Gift fliesst langsam die Birs ab

Fische und Fischliebhaber können aufatmen: Nach jahrelanger Suche konnte ein grosser Umweltsünder gestoppt werden. Es fliesst weniger Gift in die Birs.

Heimtückisch: Die Idylle trügt beim Zusammenfluss von Lüssel und Birs.  Foto: Gini Minonzio
Heimtückisch: Die Idylle trügt beim Zusammenfluss von Lüssel und Birs. Foto: Gini Minonzio

Die Birs wird sauberer. Endlich. Die Suche nach dem Umweltsünder hatte vier Jahre gedauert. Erst 2011 hatte der Kanton Jura herausgefunden, dass die Firma vonRoll Infratec in Choindez Abwasser mit hochgiftigen polychlorierten Biphenylen (PCB) in die Birs leitete. Der sofortige Stopp hat endlich eine Verbesserung gebracht. «Der aktuelle Gehalt in der jurassischen Birs entspricht ungefähr demjenigen von unbelasteten Flüssen», sagte Nicolas Eichenberger, Leiter der Abteilung Wasser und Umwelt des Kantons Jura. Auch die Fische sind besser dran. Der PCB-Gehalt in den Forellen beträgt nur noch einen Fünftel des Wertes von 2008. Er liegt damit unterhalb der gesetzlichen Höchstgehalte. Dennoch wird der Kanton die Einschränkungen des Konsums und der Fischerei erst in einem Jahr aufheben, wenn das Wasserreglement überarbeitet wird. Dies geschieht in Absprache mit den Fischern, so Eichenberger.

Wirkungen auf den Unterlauf?
Ob nun auch weniger PCB die Laufentaler Birs vergiften, werde sich in diesen Tagen weisen, wenn die neue Studie vorliege, erklärte Daniel Zopfi, Stellvertreter Jagd- und Fischereiwesen Baselland. Die Vorstudien sehen gut aus. Allenfalls kann man dann die jahrelange Einschränkung des Konsums und der Fischerei lockern, so Zopfi.
Während die PCB in der Birs jahrelange Untersuchungen, Verfügungen, Strafverfahren nach sich gezogen haben, fliessen sie in der Lüssel von kantonalen Verfahren unbehelligt vor sich hin.
Eigenverantwortung oder Fürsorge
2008 hatte der Kanton Baselland in der Lüssel mehr PCB gefunden als in der Birs. Der Kanton Solothurn habe daraufhin mögliche Standorte auf PCB-Quellen geprüft. Auch das Breitenbacher Grundwasser wurde untersucht; darin habe man kein PCB gefunden, erklärte Philipp Staufer, Solothurner Leiter Abteilung Wasser. Der Kanton hat die Lage so eingeschätzt, dass die PCB-Werte in der Lüssel nicht steigen sollten. Weiter hat er nichts unternommen. «Aus den vorgefundenen Werten und den gesetzlichen Grundlagen dafür leitet sich kein Handlungsbedarf ab», sagte Staufer. Im Gewässerschutz gibt es keine Höchstwerte für PCB-Kontaminationen. Und die Werte in der Lüssel sind weit unterhalb der Prüfwerte für Kinderspielplätze. Diese sind die schärfsten des Boden- und Abfallrechts.

Nicht einmal der Konsum der Fische wurde eingeschränkt. «Es gibt keine gesetzlichen Grundlagen dafür», sagte Martin Kohler, Leiter Solothurner Lebensmittelkontrolle. Denn es werden keine Lüsselfische verkauft und das Lebensmittelgesetz gilt nicht für den Eigenkonsum. Das Bundesamt für Umwelt hatte seinerzeit die Öffentlichkeit eingehend über die Thematik informiert, so Kohler

Während Solothurn also vor den Gesetzeslücken kapitulierte und auf Eigenverantwortung setzte, hat Baselland den fürsorglichen Weg gewählt und die Gesetzeslücken mit dem Gesundheitsgesetz gestopft.
Verschwunden sind die PCB übrigens nicht. Sie sind im Schlamm abgelagert, werden langsam wieder freigegeben und fliessen nach und nach in den Rhein, um dort Fisch und Fischer zu vergiften.

Tückisches Gift

Geringe Dosen PCB, die über eine längere Zeit aufgenommen werden, verursachen Krebs und schädigen Ungeborene und Hoden. Es dauert Jahre, bis PCB vom Körper ausgeschieden werden. PCB sind seit 1986 verboten. Vorher wurden sie unter anderem verwendet als schwer entflammbare Weichmacher bei der Kabelherstellung, in Transformatoren und in Lacken.

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