Wie gehen wir mit Heimat um?

Kann das gutgehen, wenn ein altehrwürdiges Heimatbuch über «Neue Heimat», oder gar «Neue Heimaten» berichtet? Dr Schwarzbueb» hat es gewagt. Und er hat es geschafft!

Pflichtlektüre ist ein etwas strenges Wort. Und trotzdem: Das aktuelle Jahr- und Heimatbuch «Dr Schwarzbueb» sollte an allen Schulen zur Pflichtlektüre ernannt werden. Und weil auch uns Erwachsenen Herzensbildung guttut, sei es allen empfohlen, welche die Mitmenschen (und sich selbst!) besser verstehen möchten. Tönt das emotional? Nun, das tut es meistens, wenn es um das Thema «neue Heimat» geht, so wie im neuesten «Schwarz- bueb». Am besten ist es, man steht zu seinen Gefühlen. Dadurch kann man wohl am meisten von den Beiträgen im «Schwarzbueb» aufnehmen, ohne Andersdenkende abzulehnen.

Vorgestellt wurde die brandneue Ausgabe des «Schwarzbueb» am Montag im Gymnasium Laufental-Thierstein. Gut hundert Interessierte besuchten die Vernissage. Dieser Erfolg liegt einerseits am Thema. «Im Augenblick gibt es weltweit 250 Millionen Migranten, also Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat. Das betrifft uns alle», erklärte alt Regierungsrat Klaus Fischer, der zusammen mit Thomas Brunnschweiler die Redaktion leitet.

Andererseits ist es den Redaktoren gelungen, einen spannenden Mix an Autorinnen und Autoren zu gewinnen. Da gibt es hochkarätige Kunstschaffende und Berater und zudem Jugendliche der Laufner progymnasialen Klasse P2b. Die Texte sind ganz verschieden und immer lesenswert.

Fischer konnte international bekannte, zugezogene Kunstschaffende gewinnen, um über «Neue Heimat» zu schreiben; so Michail Schischkin, Ulrich Ritzel, Halyna Petrosanyak und Wolfram Malte Fues. Auch Thomas Borer, wohl einer der bekanntesten Heimweh-Schwarzbuben, durfte nicht fehlen. Ihre Texte entlocken zustimmendes Nicken, ertapptes Lachen, irritiertes Stirnrunzeln. Und ja, es kann auch passieren, dass man eine Träne verdrückt. Oder den «Schwarzbueb» verärgert zuklappt. Nur um ihn am nächsten Tag wieder hervorzuholen und den Abschnitt nochmals genau zu lesen.

Erfrischend und nicht minder bedenkenswert sind die Aussagen der Laufner progymnasialen Klasse P2b. Das sind 25 ganz persönliche Definitionen, was Heimat bedeutet. Es lohnt sich, sie besonders sorgfältig zu lesen. Das Spektrum ist gross. Berührend sind die Aussagen von Jugendlichen, die in ihrem Heimatort wohnen, dort, wo schon ihre Vorfahren lebten. Spannend sind auch die Aussagen derjenigen, die fernab der Heimat wohnen, oder gleich drei Heimaten haben.

Erlaube mir einen Schluck...

Und was passiert eigentlich mit dem Schwarzbubenland und dem Laufental, wenn sie von neuen Menschen als Heimat ausgewählt werden? Vieles, eigentlich. Auch das, was Halyna Petrosanyak aus ihrem Gedichtband rezitiert hat, als Bitte an die Fremde, die so ganz anders ist: «Erlaube mir einen Schluck aus deinem Kelche.»

Beim Lesen des neuen «Schwarz- bueb» merkt man, wie viel man von den Fremden und den Zugezogenen lernen kann. Auch und vor allem über sich selbst. Darüber, wie man selbst zur Heimat steht, wenn man zu den Glücklichen gehört, die eine oder gar mehrere haben. Wie immer lesenswert sind auch die anderen Texte, die von Heimat handeln, oder die Chronik über das vergangene Jahr. Berührend ist auch die Totentafel, die seit je zum «Schwarzbueb» gehört, wie Verlagsleiter Thomas Kramer ausführte.

Hier gibts den «Schwarzbueb»

«Dr Schwarzbueb» wird ab sofort mittels Türverkauf zum Preis von 16 Franken vertrieben. Ab nächster Woche ist das beliebte Jahr- und Heimatbuch auch an den diversen Verkaufsstellen (Kiosk, Buchhandlungen, Dorfläden, etc.) der Region erhältlich. «Dr Schwarzbueb» kann zudem elektronisch über die Mail-Adresse kontakt@schwarzbueb.ch bestellt werden (zusätzlich 3 Franken Versandgebühr).