Ein lebender Weihnachtsbaum im Wohnzimmer

Statt den Weihnachtsbaum nach seinem kurzenAuftritt in der warmenStube zu verbrennen,können in RöschenzWeihnachtsbäume im Topf gemietet werden. Patrick Bolliger liefert den Baum nach Hause und holt ihn nach den Festtagen wieder ab.

Nordmanntanne im Topf: Auf einem Stück Kulturland in Röschenz pflegt Patrick Bolliger die Tannen, welche an Weihnachten vermietet werden.
Nordmanntanne im Topf: Auf einem Stück Kulturland in Röschenz pflegt Patrick Bolliger die Tannen, welche an Weihnachten vermietet werden.

Über eine Million Weihnachtsbäume werden in der Schweiz jährlich verbrannt. Eine ökologische Verschwendung, findet Patrick Bolliger. Animiert durch einen Fernsehbeitrag über eine Firma in Freiburg, begann der gelernte Gärtner sich mit dem Modell «Vermietung von Weihnachtsbäumen» auseinanderzusetzen. «Meine Freundin Eva Schnell und ich waren im Herbst vor einem Jahr auf Mallorca in den Ferien und haben von dort aus spontanbegonnen, diese Idee umzusetzen», erzählt Bolliger. Im Internet fanden sieeinen Lieferanten in Dänemark undbestellten kurzerhand 100 Nordmanntannen im Topf. «Einige haben unser Projekt belächelt, doch die meisten waren begeistert, und innert kürzester Zeit hatten wir, ohne Werbung machen zu müssen, nur über Mundpropaganda und Facebook, alle Tannen vermietet», erzählt Bolliger. Nebst dem ökologischen Grundgedanken habe er älteren Menschen, die gerne einen Weihnachtsbaum haben, aber ihn nicht mehr selber holen können, einen Service anbieten wollen. Doch erstaunlicherweise waren es vor allem junge Leute mit Familie, die einen Baum gemietet hatten.

Für diese Weihnacht hat er weitere 150 Bäume dazugekauft. Am kommenden Samstag, 10. Dezember, können die Bäume an der Oberdorfstrasse 37 in Röschenz besichtigt und ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen drei Grössen. Zwischen dem 19. und 24. Dezember liefert Bolliger die Bäume aus, und zwischen dem 3. und 11. Januar holt er sie wieder ab. Seine Freundin hilft in der Administration, und ihre zwei erwachsenen Kinder und eigentlich die ganze Familie helfen in der strengen Zeit der Planung und Auslieferung tatkräftig mit. «Im letzten Jahr haben wir die Bäume nach Wunsch ausgeliefert, in diesem Jahr werde ich die Auslieferung etwas besser koordinieren, um Zeit zu sparen und termingerecht liefern zu können», meint Bolliger. Trotz des Zeitdrucks schätzt er es, mit den Mietern in Kontakt zu kommen und ein bisschen zu plaudern. Wenn niemand zu Hause ist, deponiert er den Baum vor der Haustür. Der Topf, in dem der Baum steckt, ist erstaunlich klein, und somit ist die Tanne nicht sehr schwer und kann leicht ins Haus transportiert werden.

Natürlich müssen die Mieter zum Baum Sorge tragen. Sie dürfen ihn schmücken, jedoch keine Äste abschneiden, auch nicht den Spitz, sollen dem Baum täglich ein Glas Wasser geben und ihn nicht zu nahe zu einem Heizkörper stellen. Dafür steht dann ein lebendiger statt ein toter Baum im Wohnzimmer, verliert keine Nadeln und im nächsten Jahr kann der gleiche Baum wieder gemietet werden.

Die meisten Bäume seien im letzten Jahr in sehr gutem Zustand zurückgekommen, berichtet Bolliger. Der heikle Moment für die Tannen sei die Rückkehr von der warmen Stube nach draussen in die Kälte. Der letzte Winter war zum Glück warm, sodass nur ein Baum eingegangen war. In diesem Jahr hat Bolliger die Möglichkeit, die Bäume zur Akklimatisierung in den Werkhof zu stellen. Danach kommen die Tannen im Topf in einem weiteren Topf in die Erde. «Die Nordmanntanne macht eine Pfahlwurzel, deshalb wird sie im Topf grossgezogen und bleibt im Topf, ansonsten könnte man sie nicht mehr ausgraben, ohne die Wurzel zu stark zu verletzten.» Bolliger ist immer noch etwas am Experimentieren mit seiner Weihnachtsbaumvermietung. Er ist gespannt, wie viele Leute am Samstag vorbeikommen werden und ob er genug Bäume haben wird. Was er mit den Tannen macht, die dann irgendwann zu gross sein werden, weiss er noch nicht so genau. Dass er aber mit seinen lebenden Tannen ein Bedürfnis deckt, beweist der bisherige Erfolg.

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