Feuriger Jahresauftakt

Im wahrsten Sinne des Wortes einen «feurigen Jahresbeginn» bot der Neujahrsapéro der Gemeinde, verbunden mit klaren Worten des Gemeindepräsidenten Urs Hintermann.

Heisse Show: Jongleur Christian Ziegler zeigte im Saal des Gemeindezentrums seine Künste.  Foto: Heiner Leuthardt
Heisse Show: Jongleur Christian Ziegler zeigte im Saal des Gemeindezentrums seine Künste. Foto: Heiner Leuthardt

Heiner Leuthardt

Nicht nur die erste Reihe werde das kribbelige Gefühl von wohlkalkulierter Gefahr spüren, sondern der ganze Saal, versprach Gemeindepräsident Urs Hintermann den Gästen des traditionellen Neujahrsapéros augenzwinkernd. Heiss und feurig wurde es im vollbesetzten Gemeindesaal tatsächlich, in dem nicht alle, trotz eiligst nachgelieferter Stühle, einen Sitzplatz fanden. Aber nicht etwa Urs Hintermann zünselte, sondern Christian Ziegler, der mit seiner Familie frisch nach Reinach gezogen ist. Als Jongleur demonstrierte er eindrücklich, dass er nicht nur den Diavolo sondern auch das Feuer beherrscht.

Soziale Schere geht gefährlich weit auf

Ebenso beherrscht wie wohlüberlegt waren die Worte von Urs Hintermann, der einleitend zur Neujahrsansprache festhielt: «Uns geht es gut!» So gut, dass Reinach nicht nur für den Finanzausgleich 10 Mio. Franken aufbringen könne, sondern auch an Reinacher Kulturvereine jährlich 500 000 Franken zahle. Ebenso verfüge man über eine gute Infrastruktur und könne der Bevölkerung ein vielfältiges Angebot unterbreiten. Und doch, wie überall gehe auch in Reinach «die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auf. Das ist ungerecht und gefährlich.»

Die Folgen davon seien im Sozialbereich spürbar. «Ich staune jedes Jahr wieder, wie viele Leute, auch in Reinach, nahe dem Existenzminimum leben müssen. Es beschämt mich richtiggehend, wenn ich die Dutzenden von Dankeskarten all jener Ergänzungsleistungs-Empfänger/-innen lese, die ein Weihnachtsgeld erhalten.» Viele hätten vergessen, was es bedeute, 200 oder 300 Franken mehr zu haben. Dabei handle es sich um Leute, die Mühe mit der heutigen Arbeitswelt hätten und nicht so leistungsfähig seien, wie die Wirtschaft fordere. «Man kann lange verlangen, IV-Empfänger oder Arbeitslose sollen sich gefälligst um Arbeit bemühen. Solange es kaum Firmen gibt, die bereit sind schwächere Arbeitswillige anzustellen, ist dies ein Hohn.» Denjenigen Firmen, die sich sozial verhalten, darunter auch Reinacher, dankte er herzlich.

Vorfreude auf fairen Wahlkampf

Der Blick von Urs Hintermann streifte weiter den Ausbau der Zusammenarbeit mit den Gemeinden und dem Kanton, der nicht in Höchstform sei. Vordergründig scheine es sich um finanzielle Probleme zu handeln, beim genaueren Blick aber spielten der Zentralismus ebenso wie die langjährige grosszügige Investitionspolitik verbunden mit dem Tiefhalten des Steuerfusses eine problematische Rolle. Aus den verschiedenen Aufgaben der Gemeinde sprach er die Stadtentwicklung, die Einführung von Harmos sowie die Umgestaltung der Hauptstrasse als grosse Aufgaben an.
Hinsichtlich der Gemeindewahlen freut er sich auf einen vielfältigen, kreativen und fairen Wahlkampf, der Impulse für gute Lösungen geben werde.

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