Jugend ohne Gott

Eine beeindruckendeLeistung zeigte die Klasse 2W des Gymnasiums Laufental- Thierstein in ihrer Inszenierung von Ödön von Horváths «Jugend ohne Gott».

Bedrückend: Auch ein nervenaufreibender Prozess fördert die Wahrheit (noch) nicht zutage. Foto: Melanie Brêchet
Bedrückend: Auch ein nervenaufreibender Prozess fördert die Wahrheit (noch) nicht zutage. Foto: Melanie Brêchet

Ödön von Horváth veröffentlichte seinen Roman im Jahr 1937, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges also. Bereits ein Jahr später wurde das Werk auf die «Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums» gesetzt. Und das hatte seine Gründe: Von Horváths Roman spielt in den Dreissigerjahren. Ein Lehrer fährt mit seinen Schülern in die Berge in ein Ferienlager zur vormilitärischen Ausbildung. In diesem Lager wird kurz nach einem Streit zwischen zwei Schülern einer von den beiden erschlagen aufgefunden. Es folgen verschiedene Gespräche, eine Beschuldigung und zuletzt ein nervenaufreibender Prozess, in dem der Schuldige gesucht wird. Im Stück ist die Rede vom «Zeitalter der Fische». Gemeint ist damit die Ära des national-sozialistischen Regimes. Die Kinder werden zu teilnahmslosen Mitläufern erzogen, die ohne eigenständiges Denken Parolen aus dem Radio übernehmen. Emotionslos und kalt erleben sie, was um sie herum geschieht, schwimmen aber nie aus dem schützenden Schwarm heraus.

Das Schauspiel der Schülerinnen und Schüler der Klasse 2W war ausnahmslos überzeugend. Sprachlich solide und darstellerisch hervorragend, wussten sie ihr Publikum von der ersten Minute an zu fesseln. Besonders viel wurde der Rolle des Lehrers abverlangt, die aufgrund des grossen Textumfangs auf zwei Personen aufgeteilt wurde. Dies störte die Inszenierung aber in keiner Weise, da die Aufteilung äusserst geschickt vorgenommen wurde, indem sich die Darsteller sowohl als Erzähler als auch als Akteur in den zahlreichen Szenen abwechselten.

Das Theaterstück wurde im Rahmen einer Projektarbeit einstudiert. Der Deutsch- und Geschichtslehrer Peter Hellinger und der Theaterpädagoge Daniel Boos stellten das Stück aus zwei verschiedenen Fassungen zusammen. Ausserdem waren auch Klassenlehrerin Filomena Montemarano und Zeichnungslehrer Martin Meury massgeblich an der Verwirklichung des Theaters beteiligt. Entstanden ist ein atmosphärisch dichtes Stück. Das schlichte und ausgeklügelte Bühnenbild und die geschickt eingesetzte Beleuchtung sorgten zeitweise für eine bedrückende Stimmung, die dem Stoff Ödön von Horváths auch gerecht wurde. Zu Recht ernteten die jungen Leute am Ende grossen Applaus.