Die Pfeiferkönigin aus Reinach

Géraldine Gehrig räumte am Basler Offiziellen Brysdrummle und Bryspfyffe kräftig ab. Für die 15-Jährige sind es nicht die ersten Auszeichnungen.

Am Bryspfyffe: Géraldine Gehrig pfeift neben der Fasnacht mit «die Aagfrässene» auch gerne auf der Bühne.  Foto: ZVG
Am Bryspfyffe: Géraldine Gehrig pfeift neben der Fasnacht mit «die Aagfrässene» auch gerne auf der Bühne. Foto: ZVG

Wie soll ich sie hinstellen?», fragt Géraldine schmunzelnd. Die silbernen Zinnbecher rahmen schliesslich die grossen Trophäen ein. Géraldine strahlt mit dem Piccolo in der Hand mit den Pokalen um die Wette. Im Hintergrund zieren übergrosse Räppli die Fensterfront. Auch Larven sind im Haus verteilt. Bei Familie Gehrig in Reinach ist das Fasnachtsfieber bereits ausgebrochen.

Für Géraldine Gehrig sind die «drey scheenste Däg» das Highlight des Jahres. Doch das Piccolopfeifen geht für sie über die Fasnacht hinaus. Das Piccolo ist ihre musikalische Leidenschaft. «Es ist so klein und doch ist der Klang so kräftig, wenn man es richtig beherrscht.» Und diese Leidenschaft möchte sie nicht nur beherrschen, sie will sie nahezu perfektionieren. Seit Jahren nimmt sie auch an Wettbewerbsspielen teil. Ende Januar folgte am offiziellen Basler Brysdrummle und Bryspfyffe der bisherige Höhepunkt ihrer noch jungen Piccolokarriere.


Grosser Sieg um Mitternacht

Géraldine landete gleich in fünf Kategorien auf dem Podest. Sie gewann bereits zum zweiten Mal in Folge die Einzelwertung bei den Jungen. Dieses Mal mit dem schwierigen Marsch «Dr Husar». Mit diesem Sieg qualifizierte sie sich automatisch für den Final der Alten und wurde dort grossartige Zweite. Mit Maurice Weiss, der im vergangenen Jahr das Brysdrummle gewann, holte sie den Sieg im Solo Duo. «Ein spezieller Moment» für Géraldine und Maurice. «Wir kamen nicht oft zum Üben, waren weitaus die Jüngsten und mussten im Final um Viertel nach elf Uhr abends als letzte antreten.» Als sie als Sieger ausgerufen wurden, gab es von der Jury spontan stehende Ovationen, so überragend war ihre Leistung. In der gemischten Gruppe holte die Reinacherin ebenfalls den Sieg, mit der Pfeifergruppe wurde sie Dritte.


Dem Bruder nachgeeifert

Mit diesen Erfolgen folgt Géraldine endgültig ihrem älteren Bruders Niggi, der in den Jahren zuvor am Offiziellen abräumte. «Natürlich stachelte es mich immer an, wenn ich sah, wie er trommelte und gewann.» Die heute 15-Jährige nahm selber bald auch an Wettbewerben teil und merkte schnell, wie gut es ihr lief. Sie wurde zwar immer ehrgeiziger, doch der Spass blieb stets im Vordergrund. Druck machet sie sich nur selber. Die Eltern fieberten derweil vor der Bühne mit.

Die ganze Familie ist beim Stamm oder der Jungen Garde der Fasnachtsgesellschaft «die Aagfrässene» aktiv. Bei Géraldine dauerte es aber etwas länger, bis sie vom Fasnachtsvirus infiziert wurde, erinnert sich Mutter Corinne. «Mit Niggi konnte ich an der Fasnacht schon früh lange unterwegs sein. Géraldine hingegen wollte jeweils schon am Nachmittag nach Hause. Ihr gefiel die Fasnacht zuerst überhaupt nicht.» Vor acht Jahren begann sie aber trotzdem zu pfeifen. «Miteinander durch die Gassen ziehen und zeigen, was man während des Jahres gelernt hat. Das ist für mich die Faszination der Fasnacht.»


Eigener Fasnachtsmarsch im Auge

Trotz der Erfolge sind die beiden Geschwister bescheiden geblieben. Dies erfüllt Vater Marcel Gehrig mit Freude. «Natürlich sind wir stolz auf ihre Leistungen. Aber noch mehr Freude bereitet mir die Tatsache, dass sie trotz der vielen Auszeichnungen so bescheiden geblieben sind und der Spass und die Leidenschaft weiter im Vordergrund stehen.»  
    
Géraldine Gehrig hat mit dem Piccolo noch viel vor. Den Sieg bei den Alten fehlt ihr noch. Weiter möchte sie Schweizer Meisterin werden. Bereits ist sie cliquenintern zur Instruktorin aufgestiegen. Gerne würde sie irgendwann mal einen eigenen Marsch komponieren. «Ich würde die Pfeifelemente schreiben, mein Bruder das Trommeln.» Und wie soll der Marsch heissen? «Dr Gehrig», sagt sie laut lachend.

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