«Sterben müssen wir alle»

Vor 40 Jahren taten sich sieben Laufentaler Gemeinden zusammen, um eine Spitex zu gründen. Der Verein wollte Pflegebedürftigen die Möglichkeit geben, möglichst lange im eigenen Heim verbringen zu können. Dieses Thema stand auch im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier.

Wer wagt sich auf die Bühne? Die Moderatorin Verena Gauthier-Furrer der Theatergruppe «impuls» ermutigte, auf die Bühne zu kommen, um dem Theaterstück eine neue Wendung zu geben.Foto: Gaby Walther
Wer wagt sich auf die Bühne? Die Moderatorin Verena Gauthier-Furrer der Theatergruppe «impuls» ermutigte, auf die Bühne zu kommen, um dem Theaterstück eine neue Wendung zu geben.Foto: Gaby Walther

Bahnbrechend sei die Gründung der Spitex Laufental vor 40 Jahren gewesen, erklärte Vorstandspräsidentin Barbara Streich am letzten Freitag im Seniorenzentrum Rosengarten in Laufen. Auf Initiative von Magda Richterich hatten sich im Jahr 1977 sieben Gemeinden des Laufentals zusammengeschlossen, um den Verein für Familienhilfe und Krankenpflege zu gründen. Es bestand damals schon der Wunsch von vielen Pflegebedürftigen, möglichst lange Zeit im eigenen Heim verbringen zu können. Am Anfang waren es eine Krankenschwester und eine ausgebildete Familienhelferin, welche Hausbesuche machten, heute sind 40 Frauen und Männer in Teilzeitpensen, verteilt auf 22 volle Stellen, bei der Spitex Laufental angestellt. Mit zehn Gemeinden bestehen Leistungsvereinbarungen.

Doch nicht mit Jubel, Trubel, Heiterkeit wollte die Spitex ihr 40-jähriges Bestehen feiern – «Das würde nicht passen», meinte Barbara Streich –, sondern mit etwas Persönlichem, einem Thema, welches alle betrifft. «Sterben müssen wir alle», ergänzte Streich und so spielte auf der aufgestellten Bühne im Seniorenzentrum die Theatergruppe «impuls» das Stück «Ich sterbe zu Hause – meine Familie wird’s richten!».

Eingreifen ins Theaterstück

Es ist Weihnachten. Doch herrscht eine getrübte Stimmung. Grossmutter Luise teilt ihrer Familie mit, dass sie unheilbar an Darmkrebs erkrankt ist. Sie wünscht sich, daheim sterben zu dürfen und nicht in ein Heim gehen zu müssen. Natürlich stimmen die beiden Söhne sofort zu. Einfach wird es jedoch nicht. Der Grossteil der Pflegearbeit bleibt an der Schwiegertochter hängen und nach einem Jahr, nach völliger Überlastung, verschwindet die Schwiegertochter. Realitätsfremd? «Einen Menschen zu Hause zu pflegen, ist eine grosse Leistung», erklärte die Moderatorin Verena Gauthier-Furrer und forderte nach dem 40-minütigen Theaterstück die rund 100 Anwesenden auf, sich Gedanken zu machen, was schiefgelaufen ist, wie die Beteiligten anders hätten reagieren können und ob eine Betreuung zu Hause überhaupt möglich ist.

Nochmals traten die Schauspielerinnen und Schauspieler auf die Bühne und begannen das Stück zu spielen. Nun sollte das Publikum reagieren, in die Szenen eingreifen, den Part der Bühnenperson übernehmen und eine bessere Lösung vorspielen. Tatsächlich funktionierte es und einige mutige Frauen und ein Mann getrauten sich auf die Bühne. Vor allem die Fachfrauen der Spitex zeigten auf, wie mit einer solch schwierigen Situation umgegangen werden kann. Sie zeigten, wo zusätzliche Hilfe zur Betreuung einbezogen werden soll und wie wichtig es ist, dass alle Beteiligten ihre Bedürfnisse zur Sprache bringen und ernst genommen werden. Ebenso sollten vor einem solch wichtigen Entscheid einige Diskussionen, Abklärungen und Vorbereitungen getroffen werden. Das interaktive Theaterstück bewog nicht nur zum Zuschauen, sondern auch zum Mitmachen, Mitdenken und sorgte somit für Nachhaltigkeit. Eine spannende und unterhaltsame Art, um mit einem ernsthaften und schweren Thema konstruktiv umzugehen. Anschliessend an das Theaterstück wurde das Jubiläum mit einem Apéro doch noch gefeiert und abgerundet.

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