Eklat an der Ratssitzung

Die Gemeinde Zullwil steht vor der Zwangsverwaltung. Gemeindepräsident Roger Hänggi und die Gemein- deräte Manuel Kohler und Silver Hänggi legen ihr Amt per sofort nieder. Gemeindeschreiberin Tanja Hügli kündigt ihre Stelle.

Den alten Zeiten nah: Zullwil vor dem Mittelalterfest. Foto: Martin Staub
Den alten Zeiten nah: Zullwil vor dem Mittelalterfest. Foto: Martin Staub

Längst geht es dem Komitee Pro Zullwil nur noch darum, den Brei zu verderben. Die Schweinerei ist angerichtet. Doch diese Suppe, die das Komitee der Gemeinde eingebrockt hat, können die Mitglieder nun selber auslöffeln», meinte Gemeindepräsident Roger Hänggi am Montagabend. Die Kontrahenten wollten zum verbalen Gegenschlag ausholen. Doch Roger Hänggi, Gemeinderat Manuel Kohler und Gemeindeschreiberin Tanja Hügli schoben den Riegel. Sie verkündeten ihren Rücktritt bzw. die Kündigung und verliessen den Saal. Silver Hänggi war krankheitsbedingt abwesend.

Es war der Anfang und das Ende der Gemeinderatssitzung. Wenige Minuten zuvor hatte man sich im Ratszimmer um die Stühle gestritten. Es waren mehr kritische Gäste anwesend als gewählte Räte. «Jetzt haben die Ewigkritiker freie Bahn, können das Zepter übernehmen und der Bevölkerung zeigen, wie man es besser macht, sofern sie sich nicht vor der Verantwortung drücken», kommentierte Hänggi.

Ob man sich künftig um die Sitze im Gemeinderatszimmer streiten wird, ist derzeit unklar. Silver Hänggi sagte auf Anfrage, dass er ebenfalls demissioniere. Statthalterin Sandra Christ-Helfenfinger und Gemeinderat Pascal Helfenfinger wollen bleiben, konnten aber noch nicht sagen, ob es Neuwahlen geben wird oder ob die frei werdenden Sitze durch Nachnennungen von den Parteien wiederbesetzt werden. Dass es vorübergehend Unterstützung durch einen Sachwalter brauche, schliessen die beiden nicht aus, da die Gemeinde nicht nur auf der Suche nach einer neuen Führung ist, sondern in kurzer Zeit nun auch die Verwaltung neu besetzen muss.

Schlaflose Nächte

 

Die jetzige Stelleninhaberin Tanja Hügli begründete ihre Kündigung mit den Streitereien im Dorf, diese hätten ihr nicht nur Mehrarbeit bereitet, sondern seien zur echten Belastungsprobe geworden. Die ewigen Sticheleien gegen die Behördenmitglieder verursachten schlaflose Nächte, und da ein Ende nicht absehbar sei, habe sie sich für die Kündigung entschieden.

Die Gemeinde Nunningen will aus diesem Grund nun auch die Zusammenarbeit mit Zullwil aufkündigen. «Dieses Thema verdeutlicht, dass es Pro Zullwil nicht um das Wohl der Gemeinde geht. In der Frage der Auslagerung der Verwaltung nach Breitenbach hatten die Mitglieder von Pro Zullwil eine Zusammenarbeit mit Nunningen vorgeschlagen, um dann genau diese Lösung zu verunglimpfen», gab Roger Hänggi zu bedenken.

 

Rüge vom Regierungsrat

Pro Zullwil hatte Anfang dieses Jahres beim Regierungsrat Aufsichtsbeschwerde eingereicht und dem Gemeinderat die Auslagerung der Verwaltung zum Vorwurf gemacht. Der Regierungsrat wies Anfang April die Beschwerde zwar in den meisten Punkten ab, stimmte den Beschwerdeführern aber zu, dass der Gemeinderat zu wenig unternommen habe, die Stelle im Dorf zu behalten, wie es die Gemeindeordnung vorsehe.

Ausserdem rügte der Regierungsrat die Praxis der Doppelsitzungen und betitelte diese als Schlaumeierei. Die Verfahrenskosten von 2400 Franken legte der Regierungsrat beiden Parteien je zur Hälfte auf. Weiter verwies er auf die Broschüre vom Amt für Gemeinden: «Gemeinderat – Führung, Verantwortung und Freude».