Den Franken im Dorf behalten

Pünktlich zur Adventszeit kommen in Reinach neue Geschenkbons in Umlauf. Was sich in Reinach als Umsatz ankurbelndes Erfolgsmodell erwiesen hat, gilt nicht für jede Gemeinde im Birseck.

Lokalwährung: Grafiker Reinhard Hammel hat den neuen Reinacher Geschenkbon gestaltet.  Foto: Caspar Reimer
Lokalwährung: Grafiker Reinhard Hammel hat den neuen Reinacher Geschenkbon gestaltet. Foto: Caspar Reimer

Lokale Währungen oder Geschenkbons sind ein beliebtes Mittel, die Kaufkraft im Dorf zu halten und damit das hiesige Gewerbe zu unterstützen. Eine Erfolgsgeschichte ist in dieser Beziehung der Reinacher Geschenkbon, der bereits 1994 erstmals herausgegeben wurde und dieser Tage eine Neuauflage erfährt: Ab Samstag, pünktlich zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts, gelangen in Reinach nämlich neue Geschenkbons in Umlauf. «Einzelne Werte der beliebten Reinacher Geschenkbons sind knapp oder bereits vergriffen. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Bons nicht nur neu zu drucken, sondern auch neu zu gestalten», sagt die Präsidentin vom kmu Reinach, Gerda Massüger.

Sicherheit geht vor

Der Grafiker Reinhard Hammel von der Agentur typo.d wurde vom Reinacher Gewerbeverein mit der Aufgabe betraut, die neuen Bons optisch ansprechend zu kreieren: «Die Sujets waren aber vorgegeben. Sie zeigen typische Reinacher Motive», sagt der erfahrene Grafiker. So sind auf dem 10er-Bon Pflanzen in der Reinacherheide skizziert, der 20er zeigt das Hoggemässer der Zunft zu Rebmessern und der 50er ist eine gestalterische Abstraktion des Reinacher Dorfbrunnens. Eine richtige Reinacher Währung also, von Reinach für Reinach. Die Bons sind – wie auch der Schweizer Franken oder der Euro – ein richtiges Wertzeichen und als solches mit den entsprechenden Sicherheitsmerkmalen wie Prägung oder Silberdruck ausgestattet. «Er kann bei allen beteiligten Geschäften in Reinach eingelöst werden», sagt Massüger. Die Geschäfte sind jeweils mit einem Kleber «Hier kaufen Sie mit dem Reinacher Geschenkbon ein» gekennzeichnet. Zu beziehen sind die Bons schön verpackt bei der Raiffeisenbank Reinach. Die Beteiligung am Geschenkbon ist für die Geschäfte kostenlos und eine Mitgliedschaft bei kmu Reinach wird nicht vorausgesetzt.

Auch in Aesch, das über eine beachtliche Anzahl an Detaillisten verfügt, hat man mit der Neugestaltung der Geschenkbons im September 2015 gute Erfahrungen gemacht: «Seit dann hat sich der Umsatz gesteigert. Die Bons werden dank des ansprechenden Designs gerne verschenkt», so Denise Giger von der Interessengemeinschaft der Aescher Detaillisten IG Aesch. Die Bons sind in den gleichen Werten wie in Reinach erhältlich, Voraussetzung für die sich beteiligenden Detaillisten ist allerdings eine Mitgliedschaft bei der IG Aesch. Ansonsten funktioniert das Aescher Modell gleich wie jenes in der Nachbargemeinde: «Die Bons werden wie Bargeld behandelt, dem Kunden wird das Wechselgeld bar ausbezahlt.»

Abgeschafft oder nie eingeführt

Doch nicht in allen Gemeinden hat sich ein Geschenkbon etablieren können: «Wir hatten in Arlesheim einmal einen Geschenkbon, dieser wurde aber wieder abgeschafft, weil er zu wenig gebraucht wurde», sagt Philipp Hägeli vom Arlesheimer Gewerbe- und Industrieverein AGIV. Viele Gewerbebetreibenden bezweifelten angesichts des hohen Aufwandes, welcher die Realisierung eines Geschenkbons mit sich bringt, die Rentabilität. In Münchenstein, das eine äusserst geringe Dichte an Detaillisten aufweist, wäre ein Geschenkbon eine zu grosse Investition: «Es gibt in Münchenstein keinen Dorfkern mit vielen Läden. Deshalb gibt es auch keinen Geschenkbon», sagt Peter Schmidt, Präsident von Gewerbe Münchenstein.

Eine weitere Möglichkeit ist etwa ein Zusammenschluss verschiedener Gemeinden oder Regionen: Die Gewerbevereine von Dornach, Dorneckberg, Hinteres Leimental, Gilgenberg, Lüsseltal und Lützel haben gemeinsam den Schwarzbubentaler lanciert. Auch dieser ist in den gleichen Werten wie der Reinacher und der Aescher Geschenkbon zu kaufen.

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