Heilsame Kräfte

In Mariastein diskutierten Fachleute aus dem Bereich Pädagogik und Medizin, wie das Pferd denMenschen helfen kann,die Körperwahrnehmung und Beziehungsfähigkeit zu verbessern.

Setzen sich über die Region hinaus für die Öffentlichkeitsarbeit der Reittherapie ein: (v.l.) Beat Weber vom Vorstand der SG-TR (Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten), Basler Regierungsrat Christoph Brutschin, Vorsteher des Departements für Wi
Setzen sich über die Region hinaus für die Öffentlichkeitsarbeit der Reittherapie ein: (v.l.) Beat Weber vom Vorstand der SG-TR (Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten), Basler Regierungsrat Christoph Brutschin, Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, Buchautorin Marianne Gäng und Hans-Peter Gäng, Referent für Heilpädagogik an den Lehrgängen der SG-TR. Foto: Bea Asper

Wie bringe ich das Kind dazu, sich auf das Pferd einzulassen, wenn es vom Umfeld abgelenkt ist? Zu wenig Selbstständigkeit aus zu viel Fürsorge? Ohne Grenzen geht es nicht.» Zu diesen und weiteren Themenbereichen haben die Mitglieder der Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten an ihrer Jubiläumsversammlung (20 Jahre) im Kurhaus Kreuz in Mariastein sich weitergebildet und Erfahrungen ausgetauscht. Doch blätterte man auch in der Vereinsgeschichte und liess einen Film auf sich wirken, der auf sehr einfühlsame Art die Philosophie des Therapeutischen Reitens in Bildern zum Ausdruck bringt. Er zeigt junge aber auch ältere Menschen, die ihre Scheu verlieren, die Balance finden, Vertrauen gewinnen und innige Liebe ausdrücken. «Seit Alters wurde das Verhältnis des Menschen zu Tieren als bedeutsam erkannt», ist Marianne Gäng aus Rodersdorf überzeugt. Sie ist die Begründerin des Heilpädagogischen Reitens in der Schweiz, Ausbildnerin und Buchautorin. In einer engen Beziehung zu Pferden sei eine positive Wirkung auf die menschliche Psyche zu erkennen. Gäng durchleuchtet in ihren Büchern den Aspekt der Wechselwirkung mit dem Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Mensch und Pferd und auf der emotionalen Beziehungsanbahnung, erschienen im deutschen Reinhardt Verlag. Mit der Frage, ob nicht auch für Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedener Art und Ursache in der Wechselwirkung von Mensch-Tier heilsame Kräfte liegen, beschäftigen sich verschiedene Studien. Unter den Begriffen «Heilpädagogisches Reiten», respektive «Therapeutisches Reiten» werden pädagogische, heilpädagogische und soziointegrative, psychologische, therapeutische und rehabilitative Einflussnahmen mit Hilfe des Pferdes zugunsten von Menschen mit Beeinträchtigungen verstanden. Es beinhaltet wesentlich den Aufbau einer Beziehung, Berühren, Führen und Pflegen des Pferdes, Aufsitzen und Sich-tragen-lassen, Ausreiten auf dem Handpferd, Reiten am Langzügel. «Das Schaukeln löst Glücksgefühle aus, nachweislich werden Hormone ausgeschüttet, die für Zufriedenheit zuständig sind», sagt Caroline Kohler im Gespräch mit dem Wochenblatt. Sie hat bei hyperaktiven Kindern dank der sanften Ruhe ihrer Therapie-Esel sehr positive Wirkungen festgestellt. Die Angebote der Mitglieder der Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten sind sehr vielseitig. Sibylle Schürch bietet mit Hilfe von Islandpferden in Rodersdorf erwachsenen Frauen Unterstützung im Kampf gegen Krebs.

Der Basler Regierungsrat Christoph Brutschin freute sich, für das Patronat angefragt worden zu sein. Er steht in seinem Departement auch der Behindertenhilfe vor und sagte, dass er immer wieder von den guten Diensten der Therapie-Hunde und Pferde höre und wie wichtig diese Tiere für die Menschen seien, «vor allem für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen». Während die Wirkung und Einsätze der Hunde als sehr bekannt gelten, «wird die Arbeit der Reittherapeuten und Reitpädagogen in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen.» Man sollte dies zum Ansporn nehmen, sich noch mehr für die gute Sache einzusetzen und darüber zu sprechen, meinte Brutschin.