Ganz Dittingen zitterte vor «Glotzi»

An zwei Abenden ging das Kindermusical «Glotzi-das Fernsehmonster» der Primarschule Dittingen über die drei Turnhalle-Bühnen. Getextet und komponiert hatte es Sophie Jermann als ihre Matura-Arbeit.

Und es gibt das Monster doch: Glotzi, das Fernsehmonster, treibt der zu Tode erschrockenen Roxy (r.) die Fernsehflausen endgültig aus.

Und es gibt das Monster doch: Glotzi, das Fernsehmonster, treibt der zu Tode erschrockenen Roxy (r.) die Fernsehflausen endgültig aus.

Kein Monster? Die Polizei (vorne) findet den Grund für die Fernseh-Panik bei den Dittingern selbst, die fünf Freunde (hinten) wissen es viel besser…: Fotos: Roland Bürki

Kein Monster? Die Polizei (vorne) findet den Grund für die Fernseh-Panik bei den Dittingern selbst, die fünf Freunde (hinten) wissen es viel besser…: Fotos: Roland Bürki

Fast «tout» Dittingen wartete an diesem Mittwochabend gespannt auf Einlass in die Turnhalle, hatte doch die ganze Primarschule samt Kindergarten in den letzten 15 Wochen mit Begeisterung an einem Musical gearbeitet und viel geprobt. Geschrieben und komponiert hatte es Sophie Jermann, die das Gymnasium Münchenstein mit Schwerpunkt Musik absolviert. «Das Musical ist meine Matura-Arbeit, die durch die beiden Aufführungen nun nicht einfach nur Theorie bleibt», erklärte die Maturandin dem Wochenblatt. Für die Eltern, Grosseltern, Verwandten und Bekannten war es offensichtlich ein Vergnügen, die Sprösslinge in einer der 25 Rollen oder im Gesamtchor zu bewundern. Da winkte man sich zu Beginn auch gerne mal verschmitzt zu. Dass die Geschichte um die fernsehsüchtige Schülerin Roxy in der fast heilen Dittinger «Schnägge-Welt» mit vielen bekannten Gesichtern spielte, machte die Sache noch um einiges pikanter.

Wenn die Fernsehsucht zur Plage wird

«Sie hockt nur noch vor der Glotze», ärgerten sich Roxys Freunde, die doch so gerne draussen «Räuber und Bulle» spielen wollten. Das bestätigte ein Blick in das Zimmer des Teenagers mit der «Superglotze von 75 Zoll», vor dem sie sich unter hörbarem Krachen laufend Pommes Chips einschob und durch TV-Serien zappte. «Mir mache alles zämme, niemer mues sich schäme», sangen dagegen der Chor und Roxys Freunde draussen gegen Fernsehsucht und für ihre Outdoor-Spiele. Wirkungsvoll unterstützt von Sophie Jermann am Klavier, June am Cello und den beiden Schlagzeugern Amon und Fabio. Insgesamt acht humorvolle, zum Stück passende Songs stimmten das Publikum auf den jeweiligen Stand der Geschichte ein. Das Fernsehen blieb immer im Fokus der von einem heimlichen Lausbub dazu verführten Roxy, die aber bei Champions League, «Netz Natur» oder «Bauer ledig» sofort ihr geliebtes oder zuweilen auch «blödes Chäschtli» drückte. Sehr zum Ärger der Zuschauer, die da mehr sehen wollten vom «Bärgmattehof-Sepp», der Schulleiterin und ihren Geissen oder dem Traktoranhänger voller heiratswilliger Dittinger Schönheiten im Dirndl. Ein toller Gag waren auch die beiden Lehrerinnen, die erst über die grassierende Fernsehsucht lamentierten, um dann zu erröten: «Hast du den neuen knackigen Bachelor auch gesehen?» Fauchend und zischend war es schliesslich die Schulschauspielerin Paula, verkleidet als schreckliches «Glotzi Monster», welche Roxy beinahe zu Tode erschreckte, ihr TV-Gerät entführte und ihr die Fernsehsucht gründlich austrieb. Die Kunde von diesem Fernseh-Monster versetzte ganz Dittingen in Panik, überall verschwanden die Fernsehgeräte und der Chor sang: «Im ganze Dorf düe alli zittere, will si s Glotzi Monster wittere». Nun, die Polizei klärte die Sache, fand keine Spur vom Monster, sondern Spuren der Dittinger, die ihre TV-Kiste vorsorglich versteckt hatten. Nur Roxys Freunde wussten es viel besser als die Polizei… Und natürlich auch das total begeisterte Publikum, das nachher mit einem Glas «Aigle» etwas gegen das Zittern und die Monsterangst tun musste.