Sackgebühren sollen sinken

Tiefere Sackgebühren, entlassene Müllmänner, und viel Misstrauen: dies die vorläufige Bilanz. Seit die KELSAG die Abfalltouren neu ausgeschrieben hat, brodelt es.

Abfall: Die Säcke sollen billiger werden. Foto: Gini Minonzio
Abfall: Die Säcke sollen billiger werden. Foto: Gini Minonzio

Gemeindepräsidentinnen, Werkarbeiter, Kantonsrätinnen und Verwaltungsangestellte: Alle freuten sich, wenn sie an den berühmten Neujahrsapéro der Bieli Transport AG eingeladen wurden. 19 Jahre lang hatte die Firma den heiss begehrten Netzwerkanlass ausgerichtet. Nun ist Schluss. Es sei ein Klima geschaffen worden, in dem er den Neujahrapéro nicht mehr weiterführen wolle, erklärte der ehemalige Geschäftsinhaber Urs Bieli in einem Brief an seine ehemaligen Gäste. Er ist noch immer ungehalten darüber, wie die KELSAG letzten Sommer die Abfalltouren neu ausgeschrieben hat. Bieli Transport AG hat zusammen mit H. Vogelsanger AG (Arlesheim) 16 Jahre lang den Abfall eingesammelt. Ab Januar wird neu die Arbeitsgemeinschaft H. Vogelsanger AG und Autogesellschaft Sissach-Eptingen AG (ARGE) zuständig sein. Der Bieli Transport AG entgeht somit ein grosser Auftrag. «Wir mussten nun vier Leute entlassen», erklärte Bieli.

WIR-Geld als Kriterium

Für Bieli sind viele Fragen noch offen. Ein Kriterium der Ausschreibung war, ob die Transportfirmen einen Teil der Bezahlung statt in Schweizer Franken in WIR-Geld annehmen. Bieli stösst dieses noch immer auf: «Man kann ja das WIR-Geld nicht dazu benutzen, Steuern oder Löhne zu zahlen. Und will man es in Franken umtauschen, verliert es einen Drittel an Wert.»

Ob eine Firma WIR-Geld annimmt, wurde bei der Vergabe nur mit 5 Prozent gewichtet. Es war kein Muss, erklärt dazu Germann Wiggli. Er ist zugleich Verwaltungsratspräsident der KELSAG und Geschäftsleiter der WIR-Bank. Demgegenüber kontert Bieli, dass man die Ausschreibung sehr wohl verlieren könne, wenn man kein WIR-Geld nimmt.

Die KELSAG sei seit 1998 dem WIR-Netzwerk angeschlossen, so Wiggli. Sie habe in den letzten drei Jahren im Schnitt 27'500 WIR Franken pro Jahr angenommen und deshalb einen Mehrumsatz von jährlich rund 275'000 Franken gemacht. Die ARGE habe sich freiwillig anerboten, jährlich knapp 60'000 WIR Franken anzunehmen.

Säcke sollen billiger werden

Die Offerte der neuen ARGE ist sehr tief: 20 Prozent tiefer als die Offerte der nächstteuren Drittfirma und knapp 50 Prozent tiefer als die Offerte von Bieli Transport AG. Bieli fragt sich, wie das möglich sein kann. «Bei den Steuern, den Leasingkosten für die Fahrzeuge und dem Diesel müssen alle gleich viel bezahlen. Sparen kann man nur bei den Löhnen», erklärte Bieli. Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG biete neutrale Berechnungstabellen an. Der Verwaltungsrat hätte damit eine Plausibilitätsberechnung machen müssen, um festzustellen, ob Preisdumping betrieben werde, so Bieli. «Selbstverständlich haben wir die Plausibilität der Offerten streng überprüft», entgegnete Wiggli und zeigte die entsprechenden Bundesordner voller Unterlagen. Die ARGE habe die unproduktiven Wartezeiten der Kehrichtwagenbelader reduziert. Statt vier Müllmänner brauche es nur noch zwei.

Als Folge der neuen günstigen Verträge könnte der KELSAG-Sack billiger werden. «Der Verwaltungsrat wird der nächsten Generalversammlung eine Reduktion von 2,70 auf 2,00 Franken für den 35-Liter-Sack vorschlagen», so Wiggli.

Wieso hat KELSAG angesichts dieser massiven Einsparung die Kehrichtabfuhr nicht schon früher neu ausgeschrieben? «Eine Ausschreibung ist sehr aufwändig und kostet 30'000 Franken», antwortete Wiggli. Auch wollte KELSAG abwarten, bis die Schlackendeponie voll ist, was eine grosse Änderung beim Transport zur Folge hat. Zudem gebe es im regionalen Transportwesen erst seit drei bis vier Jahren eine nennenswerte Konkurrenz.

Bieli erwidert, dass in der Region schon seit Anfang Jahrhundert ernsthafte Konkurrenz besteht. Die neuen Verträge gelten nur für zwei Jahre. Er geht davon aus, dass der Auftrag dann neu ausgeschrieben wird.

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