Uneinige Schweizer

Im Jahre 1813 vertrieben die Alliierten Napoleons Truppen auch aus dem Gebiet des früheren Fürstbistums Basel. Damit stellte sich die Frage, was mit dessen Staatsgebiet geschehen sollte.

<em>Der letzte Fürstbischof: </em>François-Xavier de Neveu versuchte von seinem Exil in Offenburg aus sein Fürstbistum wieder zu erlangen. Foto: zvg
<em>Der letzte Fürstbischof: </em>François-Xavier de Neveu versuchte von seinem Exil in Offenburg aus sein Fürstbistum wieder zu erlangen. Foto: zvg

Einer der ersten, der reagierte, war der frühere Landesherr, Fürstbischof François-Xavier de Neveu. Eigentlich kümmerte sich dessen eifriger Sekretär Joseph Anton Schumacher (1741-1833), der aus Laufen stammte, darum. Die beiden wohnten in Offenburg (Deutschland) im Exil.

Neveu traf sich in Freiburg im Breisgau mit dem russischen Zaren Alexander I., dem österreichischen Kaiser und dem preussischen König. Er forderte von ihnen, das ehemalige Fürstbistum sei von Frankreich loszulösen und der alten Kirchenstaat als Schweizer Kanton wieder einzurichten.

Der Cousin Metternichs

Der bayrische Gesandte bei den Alliierten, Jean-Baptiste de Verger (auch er stammte aus dem früheren Fürstbistum), spielte dabei eine zentrale Rolle. Am 2. Januar 1814 unterbreitete er Metternich den Vorschlag, sein «erstes Vaterland» dem Kanton Bern zuzuschlagen. Dieser Kanton sei der einzige, der in der Lage sei, sich militärisch Frankreich entgegenzustellen und die strategisch wichtigen Jurapässe zu sichern. Gleichzeitig könnte so der Kanton Bern für seine territorialen Verluste (Aargau, Waadt) entschädigt werden. Aber in Basel entschieden die drei Alliierten, die von französischen Truppen besetzten Gebiete von Generalgouverneuren verwalten zu lassen. Im Territorium des Fürstentums Porrentruy, zu dem unter anderem auch das Laufental gehörte, setzte Metternich seinen Cousin, den Arlesheimer Baron von Andlau, ein. Im Vertrag von Paris (30. Mai 1814) legte man die Ostgrenzen Frankreichs fest. Dabei beschloss man, die jurassischen Bezirke Bern zuzuschlagen. Allerdings war die Grenzziehung nicht ganz klar definiert.

Im September verlagerte sich das Geschehen von Paris nach Wien, wo der Wiener Kongress die Neuordnung Europas vornahm. Metternich war über Andlau gut über die Situation im Fürstbistum informiert. So teilte man ihm mit, dass eine grosse Mehrheit der Bevölkerung einen Anschluss an die Schweiz als neuer Schweizer Kanton wünsche. Aber auch die Eidgenossenschaft hatte drei Delegierte nach Wien entsandt. Ihnen hatte die Tagsatzung aufgetragen, dort die Neutralität der Schweiz zu bekunden. Und auch das Interesse an einer Gebietserweiterung mitzuteilen. Allerdings entsandten gewisse Kantone und Gebiete (z.B. die Stadt Biel) eigene Delegierte nach Wien, um ihre eigenen politischen Interessen zu verteidigen.

Herrschaft Burg im Leimental

Am Wiener Kongress wurde das sogenannte Schweizer Komitee gebildet, dem Diplomaten der verschiedenen Staaten angehörten. Der mächtigste unter ihnen war Österreich, dessen Vertreter familiäre Bindungen ins Fürstbistum hatten. Nicht nur über Baron von Andlau, sondern auch über Johann von Wessenberg, der Stellvertreter Metternichs. Wessenbergs Familie hatte von 1401 bis 1793 die Herrschaft Burg im Leimental gehört (als fürstbischöfliches Lehen).

Das Schweizer Komitee kam zwischen November 1814 und März 1815 vierzehn Mal zusammen. Allerdings waren die eidgenössischen Delegierten nicht einer Meinung. So wünschte unter anderem der Basler Delegierte Wieland ein Eingreifen der Grossmächte, um die inneren Angelegenheiten der Schweiz zu regeln. Andere lehnten jegliche ausländische Einmischung ab und plädierten dafür, dass die Schweiz ihre eigenen internen Probleme selber löse. Den Alliierten war sehr an einer beruhigten Schweiz gelegen. Deshalb favorisierte man den Vorschlag, Bern für seine Verluste zu entschädigen. Denn man war der Meinung, dass ein zufriedener Kanton Bern nötig sei, damit Ruhe und Ordnung in die Schweiz einkehren könne.

Literatur: Marco Jorio: Das Fürstbistum Basel und der Wiener Kongress. In: De la crosse à la croix. Éditions Alphil, Porrentruy 2018.