Auf das schönste Euter kommt es an

Zum dritten Mal fand auf dem Neuhof die Kantonale Kuhparade statt. Neben der Leistungsschau gab es zusätzliche Attraktionen.

Geschätzter Experte: Jean Siegenthaler aus dem Berner Jura beurteilte gegen 100 Kühe.  Fotos: Caspar Reimer und Martin Graf (Front)
Geschätzter Experte: Jean Siegenthaler aus dem Berner Jura beurteilte gegen 100 Kühe. Fotos: Caspar Reimer und Martin Graf (Front)

Rund 100 Kühe von 22 Bauern aus der Region kamen am vergangenen Samstag bei bestem Frühlingswetter nach Reinach, um an der 3. Kantonalen Kuhparade teilzunehmen. Hinter dem Anlass steht der Viehzuchtverein Unterbaselbiet, Gastgeber war der letzte grosse Bauernbetrieb in Reinach, der Neuhof. «Die Kuhparade bietet den Bauern und Viehzüchtern die Möglichkeit, ihre Tiere miteinander zu vergleichen», sagt Gastgeber und Landwirt Christian Schürch.

Die Teilnehmenden scheuen für diesen Wettbewerb keinen Aufwand und vor Beginn der Parade werden die Kühe von ihren Besitzern ordentlich gewaschen und gebürstet. Doch ist die Kuhparade weniger ein Schönheitswettbewerb als vielmehr eine Leistungsschau: «Eine Kuh wird aufgrund ihrer äusserlich sichtbaren Leistungsmerkmale beurteilt. Geachtet wird zum Beispiel auf die Beschaffenheit des Euters oder die Straffheit der Zitzen. Hängt eine Zitze schlaff bis an den Boden, ist die Verletzungsgefahr gross und die Kuh weniger leistungsfähig», sagt Schürch. Weiter geachtet wird auf die Beine, den Gang, die Rückenlinie und viele andere Kleinigkeiten. Eine Kuh mit krummen Beinen oder einem sehr schmalen Schaft habe eher schlechte Karten. «Die Tiere werden diesen Kriterien entsprechend gezüchtet.» Normalerweise würden solche Wettbewerbe nach Rassen getrennt durchgeführt: «Da wir in der Region aber nicht mehr so viele Kühe haben, legen wir alles zusammen.»


Kuhexperte mit Erfahrung

Pünktlich ab 9 Uhr werden die Besitzer mit ihren Kühen nach Kategorien getrennt aufs Sägemehl-Feld gerufen. Zuerst stolzieren die Tiere mit Besitzern im Kreis, damit sie von Zuschauern begutachtet oder bewundert werden können. Die eine oder andere Kuh schert dabei schon mal aus und muss vom Besitzer zur Ruhe gebracht werden. Dabei geht es aus Sicht des ahnungslosen Laien relativ ruppig zu und her, aber die Teilnehmenden scheinen zu wissen, wie man mit solchen Situationen fertig wird. Um die Kühe zu beurteilen, ist Viehzüchter und Kuhexperte Jean Siegenthaler aus dem Berner Jura nach Reinach bestellt worden. Mit rund 20 Jahren Erfahrung auf diversen Kuh-Shows und Paraden ist er schweizweit einer der wenigen Experten auf diesem Gebiet. Er beurteilt die Kühe bis ins kleinste Detail, wägt Vorzüge und Nachteile gegeneinander ab. «Es gibt nur wenige Leute in der Schweiz, die das wirklich können», sagt Schürch. Häufig komme es vor, dass Teilnehmer mit der Entscheidung des Richters nicht zufrieden sind und sich beschweren. «Ausgezeichnet werden am Schluss jene Kühe, die das schönste Euter vorweisen können», so Schürch. Die Kuh Rosalinde von Gastgeber Christian Schürch wurde ausgezeichnet, sowie sieben Kühe von Landwirt Christian Jäggi aus Biel-Benken. Die restlichen Sieger kamen grösstenteils aus dem Oberbaselbiet.


Fest für die Bevölkerung

Für den Gastgeber ist die Kuhparade auch eine ideale Gelegenheit, für die Bevölkerung ein Fest zu organisieren und ihr die Landwirtschaft näherzubringen: «Viele Leute wissen ja nicht, woher die Lebensmittel kommen, die sie im Laden kaufen», sagt Schürch. So gab es am Samstag neben der eigentlichen Parade einen Streichelzoo mit Lamas, eine Strohburg mit Trampolins und natürlich auch eine Festwirtschaft. Dank dem Frühlingswetter sind viele Besucherinnen und Besucher gekommen, um den Tag auf dem Neuhof in Reinach zu geniessen.

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