Fast schon wie Parteifreunde

Die bisherigen Reinacher Gemeinderäte und die Gemeinderatskandidaten von SP und SVP trafen sich am Dienstagabend zu einer Podiumsdiskussion. Diese verlief überraschend harmonisch.

Einigkeit zwischen den politischen Polen: «Es fehlt an genügend günstigem Wohnraum», monieren SP und SVP gleichermassen.
Einigkeit zwischen den politischen Polen: «Es fehlt an genügend günstigem Wohnraum», monieren SP und SVP gleichermassen.

Die Zusammenstellung des Podiums war speziell. SP gegen SVP, links gegen rechts. Keine CVP, FDP, GLP und BDP. Silvio Tondi, Gemeinderatskandidat der SP und Mitorganisator des Podiums, begründet die Zusammenstellung des Podiums mit der grossen Anzahl an Gemeinderatskandidaten in Reinach. «Ich habe das Gefühl, dass wenn alle 13 Kandidaten auf dem Podium gewesen wären, sich das Ganze in der Masse verloren hätte.» Zudem sei es am sinnvollsten und interessantesten für das Publikum, wenn die entgegengesetzten Pole miteinander diskutieren.

Konsensorientierte Politik
Auf dem Podium nahmen mit Urs Hintermann und Bianca Maag-Streit die beiden Bisherigen der SP Platz. Der Bisherige Paul Wenger war für die SVP vor Ort. Sein Partei- und Ratskollege Franz Hartmann musste aufgrund von Fasnachtsverpflichtungen passen. Neu in den Gemeinderat wollen Silvio Tondi (SP) und Caroline Mall (SVP). Zu erwarten war eigentlich eine emotional geführte Debatte, bei der gehörig die Fetzen fliegen. Dem war ganz und gar nicht so. Gemeindepräsident Urs Hintermann war darüber nicht unglücklich: «Für den Zuhörer ist dies sicher nicht so spannend. Aber mir ist es wichtiger, dass die Parteien und Gemeinderäte gut zusammenarbeiten und so zum Wohl der Gemeinde eine konsensorientierte Politik betreiben.»
Gleich zu Beginn wurde das für Reinach wichtigste politische Thema der Zukunft diskutiert. «In Reinach herrscht akute Wohnungsnot. Menschen, vor allem ältere, die aus ihren Häusern in eine Wohnung ziehen wollen, finden deswegen fast nichts und ziehen dann weg, was gleichbedeutend mit dem Verlust an Einwohnern und Steuereinnahmen ist», sagte der Gemeindepräsident zur Wohnungssituation. Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass in diesem Bereich etwas gehen muss. Bianca Maag-Streit fehlt es Reinach vor allem an günstigem Wohnraum. SVP-Gemeinderat Paul Wenger macht sich keine Illusionen darüber, dass ein Investor, der eine neue Überbauung baut, nur billigen Wohnraum anböte. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass eine gesunde Mischung aus billigem Wohnraum für Familien und Wohnraum in höherem Preissegment angeboten werden muss: «Es braucht von allem etwas», brachte es Caroline Mall auf den Punkt.

«Politik ist ein Spiel mit Grenzen»

Auch bei den Themen Familie, Freizeit und Kultur waren die Meinungen nicht so unterschiedlich, wie das eigentlich von zwei Polparteien anzunehmen ist. Paul Wenger möchte dabei vor allem die Reinacher Kultur und Vereine unterstützen, Silvio Tondi schaut eher über die Gemeindegrenzen hinaus. Moderator Heiner Leuthardt zog zum Schluss ein für das sachlich geführte Podium ein passendes Fazit: «Politik ist ein Spiel. Aber dieses Spiel hat auch seine Grenzen», resümierte er vor nur gerade einmal 20 Zuhörern.

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