Anwohner wehren sich gegen Quartierplan «Schönenbach»

Schon wieder kommt es in Reinach zu einem Referendum gegen einen Quartierplan. Ein Anwohnerkomitee sammelt seit letzter Woche Unterschriften gegen die geplante Überbauung «Schönenbach». Das Referendum dürfte an der Urne gute Chancen haben.

Referendumskomitee Schönenbach: Paul Käch, Pascale Gruber und Roland Fischer (v. l.).  Foto: Thomas Kramer
Referendumskomitee Schönenbach: Paul Käch, Pascale Gruber und Roland Fischer (v. l.). Foto: Thomas Kramer

Wer dieser Tage in Reinach Hochhäuser bauen will, dem weht ein rauer Wind entgegen. Im letzten Mai versenkten die Stimmbürger den Quartierplan «Jupiterstrasse» mit über 52 Prozent Nein-Stimmen an der Urne. Ein dreiköpfiges Anwohnerkomitee hatte es geschafft, eine Vorlage zum Absturz zu bringen, die von fast allen politischen Akteuren in Reinach befürwortet wurde. Dieses Szenario scheint sich nun zu wiederholen: Am 28. August verabschiedete der Reinacher Einwohnerrat den Quartierplan «Schönenbach», der den Bau von rund 150 Wohnungen und bis zu neungeschossigen Gebäuden im Ortszentrum vorsieht. Dagegen regt sich nun Widerstand aus der Anwohnerschaft: Ein wiederum dreiköpfiges Komitee hat das Referendum gegen den Einwohnerratsbeschluss ergriffen und sammelt nun Un-terschriften gegen die Überbauung. «Wir wollen kein Reinacher Manhattan mit einer Hochhaus-Skyline. Dieses Bauprojekt ist eine Ohrfeige für alle alteingesessenen Einwohner», sagt Roland Fischer vom Referendumskomitee. Fischer und seine Mitstreiter stören sich neben der Höhe der Gebäude auch am prognostizierten Mehrverkehr, den diese Überbauung für die umliegenden Quartierstrassen bedeuten würde. Den besorgten Anwohnern geht es jedoch auch um etwas Grundsätzliches: «In Reinach stehen zurzeit viele Bauprojekte an. Dies steht in keinem Verhältnis zum aktuellen Leerwohnungsstand. Darüber hinaus passen solche Mega-projekte einfach nicht in unser Quartier», betont Fischer. «Wir sind nicht gegen verdichtetes Bauen, aber so geht es nicht», sagt der Komitee-Sprecher.


«Ich kann Befürchtungen nachvollziehen»

Damit ist ein grundsätzliches Dilemma angesprochen, in dem sich viele Agglomerationsgemeinden im Unterbaselbiet befinden: Einerseits ist das verfügbare Bauland knapp, wodurch das Wachstum zwangsläufig in die Höhe erfolgen muss, wenn man nicht noch die letzten verbliebenen Grünflächen zubetonieren will. «Verdichtung» lautet dazu das städtebauliche Schlagwort der Stunde. Andererseits läuft die Anwohnerschaft oft Sturm, wenn irgendwo ein konkretes Hochhaus-Projekt ansteht. Das Spannungsfeld, das zwischen diesen divergierenden Interessen entsteht, scheint nahezu unüberbrückbar. Dieser Problematik ist sich auch die Reinacher Gemeindepräsidentin ad interim, Béatrix von Sury (CVP), bewusst: «Ich kann die Befürchtungen der Anwohnerschaft nachvollziehen. Wir müssen uns im Ge-meinderat überlegen, wie wir die Bevölkerung bei solchen Projekten künftig noch besser abholen können, damit es gar nicht erst zu Referenden kommt.»


Viele Bauprojekte in Reinach

Die CVP-Politikerin betont auch die spezielle Situation, in der sich Reinach befinde: «In Reinach stehen in den nächsten Jahren viele Quartierpläne zur Umsetzung an. Diese Häufung von Bauprojekten innert kurzer Zeit ist tatsächlich etwas unglücklich», sagt von Sury. Tatsächlich gibt es in Reinach momentan kaum eine freie Fläche, auf der keine Überbauung geplant ist.
Bis zum 2. Oktober hat das Komitee Zeit, die benötigten 500 Unterschriften zu sammeln. Gemäss Komitee-Sprecher Roland Fischer ist die Resonanz in der Bevölkerung bisher gross. Bei einer Volksabstimmung dürfte das Referendum denn auch gute Chancen an der Urne haben. Bei der «Jupiterstrasse» erregten schliesslich bereits 89 Wohnungen und ein achtgeschossiges Gebäude die Gemüter. Die Reinacher Stimmbürger werden voraussichtlich frühestens im nächsten Frühjahr über die Vorlage befinden können.

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