Problemlöser vom Mars

In seinem Stück «Mika, ein Marsmännchen zu Besuch» bringt das Ensemble Das Luftschloss abermals existenzielle Themen, poetisches Flair und Spielfreude unter einen Hut. Ein Theaterspass für Jung und Alt.

Esperanza scheint endlich geheilt zu sein: (v. l.) Mika (Fabio Costacurta), Esperanza (Smadar Goldberger) und Theodora (Mirjam Buess) während der Probearbeit, am kommenden Samstag ist Premiere. Foto: Thomas Brunnschweiler
Esperanza scheint endlich geheilt zu sein: (v. l.) Mika (Fabio Costacurta), Esperanza (Smadar Goldberger) und Theodora (Mirjam Buess) während der Probearbeit, am kommenden Samstag ist Premiere. Foto: Thomas Brunnschweiler

Wer an das Trauma einer Flucht, den Verlust einer Tochter und nächtliche gespensterhafte Erscheinungen einer Verstorbenen denkt, wird kaum auf die Idee kommen, dass dies der Stoff für kindertaugliches Theater ist. Fabio Costacurta bringt in seiner neuen Bühnengeschichte das Kunststück fertig, solch schwierige Themen für Mädchen und Buben ab vier Jahren ohne Überforderung, will heissen, kindgerecht zu behandeln.

Kindertaugliches Theater

Für einmal ist das Bühnenbild auf der Gewölbekellerbühne des Gemeindezentrums zurückhaltend und kommt ohne die bunte und formenfreudige Opulenz früherer Produktionen aus. Umso mehr können sich die kleinen wie grossen Zuschauer auf die Dialoge konzentrieren.

In einer kleinen Wohnung lebt alleine Theodora von Simsestein, die sich danach sehnt, ihre auf der Flucht verlorene Tochter wiederzufinden. Mirjam Buess spielt Theodora mit mimischem Ernst emotional glaubwürdig. Smadar Goldberger brilliert in der Rolle als exaltierte Nachbarin Esperanza, die gerne Opernsängerin wäre, aber immer wieder im falschen Moment in Tiefschlaf verfällt. Im Traum wird Theodora stets von ihrer verstorbenen Schwester Hermine heimgesucht, dargestellt von Jennifer Bühler, die auch die Nichte Dalia spielt. Marcel Mundschin interpretiert die Rolle des neugierigen und überkorrekten Hausmeisters Herr Rainer in einer Mischung von Schlaksigkeit und rührender Anteilnahme.

Psychologisch feine Züge

Im Zentrum der Handlung aber steht Mika, das Marsmännchen, dessen Raumschiff eines Tages ins Dach des Mietshauses kracht. Verkörpert wird Mika durch Fabio Costacurta selbst. Der lustige, lebensfrohe Ausserirdische verbreitet mit seinen sprachlichen Imitationen und seiner Naivität grösste Heiterkeit und sorgt für Verwirrung und Wirbel, aber auch für die Lösung von Problemen. Gönsül Kaya hat in ihren beiden Rollen als Leonie und Leandra zwar weniger Text, aber eine Schlüsselrolle. Wie das moderne Märchen ausgeht, sei nicht verraten.

Hochsprache kommt an

Grosse wie kleine Gäste zeigten sich in der Pause vom Stück angetan. Die Tatsache, dass Costacurtas Dialoge in Hochdeutsch gesprochen sind, scheint selbst kleine Kinder nicht zu stören. Auf die Frage, ob sie es nicht lieber auf Schweizerdeutsch hätte, antwortete ein kleines Mädchen: «Nein, mir gefällt es besser auf Hochdeutsch.» Vielleicht liegt die Verzauberung des Publikums gerade in dieser Differenz zur alltäglichen Umgangssprache. Das empfehlenswerte Stück, wiederum von Sylvia Bossart sorgfältig und ohne Klamauk inszeniert, lebt vor allem von der schauspielerischen Ensembleleistung; darüber hinaus von den Kostümen von Marianna Costacurta, dem Bühnenbild von Sabine Lehmann, der Musik von Balz Aliesch und der Technik von Cyril Haldemann.

 

Das Luftschloss: Mika, ein Marsmännchen zu Besuch, Gemeindezentrum Reinach, 20./21./24./25./27./28./ 31. Januar und 1. Februar, 14.30 Uhr; ab 4 Jahren. Verkauf: Stadtbüro Reinach, 061 716 44 44 oder via E-Mail unter <link>info@dasluftschloss.ch

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