Ein Schwarzbube lebt seinen Traum

Der 18-jährige Noah Dettwiler, in Flüh aufgewachsen, wird 2024 in der Moto3 eine komplette WM-Saison bestreiten, sodass nach dem Rücktritt von Tom Lüthi 2021 wieder ein Schweizer Fahrer im GP-Zirkus dabei ist.

Furchtlos und schnell: Noah Dettwiler will 2024 eine gute Figur in der Moto3-WM-Saison und Werbung für die Schweizer Motorrad-Fahrer machen. Foto: Ronny Lekl/ZVG
Furchtlos und schnell: Noah Dettwiler will 2024 eine gute Figur in der Moto3-WM-Saison und Werbung für die Schweizer Motorrad-Fahrer machen. Foto: Ronny Lekl/ZVG

Im kommenden Jahr dürfte im idyllisch gelegenen Flüh an einem Sonntagnachmittag in so mancher Stube Motorenlärm zu hören sein. Noah Dettwiler darf im kommenden Jahr nach einem positiv verlaufenen fahrerischen «Vorstellungsgespräch» im österreichischen Spielberg die erste Moto3-WM-Saison bestreiten. Er konnte beim französischen CIP-Team für zwei Jahre unterschreiben. Nachdem 2021 der damals 20-jährige Jason Dupasquier tödlich verunglückte und im selben Jahr in der Moto2 Tom Lüthi zurücktrat, war kein Schweizer Fahrer mehr in den GP-Klassen am Start. Kein Wunder schauen die Schweizer Bikefans mit Interesse auf die kommende Saison und auf Noah Dettwiler. Doch blättern wir zurück.

Mit sechs Jahren auf dem Motorrad

Aufgewachsen wie fast jeder Junge in dem Alter, war in Flüh, dem Ortsteil von Hofstetten-Flüh an der französischen Landesgrenze, bei den Dettwilers etwas anders. Am Sonntag schauten Vater Andreas und der 6-jährige Noah zusammen am Fernseher die Motorrad-GP-Rennen. «Mein Vater war total angefressen vom Rennsport. Wir gingen an Motocross-Rennen und schauten am TV fast alles, was mit Motoren betrieben war. Mich faszinierten die Bikerennen und ich wusste: Das will ich auch machen.» Dank der Unterstützung der Familie und Sponsoren konnte er dies in die Tat umsetzen. Dass das bei Mutter Nicole nicht nur Begeisterung auslöste, kann sich Noah gut vorstellen. «Sie ist bis heute praktisch an allen Rennen dabei. Aber sie hat, wie wohl jede Mutter, kein gutes Gefühl. Sorgen, dem Sohn könnte etwas passieren, sind verständlich», meint er. Mit sechs Jahren sass er erstmals auf einem Motorrad. Stufe für Stufe entwickelte er sich weiter — bis zur Junior-WM, die FIM Junior GP. Der 1,72 m grosse Noah Dettwiler hatte 2017 nach zwei Juniortiteln in der Supermoto-Schweizer-Meisterschaft in den Strassenrennsport gewechselt. Der Umstieg auf die Strasse bedeutete für Noah aber auch, dass er sein Elternhaus verlassen musste. «Ohne Rennstrecke im Land musst du ins Ausland, um zu trainieren. Ich wählte Spanien und wohne jetzt in Valencia.» Langeweile kommt bei ihm keine auf. «Von Montag bis Samstag trainiere ich zweimal pro Tag. Entweder auf dem Motorrad oder dem Fahrrad, beim Fitnesstraining. Einzig der Sonntag ist frei und den nutze ich, um mich zu erholen und mich auf die neue Woche vorzubereiten.» Kontakt mit Zuhause ist in der heutigen Zeit kein Problem: «Ich muss mich auch nicht auf Telefon oder Computer beschränken, denn ich bekomme immer wieder Besuch von meiner Familie. ­Gerade war meine Mutter wieder hier. Überhaupt sind meine Eltern voll eingebunden. Sie sind für die Organisation zuständig und unterstützen Manager Tom Lüthi bei der Sponsorensuche.» Noah betont denn auch, dass er ohne den grossen Support seiner Familie nie so weit gekommen wäre. Noah ist kein Wunderkind, er ist aber auch kein gewöhnlicher 18-Jähriger. Schnell Motorrad fahren ist nicht seine einzige Fähigkeit: Er spricht Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. «Ich bin ein kommunikativer Typ und will mich mit den Menschen unterhalten können. Junge Leute haben weniger Mühe, eine Sprache zu lernen.» Für Noah ist es Teil seines Lebens, dass er offen ist und mit allen spricht, die sich für ihn interessieren.

Noah Dettwiler nimmt sich für alle Zeit und wenn Anfragen von Medien, die nun zahlreicher werden, eintreffen, ist seine Mutter da, die alles organisiert. Er steht am Anfang einer Karriere und da ist es wichtig, sich zu zeigen — auch wegen möglicher Sponsoren. Sollte er dann eines Tages die Schuhe Lüthis ausfüllen, wird sich seine freie Zeit automatisch noch weiter begrenzen.

Auch wenn Noah Dettwiler jetzt seinen Traum lebt, ist er kein Träumer. Er arbeitet hart, trainiert, lernt. Dass er nebenher nicht mehr viel Zeit für anderes hat, akzeptiert er. «Wenn ich Zeit habe, bin ich gerne zu Hause. Man braucht auch mal andere Gedanken. Auch meine Grossmutter ist mir sehr wichtig. Sie verfolgt meinen Weg interessiert.» Im kommenden Jahr wird es für die Familie aber nicht mehr ganz so einfach sein, ihren Sohn an die Rennen zu begleiten. «Es gibt 22 Rennen und davon neun in Übersee.» Mit Tom Lüthi als Manager und Ratgeber hat er die beste Voraussetzung, um noch viele Schlagzeilen zu liefern. Er selbst möchte mit dem Einstieg in die Moto3-GP-Saison Werbung machen, damit der eine oder andere Schweizer ebenfalls diesen Weg einschlägt und es dereinst mehrere Schweizer im GP-Zirkus geben wird. «Ich kann im Moment stolz sein, dass ich der einzige Schweizer bin, aber ich hoffe doch, dass ich bald Gesellschaft erhalte.»

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