Aus der Klassenarbeit wird ein Buch

Schüler der elften Klasse des Regionalen Gymnasiums in Laufen berichteten letzten Freitagabend von ihrer Projektarbeit «Erinnerungen an den Holocaust» mit Klassenfahrt nach Israel.

Yad Vashem Holocaust Mahnmal: Einer der von der Laufner Gymnasiumsklasse besuchten Orte. Foto: zvg
Yad Vashem Holocaust Mahnmal: Einer der von der Laufner Gymnasiumsklasse besuchten Orte. Foto: zvg

Als die Idee aufkam, im Oktober für die Projektarbeit nach Israel zu reisen, jagten den Schülerinnen und Schülern und den Angehörigen Schreckensbilder durch den Kopf. «Beim genaueren Hinschauen legte sich die anfängliche Skepsis und die Vorfreude nahm Überhand», erzählten Luca Rüegg und Mischa Meier letzten Freitagabend in der Neuhofschüüre in Laufen. Sie hatten zusammen mit ihren Kollegen der elften Klasse des Regionalen Gymnasiums in Laufen zur Präsentation ihrer Projektarbeit eingeladen. Entstanden ist nicht nur eine umfangreiche Klassenarbeit als Aufwärmtest für die Reifeprüfung, sondern ein 50-seitiges Buch für die Öffentlichkeit. Dieses sollte man sich nicht entgehen lassen. Was die Jugendlichen aus ihrem Blickwinkel und aus den Gesprächen vor Ort erzählen, sind weit mehr als «Erinnerungen an den Holocaust». Es sind Eindrücke, die unter die Haut gehen. «Die Besuche in den Museen, Gedenkstätten, an den heiligen Orten und der Klagemauer, vor allem aber die Gespräche mit den Menschen dort, gingen nicht spurlos an uns vorbei», erzählten Luca und Mischa. «Es wurde uns bewusst, welche Bedeutung der Holocaust in Israel hat.» Mit der Tiefgründigkeit habe sich aber auch die Sichtweise verändert. «Das Leid liegt zurück, die Gedanken daran sind aktuell, vor einem liegt die Zukunft.» Schwermut mit Humor zu begegnen, diese Zukunftsstrategie entdeckten die Jugendlichen aus dem Laufental-Thierstein bei den Gleichaltrigen in Israel: «War jemand streng, hiess es in der Umgangssprache schnell einmal: So ein Hitler.»

Mit Blick in die Zukunft sei natürlich die Frage aufgetaucht: «Wird es wieder zu einer Massenverfolgung kommen?» Die interviewten Jugendlichen im Kibbuz bejahten dies, meinten aber, dass es nicht wieder die Juden treffen werde. «Denn Israel hat eine starke Armee». Die Beziehung zur Armee und Sicherheit sei dort ganz anders als hier, heisst es in der Projektarbeit. «Überall ist die Armee präsent und den Jugendlichen ist bewusst, dass ihr zwei oder drei Jahre dauernder Dienst in der israelischen Armee wichtig ist für das Überleben ihres Landes.» Sie seien 17 Jahre alt und somit im Alter für den Eintritt in die Armee, nach dem Abschluss der Highschool sei es soweit.

Die Gymnasiasten verbrachten sechs Tage im Kibbuz Yizrael und erlebten hautnah, wie dort über 500 Menschen in einer Gemeinschaft zusammenleben, im selben Raum essen und das Geld, welches sie auf der Arbeit verdienen, einwerfen in den Gemeinschaftstopf. «Seit unserer Rückkehr ist die Wertschätzung für freiheitliche Lebensgestaltung schon auch ein wichtiger Gedanke, der uns begleitet», resümierte Mischa Meier. Er hat in der Projektarbeit die Aufgabe des Pressesprechers übernommen. Dank dem, dass alle Klassenkameraden viel Eigeninitiative und Teamgeist bewiesen, ist ein geniales Werk entstanden.

Für das Engagement gab es von Klassenlehrerin Noelle Borer ein grosses Lob und vom zahlreich erschienenen Publikum herzlichen Applaus. Die Gäste wurden von den Jugendlichen belohnt mit einem Videofilm und kulinarisch verwöhnt mit israelischen Spezialitäten. Jetzt konzentrieren sich die Jugendlichen auf den Buchverkauf. Denn damit wollen sie ein Versprechen einlösen. «Wir möchten den in Israel getroffenen Jugendlichen einen kostenfreien Besuch in der Schweiz ermöglichen. Denn uns war der Aufenthalt im Kibbuz offeriert worden, wir hatten nur für die Flugkosten aufzukommen», erklärte Mischa Meier.

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