Vom Asylantenkind zum Spitzentrainer

Adam Kurtesi ist Trainer beim Unihockey-Verein UHC Nuglar United. Der gebürtige Serbe aus einer Roma-Familie könnte viel über kulturelle Konflikte erzählen. Stattdessen spricht er lieber über die Integrationskraft des Sports.

<em>Vorzeigesportler: </em>Adam Kurtesi hat massgeblich zum sportlichen Erfolg des UHC Nuglar beigetragen.Foto: Melanie Aprin
<em>Vorzeigesportler: </em>Adam Kurtesi hat massgeblich zum sportlichen Erfolg des UHC Nuglar beigetragen.Foto: Melanie Aprin

Es passt nicht zum fröhlichen Wesen von Adam Kurtesi, in den Töpfen der Vergangenheit zu rühren. «Meine Eltern hatten es nicht immer einfach und wir älteren Brüder auch nicht. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen», findet der 27-jährige Unihockey-Spieler, der als einjähriges Kind mit Asylantenstatus 1991 nach Nuglar kam. Von dort ging er nicht mehr weg, sondern stieg mit den Jahren zum Vorzeigesportler des UHC Nuglar United auf – einem Kleinverein, der sich auch dank der harten Arbeit von Adam Kurtesi zum nationalen Spitzenverein entwickelt hat.

«Der eigentliche Star bin aber gar nicht ich», sagt Kurtesi. «Viel bekannter ist mein Bruder Alferd.» Leider habe sein 22-jähriger Bruder so wie er selbst einen Kreuzbandriss erlitten – was Alferd allerdings mitten im Ligacup-Final des vergangenen Jahres passiert sei. «Der Ausfall meines Bruders war ein Schockmoment und kostete den Verein bei einem Spielstand von 7:5 den sicher geglaubten Sieg», erzählt Kurtesi. Er selbst habe als Trainer der Herren 1. Liga vor Ort in der Berner Wankdorfhalle zusehen müssen, wie aus seinem Bruder, dem Hoffnungsträger, vor den Augen der Zuschauer eine tragische Figur wurde.

Unter besonderer Beobachtung

Es sind Themen wie diese, die Adam Kurtesi eindeutig mehr bewegen als Fragen zu seiner Kindheit. Denn dass es damals nicht ganz ohne Kulturschock zugegangen sei, das sei doch irgendwie klar, sagt Kurtesi. «Schliesslich waren es die Schwarzbuben hier nicht gewohnt, mit Menschen meiner Herkunft in Berührung zu kommen.»

Was Kurtesi, der neben Alferd noch zwei weitere Brüder hat, mit viel Verständnis beschreibt, ist auch Adolf Morand, dem ehemaligen Gemeindepräsidenten, noch gut in Erinnerung. Der 70-jährige Pensionär stand damals an der Spitze der Gemeinde Nuglar-St. Pantaleon. Heute zählt er zu denjenigen Menschen, die der Aufstieg der Kurtesi-Brüder am meisten freut. «Es war toll mitzuerleben, wie mit den sportlichen Erfolgen der Jungs nicht nur ihre Anerkennung zunahm, sondern schlagartig auch viele andere Probleme aufhörten.» Offenbar sei es so gewesen, «dass die Söhne der Familie Kurtesi zuvor unter besonderer Beobachtung gestanden hatten». Wenn sie auf dem Pausenhof wild waren, «wurde darauf ein spezielles Augenmerk gelegt, obwohl mit Sicherheit auch viele andere Buben sehr wild waren».

Teil der Gemeinschaft

Als Erfolgsfaktoren des örtlichen Unihockey-Vereins, «der den Leuten hier seit je viel bedeutet», habe man sie dann ganz anders wahrgenommen.. «Plötzlich akzeptierte man Adam und seine Brüder als ganz normale Kinder und Jugendliche.» Diese Akzeptanz habe es auch Kurtesis Eltern ermöglicht, sich zu integrieren. «Nun konnten sie endlich wie alle anderen Eltern an der Bande stehen und ihre Söhne anfeuern. Hiedurch kamen sie ins Gespräch und wurden Teil der Gemeinschaft.» So nahm es auch Adam Kurtesi wahr. «Alferd und ich hatten das Glück, über unsere sportlichen Erfolge Wege in die Dorfgemeinschaft zu finden und darüber zugleich unseren Eltern und jüngeren Brüdern das Leben zu erleichtern. Was jedoch ist mit einem Kind, das am Rande steht und kein sportliches Talent besitzt?» Kurtesi glaubt, dass es dann umso wichtiger sei, in den Schulen genau hinzusehen, welche andere Fähigkeiten vorhanden sind, mit denen sich dieses Kind integrieren liesse.

Das setze natürlich den Willen hierzu auf beiden Seiten voraus. Zudem sei es wichtig, «dass es Menschen in den Gemeinden gibt, die als Integrationshelfer wirken».