Den Winter vertrieben

Wenn es schneit, dann erst recht. Mit zahlreichem Erscheinen und unterstützt vom Torkelweible machten die Reinacher dem Winter den Garaus.

Chäppelihäx und Funggefüür: Der grimmig grinsende Teufel als Galionsfigur am Feuerwagen.  Foto: Bea Asper
Chäppelihäx und Funggefüür: Der grimmig grinsende Teufel als Galionsfigur am Feuerwagen. Foto: Bea Asper

Wenn in Reinach die Strassenfasnacht zu Ende ist und die Putzequipe die letzen Räppli vom Strassenbelag entfernt hat, dann sprühen die Fasnachtsfunken doch noch einmal, und Alex Meyer ist vor Freude ganz aus dem Häuschen. Er hat vor sechs Jahren die Chäppelihäx und das Funggefüür aus der Taufe gehoben und konnte seither immer mehr Aktive und Zuschauer für den neuen Fasnachtsanlass nach altem Brauch gewinnen. Die Chäppelihäx fordert den Tüüfel zum Tanz auf und zusammen mit Trommelwirbel, Schellengeläut und dem Jubel der Zuschauer macht man dem Winter den Garaus, und dies erst recht, wenn die kalte Jahreszeit noch einmal ins Land zieht.

Die Reinacher liessen sich letzten Samstag vom Schneefall nicht aufhalten, sie kamen in Scharen und unterstützten die Vereinsmitglieder Chäppelihäx. Mit Fackeln, lodernden Besen und züngelnden Flammen auf vier Rädern zogen sie vom Ernst-Feigenwinter-Platz durch die Strassen Reinachs hinaus aufs Feld Richtung Therwil. Hier bewirtschafteten die Reinacher Bauern früher ihre Reben und flochten aus den Bachweiden Körbe, die man in Basel auf dem Markt verkaufte. Der Sage nach versuchten die Therwiler die Grenzsteine zu versetzen und verloren dabei eines ihrer 100 Zugtiere, seither sind sie die «99er» und der Reinacher Verein Chäppelihäx erzählt und singt von den Geschehnissen der Vergangenheit.

Torkelweible als Kulturbotschafterin

Die Mitglieder luden beim Funggefüür zum geselligen Beisammensein ein, weckten mit ihren Erzählungen die Neugier, was sich früher zugetragen hatte in Reinach, und beteuerten, man verbrenne keine Hexen. Unterstützung erhielten sie auch in diesem Jahr vom Torkelweible aus dem deutschen Oberhofen. Man hatte sich kennen gelernt durch den bekannten Maskenschnitzer Jogi Weiss und pflegt seither den Kulturaustausch und macht gegenseitige Besuche. Die Narrenzunft Oberhofen erinnert mit dem Torkelweible an die armen Mägde, die bei den Winzern nach Geld und Gut bettelten.

Allgegenwärtig ist der Wunsch, es möge Frühling werden. Mit der Figur aus Weidensträuchern zuoberst auf dem Holzhaufen symbolisierten die Organisatoren die Hoffnung auf ideale Wetterbedingungen für gute Erträge auf den Feldern und damit für reich gedeckte Tische.

Den Feuerplatz für die Zukunft sichern

Einen Feuerplatz zu finden, hatte die Vereinsmitglieder vor grosse Herausforderungen gestellt. Um den Ort für die Zukunft sichern zu können, bemüht sich der Verein nun um den Erwerb der Parzelle, verriet Alex Meyer gegenüber dem «Wochenblatt». Der Chäppelihäx-Anlass soll den künftigen Generationen erhalten bleiben.

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