Reinach wählt die Ruhe

Christine Dollinger, die Hoffnungsträgerin einer gebeutelten SP, erzielt das Spitzenresultat. Mit Doris Vögeli zieht erstmals eine BDP-Politikerin in den Reinacher Gemeinderat ein.

Im ersten Anlauf: Doris Vögeli (BDP, l.) und Christine Dollinger (SP) treten ihr Amt als Gemeinderätin am 1. Januar an.  Foto: Caspar Reimer
Im ersten Anlauf: Doris Vögeli (BDP, l.) und Christine Dollinger (SP) treten ihr Amt als Gemeinderätin am 1. Januar an. Foto: Caspar Reimer

Der Reinacher Gemeinderat ist wieder vollzählig. Bei einer Wahlbeteiligung von überschaubaren 32,3 Prozent hat die Bevölkerung am Sonntag Christine Dollinger (SP) mit 1920 Stimmen und Doris Vögeli (BDP) mit 1880 Stimmen in den Gemeinderat gehievt. Das geforderte absolute Mehr von 1627 Stimmen übertrafen beide deutlich. Ihr neues Amt treten die beiden Politikerinnen am 1. Januar 2018 an. Damit sind die im Rahmen der Asyl-Affäre entstandenen Vakanzen wieder besetzt: Urs Hintermann und Silvio Tondi – beide SP – sind Anfang September aufgrund der Geschehnisse rund um das Asylwohnheim überraschend zurückgetreten.

Mit der Wahl von Doris Vögeli (BDP) rückt der neue Gemeinderat nun in die bürgerliche Mitte. Bei der BDP Basel-Landschaft ist man entsprechend stolz, als kleine Partei eine Reinacher Gemeinderätin zu stellen: «Das Resultat beweist, dass es Politikerinnen und Politiker mit bürgerlicher Vernunft und Herz braucht», so die BDP. Die SP hatte im Vorfeld auf eine Doppelkandidatur verzichtet und damit einen Sitz einer anderen Partei überlassen. Mit Christine Dollinger hatte sie aber auf eine Kandidatin gesetzt, die auch in bürgerlichen Kreisen Ansehen geniesst. Ihre Wahl ist insofern keine grosse Überraschung.

Erfahrene Frauenpower

Die neuen Gemeinderätinnen haben sich insbesondere im Bildungsbereich einen Namen gemacht. Dors Vögeli sitzt seit 2012 im Einwohnerrat und präsidiert seit 2016 den Reinacher Schulrat. Christine Dollinger steht bis zu ihrem Amtsantritt der parlamentarischen Kommission Bildung, Soziales und Gesundheit (BSG) vor. Dollinger, die seit 2004 im Einwohnerrat politisiert, war zudem bereits Einwohnerratspräsidentin und damit höchste Reinacherin. «Ich bin sehr glücklich über die Wahl und hoffe, dass in Reinach nun wieder etwas Ruhe einkehren kann», sagt sie zum «Wochenblatt». «Wir werden eine sachliche Politik betreiben und gemeinsam nach den besten Lösungen für Reinach suchen.» Das klare Resultat nach diesem Wahlsonntag werten die Neo-Gemeinderätinnen als Forderung nach Kontinuität: «Die Wahl ist für uns eine Bestätigung, dass die Reinacherinnen und Reinacher es schätzen, wie der Gemeinderat in der Vergangenheit gearbeitet hat», so Vögeli.

Mall chancenlos, Stalder ehrenvoll

Mit 1431 erzielten Stimmen hat Caroline Mall (SVP) die Wahl zur Gemeinderätin deutlich verpasst. Mit ihrer polarisierende Art konnte sie sich offenbar bei zu wenigen Wählern empfehlen. Gegenüber dem «Wochenblatt» relativiert Mall das Ergebnis: «Nur gerade 4158 Personen haben gewählt, also ein Drittel. Möglicherweise macht sich hier Resignation bemerkbar.» Die parteilose Therese Stalder wurde zwar nicht gewählt, kann mit 1137 Stimmen immerhin einen Achtungserfolg verbuchen: «Der hohe Wähleranteil für mich zeigt, dass die Zeit für eine bevölkerungsnahe Sachpolitik ohne Partei im Hintergrund reif ist», ist Stalder überzeugt.

 

Vögelis Zukunft im Schulrat noch offen

Doris Vögeli kann auch als Gemeinderätin den Schulrat in Reinach präsidieren. Das ist gesetzeskonform. Vögeli sagt aber: «Ich muss mir noch überlegen, ob dieses Doppelmandat Sinn macht. Ich werde mich in den nächsten Tagen entscheiden», so Vögeli. Der Schulrat ist vergangene Woche in die Schlagzeilen geraten, nachdem einige Eltern von Schülern der Sekundarschule Reinach eine aufsichtsrechtliche Beschwerde beim Schulrat eingereicht hatten. Die Eltern wehren sich laut Angaben der «Basler Zeitung» gegen das Verhalten einiger Lehrer und der Schulleitung. Der Schulrat und die Schulleitung haben bereits erste Massnahmen zur Konfliktbewältigung eingeleitet.

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