Bittere Pille für die SVP

Bei den Gemeindewahlen muss die SVP unten durch: Sie verliert zwei Sitze im Einwohnerrat und ihre beiden Gemeinderäte wurden im ersten Wahlgang nicht gewählt.

Heiner Leuthardt

Einen aufwändigen Wahlkampf führte die SVP und verteilte unter anderem ein für alle Verschnupften sinnvolles Geschenk: Papiernastücher! Heute dürfte die Partei froh sein, wenn nicht alle verteilt worden sind, denn die Gemeindewahlen sind für sie eine bittere Pille. Im Einwohnerrat verliert die SVP zwei Sitze und wird mit neun Sitzen wieder zur zweitstärksten Fraktion zurückgestuft. Beerbt wird sie von der SP, die mit den zwei zusätzlichen Sitzen wieder mit elf Sitzen zur stärksten Fraktion wird.

Noch bitterer ist für die SVP, dass sowohl ihre beiden bisherigen Gemeinderäte Paul Wenger (1377 Stimmen) und Franz Hartmann (1128), wie auch Caroline Mall (1230), die für die SVP neu in den Gemeinderat wollte, das absolute Mehr (1559 Stimmen) verfehlten. Selbst für die anderen Parteien kommt das Scheitern der bisherigen SVP-Gemeinderäte unerwartet, hätten sie doch im Gemeinderat gute Arbeit geleistet. Ein Stück weit dürften sie das Opfer des Wechsels vom Proporz zum Majorz geworden sein. Als nicht beliebtheitsfördernd wird von den Parteien jedoch die Parteipolitik der SVP Reinach im Einwohnerrat erwähnt.

Gemeinderat: Zweiter Wahlgang nötig
«Ein Stück weit sind wir auch ein Opfer des allgemeinen Trends. Es gibt Leute, die kategorisch nicht SVP wählten», stellt Paul Wenger konsterniert fest. Trotz der Enttäuschung ist er optimistisch, dass er seinen Sitz im zweiten Wahlgang vom 22. April verteidigen kann. «Wir überlegten uns eine Zweierkandidatur, kamen jedoch zum Schluss, dass dies die Stimmen nur verzettelt.» Dementsprechend werde die SVP mit 99-prozentiger Sicherheit allein mit Paul Wenger antreten.

Die SVP hofft, dass auch der zweite noch zu besetzende Sitz in bürgerliche Hand kommen wird. Noch einmal antreten wird Beat Böhlen (1328 Stimmen im ersten Wahlgang) für die BDP und Jacqueline Bader (1092) für die FDP. Der weit abgeschlagene GLP-Kandidat Roland Fischer (726) darf sich über sein Einwohnerratsmandat freuen. Dies tut auf jeden Fall die Grüne Désirée Lang (1119), welche zugleich ihren Achtungserfolg bei den Gemeinderatswahlen geniesst, aber auf den zweiten Wahlgang verzichtet.

Das bürgerliche Trio hat mit SP-Kandidat Silvio Tondi (1538) einen harten Konkurrenten gegen sich. Als Newcomer verfehlte er im ersten Wahlgang das absolute Mehr nur um 21 Stimmen. Die SP freut sich heute schon über die glanzvolle Wiederwahl von Gemeindepräsident Urs Hintermann, der mit 2192 Stimmen die meisten Stimmen erhielt, und die Wiederwahl von Bianca Maag (1796). Hintermann betont, auch aus der Sicht als Gemeindepräsident, dass «die SVP im Gemeinderat vertreten sein sollte.» Mit dem zweitbesten Wahlresultat überzeugt FDP-Gemeinde-Vizepräsident Hans-Ulrich Zumbühl (1988). «Mit der Wiederwahl bin ich sehr zufrieden, auch dass wir unsere sieben Sitze im Einwohnerrat halten konnten.» Enttäuscht ist er vom Abschneiden von Jacqueline Bader im Gemeinderat.

Von Sury schafft den Sprung für die CVP

Überrascht von ihrer Wahl in den Gemeinderat ist Béatrix von Sury d’Aspremont (1605). «Ich hatte auf den zweiten Wahlgang gehofft und dass ich dann mit viel Optimismus gewählt werde.» Positiv ausgewirkt haben dürfte sich ihre verlässliche Art des Politisierens, was auch für den bisherigen CVP-Gemeinderat Stefan Brugger zutrifft, der als Drittplatzierter 1899 Stimmen erhielt. Enttäuscht zeigt sich von Sury vom Abschneiden der nur noch sechs Personen umfassenden CVP-Fraktion, konnte diese doch den durch den Wechsel von Beat Böhlen zur BDP verlorenen Sitz nicht kompensieren und verliert gar einen weiteren Sitz an die BDP. «Aufgrund unserer Zusammenarbeit mit der BDP werden wir Beat Böhlen weiter unterstützen.» Ausgesprochen zufrieden mit den Wahlen ist BDP-Einwohnerrätin Marie-Therese Müller. «Die Wahlen sind für uns ein Erfolg.»

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