Dem Einwohnerrat sind Baumriesen mehr wert als ein Millionenertrag

Der Einwohnerrat verzichtet auf den Verkauf einer Parzelle in Reinach Nord, um das Überleben zweier grosser Bäume zu sichern.

Prägen das Quartierbild: Die mächtige Blutbuche und die ebenso stämmige Eiche an der Binningerstrasse. Foto: Thomas Kramer
Prägen das Quartierbild: Die mächtige Blutbuche und die ebenso stämmige Eiche an der Binningerstrasse. Foto: Thomas Kramer

Die Gemeinde Reinach hat im kommenden Jahr hohe Ausgaben zu stemmen und kann dafür jeden Franken gut gebrauchen. Mit dem Verkauf von Land und der Entwicklung von neuen Quartieren will die Gemeinde diese Kosten meistern. Trotzdem hat sich der Einwohnerrat am Montag gegen den Verkauf einer gemeindeeigenen Parzelle an der Binningerstrasse 13A in der Höhe von voraussichtlich 1,06 Millionen Franken entschieden. Der Grund: Auf der Parzelle stehen zwei mächtige, unter Schutz stehende Bäume. Der Gemeinderat hatte vorgesehen, zwei Varianten für den Verkauf der Parzelle zu erarbeiten – eine mit und eine ohne Baumschutz.

Das war der Kommission Bau, Umwelt, Mobilität (BUM) zu unverbindlich: «Die Versuchung wäre gross gewesen, die beiden Bäume einem besseren Verkaufspreis zu opfern», sagt Markus Huber (SP) dem «Wochenblatt». «Jetzt herrscht Klarheit. Es ist ein deutliches Signal für den Erhalt der Bäume.» Die Kommission gab weiter zu bedenken, dass alte, wertvolle Bäume bei der aktuellen Siedlungsentwicklung wohl ganz aus dem Ortsbild verschwänden, wenn sie nicht geschützt und der Schutz verbindlich festgeschrieben würde. Zudem: Bei der verdichteten Bauweise hätten grosse Bäume schlicht keinen Platz mehr. Das Anliegen fand auch seitens der SVP Fürsprecher: «Es ist keine gute Idee, die Bäume gegen einen kurzfristigen Verkaufserlös zu tauschen. Zudem wird unsere Jugend auch noch Land brauchen, mit dem sie etwas anfangen kann», so Rainer Rohrbach. Die Gemeinde Reinach hatte 35 Bäume im neuen Zonenplan als erhaltenswert ausgewiesen – die beiden Bäume an der Binningerstrasse gehören dazu.

Das Thema Bäume beschäftigte den Einwohnerrat weiter bei der Behandlung eines Postulats. Dieses hatte eine Bewilligungspflicht für das Fällen von Bäumen vorgesehen. Das ging allerdings den meisten Ratsmitgliedern und auch dem Gemeinderat zu weit: «Bäume gegen den Willen der Landeigentümer zu schützen, ist nicht möglich», hält der Gemeinderat fest.

Dauerbrenner Verkehr

Wie so oft sorgte das Thema Verkehr für eine angeregte Debatte. Diesmal ging es um eine Studie, welche die Gemeinde über eine Verknüpfung der Tramlinien 10 und 11 in Auftrag gibt. Eine Minderheit der BUM beantragte erfolglos den Verzicht auf die Studie: «Wir wären wiedermal die einzige Birsstadt-Gemeinde, die eine solche Studie durchführt. Im Durchführen von Studien ist Reinach bereits Weltmeister», so Adrian Billerbeck (SVP). Die Verknüpfung der Linien 10 und 11 sei eine übergeordnete Angelegenheit, die den Kanton oder die Birsstadt als Ganzes betrifft, so die Kritiker. Gemeinderat Stefan Brugger (CVP) gab zu bedenken: «Bei der Studie geht es um die spezifischen Bedürfnisse von Reinach, etwa die Erschliessung des Kägen-Quartiers.»

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