Verhärtete Fronten an der Jupiterstrasse

Der Abstimmungskampf zum Quartierplan Jupiter-strasse erhitzt die Gemüter. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie sich Reinach entwickeln soll.

Umstrittener Quartierplan: So soll an der Jupiterstrasse gebaut werden. Visualisierung: ZVG
Umstrittener Quartierplan: So soll an der Jupiterstrasse gebaut werden. Visualisierung: ZVG

Der Abstimmungskampf zum Quartierplan Jupiterstrasse, über den die Reinacher Bevölkerung am 21. Mai an der Urne befindet, ist in vollem Gange. Dabei wird verbal mit der grossen Kelle angerührt. Das Referendumskomitee spricht von Fehlinformationen und Vertuschung seitens der Gemeinde: Diese würde angesichts des zu erwartenden Mehrverkehrs mit irreführenden Zahlen und Modellen arbeiten. Dem widerspricht das überparteiliche Komitee «Ja zum Quartierplan Jupiterstrasse» mit dem Argument, dass die vorgebrachten Zahlen unterschiedlich interpretierbar seien.


Freiraum durch Hochhäuser

Das Konzept der Überbauung sieht fünf 3- bis 4-geschossige und zwei 8-geschossige Bauten mit insgesamt 89 Eigentumswohnungen vor. Anwohner befürchten bei der Tramtrasse einen massiven Rückstau des Verkehrs ins Quartier. «Das Problem mit Wartezeiten am
Tramübergang besteht zeitweise bereits und lässt sich nicht wegdiskutieren», sagt Christoph Layer, Präsident des Befürworterkomitees, das am vergangenen Samstag der Bevölkerung Rede und Antwort stand. «Da das betroffene Stück Land aber Bau- und nicht Landwirtschaftsland ist, wird so oder so gebaut. Die Frage ist nur, wie.» Die geplante Überbauung füge sich gut ins Quartier ein, indem die niedergeschossigen Häuserzeilen an der Jupiterstrasse und die beiden hohen Häuser weiter vom Quartier entfernt liegen: «Durch die beiden hohen Häuser besteht mehr Freifläche und Raum zwischen den Gebäuden.» Einwohnerrat Markus Huber (SP), der selber in der betroffenen Gegend wohnt, war am Samstag auch vor Ort und setzt sich für eine Annahme des Quartierplans ein: «Ich kann die Besorgnis der Anwohner verstehen. Trotzdem halte ich diesen Quartierplan für einen guten Kompromiss», so Huber. Er nehme einerseits Rücksicht auf die Anwohnerschaft und trage andererseits zum Ziel der Verdichtung bei, das an dieser Lage sinnvoll sei. Huber erinnert an die eidgenössische Volksabstimmung aus dem Jahre 2013 zur Revision des Raumplanungsgesetzes: Die Initiative hatte die Absicht, die Zersiedelung in der Schweiz zu bremsen. Die Initiative wurde damals im Kanton Basel-Landschaft mit 70 Prozent Ja-Stimmen klar angenommen. Christoph Layer rechnet er mit einer Annahme des Quartierplans, da die Vorteile seiner Meinung nach überwiegen.


Nicht zumutbar

Das Referendumskomitee wirft der Gemeinde vor, die Mehrbelastung durch den Verkehr herunterzuspielen. Der Abfluss des Verkehrs auf die Hauptstrasse würde sich in kleine, enge Quartierstrassen verlagern, was die Wohn- und Lebensqualität im Quartier massiv tangieren werde. Zudem seien die bereits umgesetzten verlängerten Grünphasen beim Tramübergang «reine Kosmetik», weil durch weitere geplante Überbauungen in Reinach die Verkehrsbelastung insgesamt steige. Dies ist nur einer von vielen Mängeln, die das Referendumskomitee an der offiziellen Darstellung vorbringt. Das Referendumskomitee betont aber auch, dass es nicht grundsätzlich gegen verdichtete Bauweise in Reinach sei: «Mit dem Raumplanungsgesetz 2013 haben sich die Reinacher für verdichtetes Bauen entschieden. Das schliesst aber nicht zwangsläufig höheres Bauen mit ein», so Nicole Wehrli vom Referendumskomitee. Das Quartier um die Jupiterstrasse werde durch diese Bauweise zu stark belastet. «Es ist wichtig, dass man die raumplanerische Entwicklung in Reinach als Ganzes anschaut und nicht jeden Quartierplan einzeln», so Wehrli. Dabei steht für das Referendumskomitee die Frage im Zentrum: «Ist es für Reinach sinnvoll, bereits jetzt alles zu verbauen?»

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