Wenn ein Ministrant Erfinder wird

Wer Weihrauch mag, weiss, dass der Weg dazu recht mühsam sein kann. Es gilt, das zickige Gefäss ganz exakt und unentwegt zu schwingen. In Kleinlützel hat ein Erfinder Abhilfe geschaffen.

Erfinder: Früher oder später werden all die verschiedenen Harze in den Gläsern auf Martin Stichs Weihrauchgefäss-Schwenkmaschine in Rauch aufgehen.  Foto: Gini Minonzio
Erfinder: Früher oder später werden all die verschiedenen Harze in den Gläsern auf Martin Stichs Weihrauchgefäss-Schwenkmaschine in Rauch aufgehen. Foto: Gini Minonzio

Ein Weihrauchgefäss-Schwenkmaschinen-Erfinder. So etwas kann es nur in Kleinlützel geben. Dort, wo Traditionen und Freiheit eine eigene Dimension eingehen. Dass er einmal eine Weihrauchgefäss-Schwenkmaschine erfinden würde, wurde Martin Stich nicht gerade in die Wiege gelegt. Doch auch nicht weit weg davon. «Schon als Kind sind die Förster wegen mir verzweifelt, weil ich im Wald das Harz an den Fichten angezündet habe», erzählt Stich. Bei dieser Vorgeschichte ist es nicht erstaunlich, dass Klein Martin Messdiener wurde, sich bis zum Ober-Ministrant hochdiente und als solcher das Weihrauchgefäss mit Inbrunst schwingen durfte.

Inzwischen hat Stich das Messdienen anderen überlassen und sich dafür eine beachtliche Sammlung von 50 verschiedenen Weihrauch-Harzen aufgebaut. Viele Harze hat er selber gesammelt. «Ich gehe am Sonntagmorgen gerne in den Wald und suche Harze von Fichtenbäumen», erzählt er. Das braucht sehr viel Geduld. Denn es kann schon ein ganzer Tag vergehen, bis er eine Handvoll Harz gefunden hat. Und damit ist es noch nicht getan. Denn rohes Baumharz raucht nicht schön, sondern es fängt an zu brennen. Deshalb erhitzt es Stich zunächst und streicht es durch ein selbst gemachtes Sieb ins kalte Wasser. So kann er alle störenden Holzpartikel entfernen und erhält kleine Kügelchen, die dann auf der Kohle im Weihrauchgefäss einen schönen Rauch abgeben.
Damit er nicht selber ständig das Weihrauchfass schwingen muss, hat Stich eine Schwenkmaschine erfunden. Dafür hat er einen alten Kassettenrekorder ausgeschlachtet; ein kleines Wähenblech an einer Kette vervollständigt die praktische Maschine. Aufgestellt hat Stich die Weihrauchgefäss-Schwenk-
maschine in seinem Refugium. In seiner Werkstatt kann sich der Polier von seiner Arbeit erholten. «Mit dem Weihrauch kann ich gut entspannen. Ich komme auf andere Gedanken und bin beim Basteln in einer anderen Welt», erklärt Martin Stich seine Faszination. Seine Arbeitszeiten als Polier sind zwar lang, doch er schaue nicht fern und sitze auch nicht vor dem Computer. Davon profitieren auch seine vier Enkelkinder, die den Opa in der Werkstatt sichtlich gerne unterstützen.

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