Kirchenstreit spitzt sich zu

Der Büsseracher Kirchgemeinderat hat die Katholiken zu einer Aussprache eingeladen. Diskutiert wurde die Forderung, den Pfarrer zu entlassen.

<em>Hoffen auf Frieden: </em>Synodalrätin Theres Mathys und Michel Thüring, Kirchgemeindepräsident ad interim. Foto: BEA asper
<em>Hoffen auf Frieden: </em>Synodalrätin Theres Mathys und Michel Thüring, Kirchgemeindepräsident ad interim. Foto: BEA asper

Pfarrer Obinna habe sich gegenüber Eltern, die ihr Kind in Büsserach taufen lassen wollten, unfreundlich und belehrend verhalten, so die Kritik, die von einigen Anwesenden angeführt wurde. Ein Mitglied erzählte, der unterschwellige Vorwurf des Pfarrers, man gehe zu selten in die Kirche, würde ihn erst recht fernhalten. «Die Menschen von Büsserach mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, sie sollen zum Gottesdienst erscheinen»; brachte es Alois Schuler auf den Punkt.

Der ehemalige Chefredaktor von «KircheHeute» hat am Montagabend die Rolle des Moderators übernommen. Der Büsseracher Kirchgemeinderat hatte die Katholiken zu einer Aussprache eingeladen. Man sei empfänglich für konstruktive Kritik an der Arbeit der Kirchgemeindevertreter und der Pfarreiverantwortlichen, hiess es in der öffentlich publizierten Einladung. Die Plattform leiste auch einen Beitrag zum Verständnis des dualen Systems von Kirchenrecht und dem Staat.

Unterschriftenaktion

Synodalrätin Theres Mathys sowie Pastoralraumpfarrer Bruno Stöckli zeigten auf, wer in der Kirche was bestimmt. Dabei gab Stöckli klar zu verstehen, dass der Entscheid, ob einem Pfarrer die Missio entzogen werde, alleine der Bistumsleitung obliege. Der Kirchgemeinderat könne nur über einen Arbeitsvertrag entscheiden – und die Basis dafür sei die Missio. Ausserdem bat er um Einhaltung des Dienstweges. Bei Anliegen, die man nicht mit dem Pfarrer besprechen möchte, sollte man sich zuerst an den Pastoralraumpfarrer wenden, bevor man versuche, den Bischof auf den Plan zu rufen. Kirchenmitglieder hatten sich vor einigen Monaten mit einer Unterschriftensammlung an das Bistum gewandt und von Missständen gesprochen. Michel Thüring, Kirchgemeindepräsident ad interim, fragte am Montag in die Runde, was damit gemeint sei. Er bekam zu hören: «Zum Beispiel, dass man die Kirchenmitglieder im Ungewissen liess, warum es Spannungen gab, die zu Rücktritten führten – unter anderem von Kirchgemeindepräsident Peter Jeker-Kaufmann.» In der weiteren Diskussion offenbarte sich, dass es beim Streit um persönliche Befindlichkeiten geht und um die Meinungsverschiedenheiten zwischen Pfarrer Obinna und Peter Jeker-Kaufmann.

«Mit offenen Armen empfangen»

Dieser sprach am Montag auch offen aus, dass er vom Kirchgemeinderat verlangt, das Arbeitsverhältnis mit Pfarrer Obinna nicht zu verlängern. Sollte der Rat anders entscheiden, sehe er sich veranlasst, «mit 150 Leuten an die nächste Kirchgemeindeversammlung zu kommen», betonte Jeker-Kaufmann. Dem Pfarrer legte er nahe, sich nach einem anderen Wirkungskreis umzuschauen, denn mit dem neu geschaffenen Pastoralraum werde es seine Stelle in Zukunft nicht mehr geben. Büsserach habe die Strukturen geschaffen, um diesen Schritt jetzt zu gehen anstatt ihn aufzuschieben.

Pfarrer Obinna war es ein Anliegen, aufzuzeigen, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Es sei richtig, er sei einst mit offenen Armen empfangen worden. Doch als Erstes habe er vom damaligen Kirchgemeindepräsidenten Peter Jeker-Kaufmann den Auftrag erhalten, eine Person, die als «Problem» bezeichnet wurde, von ihrem Thron zu stossen. «Sie soll das Team verlassen», habe es geheissen. Dass er nach dem Warum gefragt habe und sich weigerte, «in dieser Art mit Menschen umzugehen», sei ihm zum Verhängnis geworden, resümierte der Pfarrer.

Peter Jeker-Kaufmann legte Einspruch ein und meinte, der Stein des Anstosses sei von anderen gekommen. Kirchenrätin Doris Hofer hingegen bestätigte die Aussage des Pfarrers und beide verwiesen auf Protokolle. Die Kirchgemeindepräsidentin von Erschwil, Marianne Wälchli, kommentierte die Situation so: «Jetzt geht es einigen nur noch darum, den Pfarrer loszuwerden und dafür sei wohl jedes Mittel Recht».

Ihrer Meinung nach sind die Vorwürfe gegen Pfarrer John Obinna Agbakwuobei den Haaren herbeigezogen. Die Kirchgemeinde Erschwil, die den Pfarrer ebenfalls zu 50 Prozent beschäftigt, möchte auf jeden Fall, dass er bleibt. Dies brachten auch einige Büsseracher zum Ausdruck, die sich in Ämtern für das Kirchenleben engagieren. Obinna habe viel Positives bewegt und die Menschen motiviert, ihre Iden einzubringen.

Wie es weitergeht ist offen. Stöckli sagte, der Entscheid der Bistumsleitung sei noch hängig, ob die Missio canonica von Pfarrer Obinna nach Sommer 2019 verlängert wird.