Obfrau Désirée Lang: «Der Teufel ist ein Element der Landfasnacht»

Heute Donnerstag startet die Reinacher Fasnacht mit dem grossen Kinderumzug. Zeit für ein Gespräch mit der obersten Fasnächtlerin, Désirée Lang, das sich um einen Teufel, um kurzzeitig erhöhte Gebühren und über die Liebe zur Narrenfreiheit dreht.

«Er lacht ja sogar!» Désirée Lang, Obfrau der Fasnacht, verteidigt das Teufelchen auf dem Landerer-Kreisel.  Foto: Caspar Reimer
«Er lacht ja sogar!» Désirée Lang, Obfrau der Fasnacht, verteidigt das Teufelchen auf dem Landerer-Kreisel. Foto: Caspar Reimer

Désirée Lang ist 42 Jahre alt und mit der Gemeinde Reinach zeit ihres Lebens tief verbunden. Sie kennt Reinach wie ihre Westentasche und war auch politisch als Einwohnerrätin, Einwohnerratspräsidentin und Landrätin aktiv. Die Primarlehrerin und Mutter zweier Kinder ist die neue «Obfrau» der Reinacher Fasnacht. Wie schon als Politikerin nimmt sie auch in ihrer neuen Funktion kein Blatt vor den Mund. Das «Wochenblatt» hat mit ihr gesprochen.

Wochenblatt: Frau Lang, Sie wollten sich für das Interview ganz bewusst mit dem Fasnachts-Teufelchen auf dem Landerer-Kreisel fotografieren lassen. Einige Leute stören sich an dieser Skulptur. Was ist passiert?

Désirée Lang: Ein paar Leute haben sich an dieser Fasnachtsdekoration gestört, weil sie meinen, Kinder würden beim Anblick des Teufelchens Angst bekommen, und es sei zudem kein gutes Image für Reinach. Ich habe die Kritiker für ein Gespräch eingeladen, doch sie wollten nicht kommen.


Sie verstehen die Aufregung nicht?
Désirée Lang: Nein, wirklich nicht! Der Teufel ist ein Element der Landfasnacht, er gehört dazu. Man will mit der Fasnacht den Winter vertreiben, dazu braucht es etwas «gfürchige» Gestalten. Aber sehen Sie sich den Teufel an – er lacht ja sogar! Und was ist mit menschenunwürdigen Plakaten bei Abstimmungen? Die müssen sich unsere Kinder auch ansehen und keiner sagt etwas dagegen.


Zu etwas anderem: Im Vorfeld der Fasnacht haben neue Gebühren der Gemeinde, insbesondere die Pauschalgebühr für Standbetreiber, für Kritik gesorgt. Was sagen Sie dazu?
Désirée Lang: Mit dem neuen Polizeireglement sollte die Gebühr für Stände von 45 auf 200 Franken erhöht werden. Kleinere Standbetreiber können sich so etwas schlicht nicht leisten. Das bedroht die Vielfalt der Fasnacht. Mein Einwand wurde aber vom Gemeinderat erhört und die Gebühr wurde auf 50 Franken herabgesetzt. Allerdings kommen noch andere Abgaben hinzu, die bereits eine kleine Gugge davon abgehalten haben, an der Fasnacht einen Verpflegungsstand zu betreiben. Was ich dem Einwohnerrat ankreiden muss, ist, dass er bei der Revision des Polizeigesetzes im vergangenen Jahr den grössten kulturellen Anlass der Gemeinde, nämlich die Fasnacht, nicht berücksichtigt hat.


Jetzt aber zu Ihnen. Als Obfrau sind Sie zum ersten Mal verantwortlich für die Reinacher Fasnacht. Wie kam es dazu?
Désirée Lang: Ich bin seit drei Jahren im Vorstand des Komitees, und als Rolf Siegenthaler den Austritt gab, wurde ich als Nachfolgerin gewählt. Ich kenne viele Leute in Reinach, viele kennen mich. Zudem bin ich eine langjährige aktive Fasnächtlerin und engagiere mich gerne dafür.


Was muss man als Obfrau alles machen? Wie viel Arbeit steckt dahinter?
Désirée Lang: Ich leite die Fasnacht und kümmere mich um das Organisatorische. Ich bin das Bindeglied zwischen Fasnächtlern und der Aussenwelt. Meine Arbeit steht und fällt mit der Arbeit der anderen Vorstandsmitglieder und da habe ich zurzeit ein geniales, motiviertes und engagiertes Team!


Was bedeutet für Sie die Reinacher Fasnacht?
Désirée Lang: Ich liebe die Narrenfreihheit, das Intrigieren und das Sich-. auf-die-Schippe-Nehmen. Die Fasnacht gibt mir die Freiheit, auch mal ungezwungen zu feiern. Ich liebe den Guggensound. Ich war lange aktives Mitglied bei den Rambassen und spielte dort Pauke. In meiner Heimat Fasnacht zu machen, sehe ich als lustvolle, kreative, aber kritische Auseinandersetzung mit der Gemeinde.


Muss man als Fasnachts-Obfrau gut im Dorf verankert sein?
Désirée Lang: Ja, das ist von Vorteil! Es macht Sinn, wenn man die Leute gut kennt. Ich bin Werkhof-Kind, ehemalige Politikerin, ehemalige Blauringleiterin und von Geburt an in Reinach zu Hause. An Reinach gefällt mir, dass es trotz Stadtgrösse noch einen Dorfcharakter gibt. Man kennt sich, es gibt ein aktives Vereinsleben und viele gute Menschen.


Gibt es Schnittstellen von Fasnacht und Politik?
Désirée Lang: Ja, natürlich. Wir sind in einem strategischen Sachplan verankert und haben einen Leistungsauftrag mit der Gemeinde. Aus meiner politischen Zeit kenne ich die Abläufe sehr gut. Ich habe Kontakte zum Gemeinderat sowie zu vielen Abteilungen der öffentlichen und technischen Verwaltung. Das ist von Vorteil und ich meine auch, zu allen Beteiligten einen guten Draht zu haben.


Alle Infos zur Reinacher Fasnacht unter <link http: www.fasnachtrynach.ch external-link-new-window>www.fasnachtrynach.ch.

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