«Ich werde an meinen Arbeitsplatz zurückkehren»

Farideh Eghbali darf wieder als Asylbetreuerin arbeiten. Diverse Anzeigen, die sie gegen Gemeinderäte eingereicht hatte, sind sistiert.

Vergangenheit aufgearbeitet: Farideh Eghbali freut sich, wieder im Asylzentrum arbeiten zu dürfen.  Foto: Caspar Reimer
Vergangenheit aufgearbeitet: Farideh Eghbali freut sich, wieder im Asylzentrum arbeiten zu dürfen. Foto: Caspar Reimer

Vergangene Woche hatte die Gemeinde Reinach den Medien den Abschlussbericht über die Vorkommnisse im Asylzentrum Reinach präsentiert und zudem die Zukunft der seit Mai 2017 freigestellten Asylbetreuerin und SP-Einwohnerrätin Farideh Eghbali geklärt. Die wichtigste Neuigkeit: Farideh Eghbali darf wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Asylbetreuerin war freigestellt worden, weil sie zusammen mit ihrem Anwalt Erwin Frei verdächtigt worden war, der Presse Informationen über einen internen Arbeitskonflikt zugespielt zu haben. Die Vorwürfe haben sich mittlerweile als ungerechtfertigt erwiesen. Die Gemeinde hat sich bei Eghbali und ihrem Anwalt bereits entschuldigt.

Für die langjährige Mitarbeiterin ist ihre Rehabilitierung eine gute Nachricht. Die Arbeit zum Wohle der Asylsuchenden ist ihr sehr wichtig: «Es ist für mich eine Herzensangelegenheit», so Eghbali gegenüber dem Wochenblatt. Nach ihrer Freistellung habe sie «den Glauben an Gerechtigkeit verloren», sagt sie. Die Bemühungen einzelner Mitarbeiter der Verwaltung und des Gemeindepräsidenten Melchior Buchs (FDP), den Konflikt mit ihr zu bereinigen, konnten sie wieder mit der Gemeinde versöhnen. Eghbali hat deshalb, wie auch Anwalt Erwin Frei, die Anzeigen gegen den im Zuge des Konflikts zurückgetretenen Gemeindepräsidenten Urs Hintermann, zwei Mitglieder des Gemeinderates und verschiedene Vorgesetzte in der Verwaltung sistiert: «Das schafft Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen.» Gemeinderätin Béatrix von Sury, die ebenfalls von Eghbali angezeigt worden war, sagt gegenüber dem Wochenblatt: «Es ist wichtig, dass wir wieder ins Gespräch kommen und miteinander reden. Das Hauptziel ist, dass wir alle gemeinsam konstruktiv nach vorne schauen.»

Eghbali kann wieder arbeiten, sobald die Führung des Asylzentrums mit einer neuen Leitung verstärkt worden ist. Der bisherige Leiter, der sowohl für personelle wie auch für administrative Führung zuständig war, wird künftig von Gemeindehaus aus administrative Arbeiten betreuen. Für die Personalführung und die Erarbeitung eines einheitlichen Betreuungsverständnisses im Asylzentrum wird eine neue Person angestellt. Damit scheint die Reinacher Asyl-Affäre zu einem Ende gekommen zu sein. «Wir sind froh, mit Farideh Eghbali eine Lösung gefunden zu haben», sagte Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP).

Konflikt spitzte sich über Jahre zu

Für Eghbali liegt der Grund des Konflikts hauptsächlich in der Auffassung über die Art und Weise der Betreuung im Reinacher Asylzentrum. Der nun präsentierte Abschlussbericht zieht aber noch viele andere Aspekte mit ein: Demnach habe sich der Konflikt zwischen der Asylbetreuerin und ihren Vorgesetzten bereits im Jahr 2013 angebahnt, als diese nach einem krankheitsbedingten Ausfall wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte und eine veränderte Situation vorfand: Einzelne Aufgaben, mit denen Eghbali vor ihrem Ausfall betraut war, wurden während ihrer Abwesenheit an Andere delegiert. Eghbali empfand dies als Kränkung, die Gemeinde wollte Planungssicherheit. Von ihren Vorgesetzten wurde Eghbalis Verhalten oft als anmassend empfunden, ihr dagegen fehlte die Wertschätzung. Der Konflikt spitzte sich über Jahre zu. Als Eghbali dann im Sommer 2016 ihre Vorgesetzten auf Missstände im Reinacher Asylzentrum aufmerksam machte, war das Arbeitsverhältnis bereits dermassen zerrüttet, dass ihre Arbeitgeber die Meldung nicht mehr objektiv wahrnahmen – sie waren, laut dem Bericht, in einem «Wahrnehmungsfilter» gefangen. «Das zerrüttete Verhältnis zur Mitarbeiterin und die gemeldeten Missstände im Asylheim wurden nicht mehr voneinander getrennt wahrgenommen», so der frühere Kantonsgerichtspräsident und Projektleiter der Untersuchung Peter Meier. Dabei sei Eghbalis Meldung gewisser Missstände – von einer intimen Beziehung einer anderen Betreuerin mit einem minderjährigen Asylsuchenden war die Rede – durchaus angebracht gewesen.

Der Bericht hält aber auch fest: Die Gemeinde hat entgegen Berichten der «Basler Zeitung» nicht versucht, die Missstände zu vertuschen. Einzig eine fehlerhafte Kommunikation habe diesen Eindruck entstehen lassen.

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