60 Jahre Berner Distanzmarsch – Paul Fürst schaffte sie alle

Er war immer sportlich, der frühere Militärradfahrer, Grenzwächter und Polizeiwachtmeister Paul Fürst (84) aus Reinach. Anfang Dezember absolvierte er seinen 60. Berner Distanzmarsch en suite.

«Ich laufe, so lange es geht»: Der pensionierte Polizeiwachtmeister Paul Fürst nach seinem 22 Kilometer langen «Jubiläumsmarsch» in der Thuner Panzerhalle.  Foto: ZVG
«Ich laufe, so lange es geht»: Der pensionierte Polizeiwachtmeister Paul Fürst nach seinem 22 Kilometer langen «Jubiläumsmarsch» in der Thuner Panzerhalle. Foto: ZVG

Roland Bürki

Das Marschieren ist des Fürsten Lust, ist man mit Blick auf den 3. Dezember 2016 geneigt zu sagen. Zum 60. Mal stand Paul Fürst an diesem schönen, kalten Samstag am Start des Berner Distanzmarsches, dessen allererste Ausschreibung im Sommer 1957 sogleich die Aufmerksamkeit des damaligen jungen Papiermachers und begeisterten Militärradfahrers gefunden hatte. Beim Warten auf den Start vor der Thuner Panzerhalle 11 ging ihm nochmals durch den Kopf, wie begeistert und schnell sein Weggefährte Germann Borer und er sich damals für diesen neuen Distanzwettbewerb der Berner Sektion des Verbandes der mechanisierten und leichten Truppen (SVMLT) angemeldet hatten.

Gleich volle 69 Kilometer hatten sie in jener Nacht vom 30. November zum 1. Dezember 1957 auf dem Asphalt zwischen Balsthal und Zihlbrücke zurückgelegt und mit Stolz das Kranzabzeichen auf die Militäruniform geheftet. Seither hatte er keinen einzigen Berner Distanzmarsch ausgelassen, hingegen während der 60 Jahre drei verschiedene Uniformen getragen: die Militär- und Grenzwachtuniform, dann ab 1962 diejenige der Polizei Basel-Landschaft. Gleich geblieben aber waren über all diese 60 Jahre des Marschierens der Wille zum Durchhalten, der Zusammenhalt in der Gruppe, aber auch körperliche Beschwerden und Verletzungen oder Wetterkapriolen wie der Eisregen anno 1964 in Lyss. Dieser hatte die Uniformen unter einem dicken Eispanzer erstarren lassen und den Weitermarsch verunmöglicht.

Vor Fürsts innerem Auge glitt seine feinsäuberlich erstellte Liste aller 59 Distanzmärsche vorbei und weckte weitere Erinnerungen. So an die Gewaltmärsche der Jahre 1973 und 1975, als er beide Male seine Wunsch-Traumgrenze von 100 Kilometern knackte. Oder das Jahr 2008, in dem er nur ein Jahr nach einer Kniearthrose und bloss 10 hingekrampften Kilometern mit seinem neuen Kniegelenk bereits wieder 22 Kilometer zurücklegen konnte.

Zum Start die Nationalhymne

Das «Achtung steht!» des Distanzmarsch-Kommandanten am 3. Dezember riss Fürst aus seinen Gedanken und liess ihn nun umso kräftiger die Nationalhymne mitsingen. Als bewundernswertes Vorbild für seine Töchter Silvia und Jolanda, Schwiegersohn Urs und die Enkel Melanie und Michael, die ihren Vater, Schwieger- und Grossvater unbedingt auf seinem Jubiläums-Distanzmarsch rund um Thun begleiten und ihm damit Respekt zollen wollten. «Meine Familie als meine Fans, das war ein Aufsteller», sagte Fürst, als er sich nach 22 Kilometern der Fotografin stellte. Im Bewusstsein, mit diesen 60 Distanzmärschen rund 3 500 Kilometer absolviert zu haben.

«Ich laufe, so lange es geht», verriet Fürst dem «Wochenblatt». Und so war auch zu erfahren, dass er in jungen Jahren regelmässig mit seinem Militärrad an Distanzfahrten Kilometer frass, 15-mal den Wiedlisbacher Waffenlauf bestritt und von 1972 bis 1977 jeweils auch am «Vierdaagse» im Nijmwegen (NL) anzutreffen war. Heute steckt der Fähnrich und Materialverwalter des Wandervereins Laufen fast jeden zweiten Sonntag in den Wanderschuhen. Dies ganz im Sinne des deutschen Theologen Paul Haschek, der befand: «Bewegung macht beweglich – und Beweglichkeit kann manches in Bewegung setzen.»

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