Zwei Flugzeuge stürzen auf Dittingen

Nach einem traumhaften ersten Flugtag am Samstag kommt es am Sonntagmorgen kurz nach Programmbeginn zur Tragödie. Zwei Flugzeuge stürzen ab, ein Pilot kommt ums Leben.

Nur Trümmerteile: An der Absturzstelle des verunglückten Piloten mitten im Dorf sieht es furchtbar aus. Foto: ZVG
Nur Trümmerteile: An der Absturzstelle des verunglückten Piloten mitten im Dorf sieht es furchtbar aus. Foto: ZVG

Was für ein tragisches, abruptes Ende der diesjährigen Dittinger Flugtage. OK-Präsidentin Regina Weibel machte sich gerade daran, die zahlreichen Ehrengäste im VIP-Zelt zu begrüssen, als es gegen 11.20 Uhr im Luftraum über dem Flugplatz und Dorf Dittingen zur fatalen Kollision kam. Ein 50-jähriger Pilot der dreiköpfigen süddeutschen Flugformation Grasshoppers hatte bei einem Formationsmanöver mit seinem Leichtflugzeug seinen Vordermann an der Unterseite von dessen Rumpf touchiert, was zum unkontrollierten Absturz beider Flugzeuge führte.

Während das vordere Flugzeug steil nach unten stürzte und mit einem Explosionsknall hinter den Baumreihen verschwand, öffnete sich bei der hinteren Maschine der Rettungsfallschirm, ehe sie trudelnd zu Boden ging. Wie Polizeisprecher Meinrad Stöcklin später feststellte, hatte dieser Pilot nicht nur rechtzeitig das Rettungssystem betätigen können, ihm gelang auch trotz des bei der Kollision zerstörten Propellers die Notlandung im Garten eines Wohnhauses am Obermattweg. Das rettete ihm das Leben, er konnte unverletzt aus dem Cockpit steigen. Der dritte Pilot in der intakten Maschine kreiste noch einige Minuten über den beiden Absturzstellen, ehe er in Dittingen sicher landete. Beide wurden anschliessend von den Untersuchungsbehörden befragt.

Auf Windböen anfällig

Für ihren Kollegen kam dagegen jede Hilfe zu spät. Vermutlich kam der Pilot in dem Moment ums Leben, als sich sein Flugzeug in eine Scheune mitten im Dorfkern bohrte und in unzählige Trümmerteile zerbarst. Besonders tragisch: Die Frau des getöteten Piloten musste den Unfall wie Tausende anderer Flugshow-Besucher vom Boden aus mitverfolgen, ehe sie später von Care-Spezialisten betreut wurde.

Über die genaue Unfallursache konnten Vertreter der Polizei, des Organisationskomitees und des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) an der um 15 Uhr durchgeführten Medienkonferenz keine weiterführenden Angaben machen. Es müssten zunächst die Untersuchungen der Baselbieter Polizei, Staatsanwaltschaft und der Sicherheits-Untersuchungsstelle (Sust) abgewartet werden. Alle Verantwortlichen drückten ihre Teilnahme mit den Hinterbliebenen und tiefe Betroffenheit aus. Unbestritten ist, dass zum Unfallzeitpunkt in dieser niedrigen Flughöhe gute Sicht und kein Regen herrschten.

Bazl-Sicherheitsinspektor Dieter Haldemann, der am Freitag das Programm der drei Piloten abgenommen und für unbedenklich eingestuft hatte, stellte am späten Nachmittag fest, dass Ultraleichtflieger vom betroffenen Typ Ikarus C-42 auf plötzliche Windböen und Turbulenzen besonders anfällig sein können. Darum hatten die Piloten der Grasshoppers laut Haldemann auch gewünscht, am wettermässig trüben Sonntag am Vormittag und als erster Programmpunkt starten zu dürfen.

Diese erste, so tragisch verlaufene Sonntagsvorführung, war zugleich die letzte: Um 12.15 Uhr entschlossen sich alle übrigen Piloten, das Flugmeeting sofort abzubrechen. Zu jenem Zeitpunkt hatte sich unter den Veranstaltern, den ehrenamtlichen Helfern und Zuschauern eine stille Betroffenheit breitgemacht. Es gab Kinder, die das Miterlebte zunächst nicht verarbeiten konnten und in Tränen ausbrachen.

Kritik von Anwohnern

Gleichzeitig brandete weiter unten im Dorf neben dem Mitgefühl auch Kritik auf. Der Unfall zeige exemplarisch, dass die Sicherheit der Bevölkerung trotz gegenteiliger Beteuerungen der Veranstalter nicht gewährleistet sei, sagte eine Anwohnerin. Regierungsrätin Sabine Pegoraro sprach von «hundert Schutzengeln», die Dittingen gehabt habe, nahm aber gleichzeitig die Organisatoren in Schutz: «Ich komme schon seit vielen Jahren nach Dittingen, und die Flugtage sind stets hervorragend organisiert.»

 

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