Der Skilift Hohe Winde ist wieder einsatzbereit

Trotz ungewisser Zukunftsaussichten investieren die Beinwiler in ihren Skilift: Experten verkürzten am Wochenende in Hand- arbeit das tonnenschwere Drahtseil.

<em>Gefragte Experten:</em> In der Schweiz werden pro Jahr nur noch eine Handvoll Seiler ausgebildet. Umso gefragter sind die Experten.Foto: Bea ASPER
<em>Gefragte Experten:</em> In der Schweiz werden pro Jahr nur noch eine Handvoll Seiler ausgebildet. Umso gefragter sind die Experten.Foto: Bea ASPER

Die letzte Saison war die schlechteste in der 42-jährigen Geschichte der Skilift Hohe Winde AG. Wegen zu wenig Schnee konnte der 1320 Meter lange Skilift nur ganz wenige Stunden in Betrieb genommen werden. Doch die Verantwortlichen lassen sich nicht entmutigen. Sie nehmen jetzt die Unkosten einer grossen Instandsetzung auf sich. Der Skilift wird jährlich kontrolliert, d.h. es werden alle Punkte der Checkliste abgearbeitet: Die Rollen werden geprüft, die Scheiben geschmiert und die ganze Antriebseinheit mit den beiden Dieselmotoren instandgesetzt.

Bei der Spannung des Seils zeigte sich, dass man am Anschlag ist. Ein Förderseil wird mit den Jahren länger. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, das Seil mit seinem Abspanngewicht von 22Tonnen einzukürzen. Die beiden Enden wieder miteinander zu verbinden, das Spleissen, ist eine komplizierte und teure Handarbeit eines Experten.

Seilproduzenten aus der Schweiz zählen zu Leadern auf dem internationalen Markt, zum Beispiel die Kabelwerke Brugg AG mit ihren Tochterunternehmen für Aufzug- und Seilbahnseile. In der Schweiz existierten während Jahrhunderten Seilerzünfte, und noch heute gibt es diese Ausbildung, die vier bis fünf Absolventen pro Jahr nennen sich heute «Textiltechnologen mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis im Fachbereich Seil- und Hebetechnik».

Die Experten für das Spleissen sind immer ausgebucht. Die Spleisser, welche die Beinwiler aus dem Appenzell ins Schwarzbubenland riefen, nennen sich: «Splice Team». Sie wiesen das Helferteam vom Skilift aber nicht auf englisch, sondern im Appenzeller Idiom an, wie man die Arme und Hände bewegen soll, um die Litzen herauszudrehen und später wieder einzuflechten.

Leider hatte sich letzten Samstag der Sommer abgemeldet. Die Männer verrichteten ihre Arbeit in der kalten Nässe und der Nebel trübte die Sicht. Als Trost die Vorstellung, im Winter die Abfahrt in vollen Zügen geniessen zu können.

Restaurant auf jeden Fall offen

An Tatendrang fehlt es nicht. Das Wirte-Team vom Skilift ist fest entschlossen, das Restaurant bei der Talstation in der kommenden Saison jeden Sonntag zu öffnen, auch wenn der Schnee nicht ausreicht, den Skilift laufen zu lassen. «Wandersleute oder Schlittenfahrer sollen eine warme Stube finden in Beinwil», sagte Urs Kaufmann, Präsident der Skilift AG. Er hatte zusammen mit dem Experten die geeignete Stelle für das Spleissen gefunden, ein nicht zu steiles Hangstück.

Mithilfe von Traktoren konnte das Förderseil aus beiden Stützen herausgehoben werden, sodass es bis zum Boden reichte. Mit Klemmplatten und einem Flaschenzug wurde das Seil entlastet. Und dann hiess es ausdrehen, ausdrehen und nochmals ausdrehen, und später mussten die Litzen wieder mit dem richtigen Dreh ineinander verschlauft werden.

«Dank dem Spleissen ist die Drahtseilschlaufe dauerhaft verbunden und eine Verbindungsstelle nicht mehr sichtbar», erklärte Skilifthersteller Martin Borer. «Ohne Endlosseile wäre das Führen über Rollen nicht möglich.»