikums». Kein Genie zu sein in Mathe oder Deutsch bedeute nicht, praktisch unbegabt zu sein. «Oft sind diese Schüler sogar sehr geschickt in Handfertigkeiten», meinten die Pädagogen. Die Gewerbevertreter gaben zu verstehen, dass es viel schwieriger geworden sei, schulisch Schwache in einem Gewerbebetrieb zu integrieren. Ein Unternehmen stehe immer im Kostendruck und müsse konkurrenzfähig sein, die Qualitäts- und Leistungsansprüche der Gesellschaft seien gestiegen, die Arbeiten wurden komplexer. Ohne fundierte Mathe- und Physikkenntnisse geht es heute im Handwerk oder auf dem Bau nicht mehr. Die Gewerbevertreter ihrerseits wünschen sich, dass gute Schüler nicht weiterführende Schulen besuchen, sondern mit einer Berufslehre in die Praxis einsteigen und dann je nach Karriere über die Fachhochschulen ihr Wissen ausbauen.
Einig war man sich, dass die Berufswahl nicht erst in der neunten Klasse zum Thema werden darf, sondern viel früher angesprochen werden sollte. Seitens der Schule sei man an den Lehrplan gebunden. Die Schulvertreter luden aber die Gewerbevertreter ein, in die Schulen zu kommen und die verschiedenen Berufe vorzustellen. Alle Anwesenden beurteilten das Treffen als sehr konstruktiv und vereinbarten, daran anzuknüpfen. «Der Anfang ist gemacht, projektbezogen wird die Vernetzung nun weitergehen», versprach Markus Mayer.

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