Das Mittelalter kehrt zurück

Am Wochenende des 30. Juni/1. Juli erwartet die Besucher nicht nur ein Hauch ritterliche Romantik und Minnesang. Das dritte Mittelalterfest bietet einen realistischen Blick in das Leben und Treiben der mittelalterlichen Bevölkerung.

<em>Man spannt zusammen in Zullwil: </em> OK-Präsident und Carrossier Walter Stebler feilt mit seinem breit abgestützten 12-köpfigen OK am dritten Mittelalterfest auf dem Schloss Gilgenberg.Foto: Roland Bürki
<em>Man spannt zusammen in Zullwil: </em> OK-Präsident und Carrossier Walter Stebler feilt mit seinem breit abgestützten 12-köpfigen OK am dritten Mittelalterfest auf dem Schloss Gilgenberg.Foto: Roland Bürki

Vor seiner Carrosserie-Werkstatt in Zwingen baut sich an diesem sonnigen Freitag auf einem Autoanhänger eine mächtige Nachbildung der Ruine Gilgenberg auf und erinnert an die dritte Auflage des von allen Zullwiler Vereinen mitgetragenen Mittelalterfestes unter dem Motto «Leben wie zu Ritterszeiten». Walter Stebler, OK-Präsident Mittelalterfest und Präsident des Verkehrsvereins Zullwil (VVZ), möchte aber nicht im Mittelpunkt stehen, wie er mehrfach betont: «Es geht uns im OK zentral um ein möglichst reales Mittelalterfest, an das sich alle Besucherinnen und Besucher immer wieder gerne erinnern.»

Besonders erfreulich sei, dass alle Vereine und die Bevölkerung Zullwils zusammenspannten und das zur Burg Gilgenberg passende Fest nach Kräften unterstützten. «Diese stimmungsvolle Kulisse rund um die Burg, Porti- und Geissfluh erfordert nämlich extremen Aufwand für die notwendigen Infrastrukturen», zeigt sich der OK-Präsident für die tatkräftige Unterstützung sehr dankbar. Ganz wichtig ist ihm die Tatsache, dass das Festgelände nicht mit dem eigenen Auto erreicht werden kann: «Am besten reist man mit dem Postauto an oder parkiert das Auto in Zullwil, um dann auf einen Shuttlebus umzusteigen.» Die Eintrittspreise präsentieren sich mit Fr. 10.–/15.– für 1 oder 2 Tage, reduziert auf Fr. 5.–/10.– im mittelalterlichen Gewand, als moderat, zumal Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre keinen Eintritt zu berappen haben.

Goldmacher, Heerlager, Schenken

Hört man Walter Stebler zu, dann braucht man eher zwei Tage, um so richtig Mittelalter pur einzusaugen, wie das einst der Dichter Walther von der Vogelweide (1170–1230) in Denkerposition tat: «Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine, dar ûf satzt ich den ellebogen. Ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange.»

Die Besucher müssen allerdings nicht auf einem Stein sitzen, die Beine übereinanderschlagen, Ellbogen aufsetzen und mit der Hand Kinn und Wange in Denkerposition zu halten. Es warten nämlich Ritterkämpfe für bestandene Ritter und solche gar für Kinder, Armbrustschiessen, Münzenwerfen, Geschichtenerzähler, ein Alchemist oder Goldmacher, ein buntfarbiger Mittelaltermarkt mit 32 Ständen und alten Handwerksberufen, Gaukler oder dann Musikgruppen wie «Mirabilis», die mittelalterliche Spielmannsmusik, oder «The Green Goblins» mit irischer und schottischer Volksmusik. Zu sehen ist auch ein Heerlager, in dem Mittelaltergruppen Einblick in den Mittelalter-Alltag gewähren.

Vier mittelalterliche Schenken im Zelt sorgen mit zeitgemässen Speisen für das leibliche Wohl. «Da gibt es Bohneneintopf mit oder ohne Fleisch, Spiegelei mit Speck, Schnitzelbrot oder Schweinswurst und am Samstag gar einen Ochs am Spiess», verheisst Stebler willkommene Abwechslung zum modernen Fastfood. Wenn das nicht eine unwiderstehliche Einladung für das Mittelalterfest vom 30. Juni (10–23 Uhr) und 1. Juli (10–18 Uhr) in «Zubel» ist.