Er trägt den Genius schon im Namen

Der russische Pianist Lukas Geniušas begeisterte am 2. April das Publikum in der St. Katharinenkirche mit den Etudes op. 10 und 25 von Chopin sowie Stücken von Béla Bartók und Sergei Prokofjew.

Von ihm wird man in Zukunft noch hören: Der russische Pianist Lukas
Von ihm wird man in Zukunft noch hören: Der russische Pianist Lukas

Auf Empfehlung von Gidon Kremer fand der erst 24-jährige, mehrfach ausgezeichnete Lukas Geniušas den Weg nach Laufen. Wer am Mittwoch dem Klavierrezital lauschte, wurde Zeuge eines denkwürdigen Musikereignisses. Der 1990 in Moskau geborene Pianist, der von seiner Grossmutter Vera Gornostaeva am Moskauer Konservatorium unterrichtet worden war, wählte als ersten Programmpunkt die 24 Etudes op. 10 und op. 25 von Frédéric Chopin, die «Magna Charta des Klavierspiels», wie sie einmal genannt wurden. Rund 80 Minuten auswendig und kräftezehrend zu spielen und niemals angestrengt zu wirken, dies allein schon ist bemerkenswert. Geniušas vermochte schon in der ersten Etude op. 10, Nr. 1 in C-Dur das Publikum durch perlendes Spiel in seinen Bann zu ziehen. In der Etude Nr. 3 in E-Dur, die oft in verkitschter Fassung zu hören ist, gelang es ihm, den Kontrast von verschatteter – aber nie unklarer – Begleitung zur Melodiestimme herauszuarbeiten. Der Pianist wusste stets durch gebändigte Dynamik, variantenreichen Anschlag, singenden Klang der Führungsstimme, Präzision und Musikalität zu gefallen. Besonders hörbar wurde dies in der sanglichen f-moll-Etude op. 10, Nr. 9, wo Geniušas den Echoeffekt grossartig gestaltete.
Mit der sogenannten Revolutionsetude («Noch ist Polen nicht verloren») in C-moll ging der erste Teil von Chopin zu Ende. Hier konnte man nochmals die Kraft der stupenden linken Hand und die Rhythmussicherheit des Pianisten bewundern. In Chopins Etüden op. 25 schien er sich nochmals zu steigern. Hochkonzentriert und auf eine fast unheimliche Weise unangestrengt jagte er durch die rasenden Läufe und fulminanten Steigerungen. Der bescheidene Chopin-Interpret der jungen Generation zelebrierte seine Virtuosität nicht, sondern liess sie hinter der Musikalität zurücktreten.
Musik des 20. Jahrhunderts
Nach der Pause spielte Geniušas die drei Burlesken von Béla Bartók op. 8c. Die Miniaturen sind rhythmusbetont, impressionistisch und scheinen in ihrer teilweisen Fiebrigkeit bereits auf den 1. Weltkrieg vorauszudeuten. Der Pianist meisterte diese teils hämmernden, teils filigranen Klänge, die mit ihren Synkopen den Jazz vorwegzunehmen scheinen, mit sichtlichem Vergnügen. Mit der abschliessenden Sonate Nr. 7 op. 83 von Sergei Prokofjew («Stalingrad», 1942) liess Geniušas nochmals das russische Feuer aufblitzen. Besonders aufpeitschend wirkt der dritte Satz, den man auch als Hommage an das Maschinenzeitalter hören kann. Der lange Applaus kitzelte zwei Zugaben heraus, am Schluss die Bearbeitung eines russischen Volkslieds.

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