Dank der Musik jung geblieben

Dieses Wochenende wird Reinach wieder zum Jazz-Mekka der Region. Bereits zum 20. Mal stellte Louis van der Haegen für das Jazz Weekend ein vielfältiges musikalisches Programm zusammen.

Konstante: Als Programmchef prägt Louis van der Haegen das Jazz Weekend Reinach seit 20 Jahren.  Foto: Tobias Gfeller
Konstante: Als Programmchef prägt Louis van der Haegen das Jazz Weekend Reinach seit 20 Jahren. Foto: Tobias Gfeller

Louis van der Haegen posiert locker fürs Foto auf dem Gemeindehausplatz. Er ist sich den Rummel um seine Person gewohnt. Als musikalischer Leiter des Jazz Weekends in Reinach und als Präsident des Bluesfestivals Basel gehört er zur musikalischen Prominenz der Region. Für sein Wissen über Jazz- und Blues ist er schweizweit bekannt. Sein Netzwerk in der Musikszene sucht seinesgleichen. Einst rettete er dem mittlerweile verstorbenen Organisator der Avo-Session, Matthias Müller, Teile des Konzertabends, als er innerhalb weniger Stunden ein Ersatzprogramm für eine ausgefallene Band organisierte. «Seitdem bekomme ich jedes Jahr Gratiskarten», lacht van der Haegen.

Mit der Zeit gegangen

Der 84-Jährige sprüht noch immer vor Energie. Gehts um Musik, kommt Louis van der Haegen ins Erzählen. Schon früh entwickelte er eine Begeisterung für den Jazz. In Luzern, wo er aufwuchs, leitete er den lokalen Jazzclub. 1965 zog er zuerst nach Pfeffingen, wo er Gemeinderat war und Bürger wurde, danach nach Aesch. Für Aesch, Pfeffingen und Reinach amtete er während Jahren als Friedensrichter. Schon bald übernahm er die Leitung des Jazzclubs Aesch-Pfeffingen. Über drei Mitglieder des Gemeinderats, allesamt grosse Jazzfans, entstand die Verbindung zu Reinach. «In Reinach wünschte man sich einen Jazz-Event, immer wieder hat man mich angefragt», erinnert sich van der Haegen. Ende der 1990er-Jahre war es dann so weit: Die Planungen für das erste Jazz Weekend wurde seitens der Gemeinde Reinach in Angriff genommen. Der Aescher übernahm von Beginn weg die musikalische Leitung und prägt den Grossanlass seit mittlerweile 20 Jahren.

In den Anfangsjahren setzte Van der Haegen vor allem auf den traditionellen Oldtime-Jazz. Doch er spürte, dass sich sowohl das Publikum wie auch die Musikpresse, die schon früh über das Jazz Weekend berichtete, mehr Vielfalt und Moderne wünscht. Mit Rock-Pop, Blues, Dixieland und Gospel bildet das Jazz Weekend mittlerweile die ganze Palette des Jazz ab. Und genau diese Wandlungsfähigkeit zeichnet Louis van der Haegen aus. Er weiss, was sich das Publikum wünscht, und geht mit der Zeit. Dabei vergisst er auch das traditionelle Publikum nicht, das auf dem Heimatmuseumsplatz seinen Oldtime-Jazz geniessen kann.

Nachfolger gefunden

Bei allen Veränderungen ist Louis van der Haegen sich selbst und der Musik stets treu geblieben. Und die Musik hielt ihn jung, wie er selber sagt. Gleichzeitig weiss er genau, was er kann – und was nicht. Einst spielte er selber Bassgeige, liess das Instrument aber wieder in der Ecke stehen. «Ich engagierte lieber gute Musiker, als selber schlecht zu spielen», sagt er rückblickend. Bei seinen Engagements zählt nicht nur das musikalische Können, sondern auch die Leidenschaft, mit der eine Band spielt. Van der Haegen will das Herz spüren, die Spielfreude und der Ausdruck. «Musik heisst auch Geschichten erzählen. Ob mit dem Instrument oder der Stimme.»

Louis van der Haegen hat für die Reinacher Kultur selber Geschichte geschrieben. Doch auch für ihn ist irgendwann Schluss. Für das Jazz Weekend hat er mit Musiker Ivan Kartschmaroff bereits einen Nachfolger gefunden, mit dem er im kommenden Jahr die musikalische Leitung teilt und sie ab 2020 ganz übergibt. Die Übergabe falle ihm nicht schwer, betont van der Haegen. «Es geht nicht um mich als Person. Es geht um die Musik und das Jazz Weekend. Und ich bin froh, dass es weitergeht.»

Jazz Weekend Reinach, Samstag, 23. 6., ab 17.30 Uhr, Ortsmitte, Sonntag, 24. 6., Jazz Brunch ab 10 Uhr.

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