Harry Potter lässt grüssen

Die Architektin des neuen hölzernen Turms der Tagessonderschule Tandem hat bewusst an der Zauberschule Hogwarts angeknüpft. Am Freitag findet ein Nachmittag der offenen Tür statt.

Turm am Rande der Reinacher Heide: Die Tandem-Schülerschaft und Teammitglieder sind begeistert vom Bauwerk aus unbehandeltem Massivholz. Foto: Thomas Brunnschweiler
Turm am Rande der Reinacher Heide: Die Tandem-Schülerschaft und Teammitglieder sind begeistert vom Bauwerk aus unbehandeltem Massivholz. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Die Führungen durch das umgebaute Schulhaus und den neuen Schulturm werden von den zwischen 9 und 13 Jahre alten Tandemschülern selbst durchgeführt. Bereits am letzten Freitag führte der 9-jährige Nick den Reporter kompetent durch das bestehende Gebäude, das 1928 als Lagerhaus für Basler Kinder erbaut worden war. Die Erweiterung der Schule war nur möglich durch einen Anbau. Da der Waldabstand von 10 Metern – normalerweise 20 Meter – gewahrt werden musste und nur eine kleine Fläche zur Verfügung stand, war ein Turm mit Parterre und zwei Obergeschossen die einzige Lösung. «Dass die Bauherrschaft, der Verein Sommerau, etwas Abenteuerliches haben wollte, war für uns super», sagt Charlotte Rey vom Architekturbüro Steinmann & Rey aus Liestal. Nebst einem Klassenraum finden im Turm auch die Büros und ein Psychomotorik- bzw. Spielraum Platz. Werklehrer und Hauswart Urs Henner ist zudem froh um die Platzerweiterung im Keller, der als Lager genutzt werden kann.

Ein idealer Ort für eine Sonderschule

Die Tagessonderschule Tandem ist seit 2002 in Reinach. Sie bietet Schul- und Betreuungsplätze für Buben mit Verhaltensauffälligkeiten. Seit 2006 hat die Schule einen Leistungsvertrag mit dem Kanton Basel-Landschaft und ist fester Bestandteil der Schullandschaft. «Unsere Kinder aus dem ganzen Kanton haben teilweise lange Schulwege», sagt Barbara Willi, die Schulleiterin, «daher gibt es drei Taxilinien. Ziel ist es, dass die Buben so rasch als möglich den öV nutzen können.» Bei den manchmal explosiven Situationen des Schulalltags und der Beengtheit des Stammhauses ist die Erweiterung für alle ein Segen. «Die Realisierung des Turms wäre ohne den Goodwill aller involvierten Ämter nicht möglich gewesen», so Barbara Willi. Ein Kränzchen ist der Bürgergemeinde Reinach zu winden, die das alte Haus dem Verein Sommerau für einen symbolischen Betrag von 1 Franken überliess. Bürgergemeindepräsident Peter J. Meier sagt: «Wir haben für den Bau des Turms gekämpft und unterstützen diese gute Sache. Ich war schon bei der Grundsteinlegung mit Euphorie dabei.» Auf dem 2,5 Hektaren grossen Gelände können sich die Buben austoben. Es gibt auch einen bunten Bauwagen zur Deeskalation und eine mongolische Jurte für besondere Module.

Anlehnung an Tradition und Fantasy

Charlotte Reys Vorschlag, einen kleinen Turm neben das bestehende Gebäude zu setzen, wurde vom Fachgremium Stadtentwicklung und dem Gemeinderat gutgeheissen. Ein gedeckter Pausenplatz übernimmt die Anbindung zum Altbau. Raumproportionen, Sockelausbildung, Fenstergrösse und Zierelemente orientieren sich ebenfalls am Altbau. Und als Vorbild diente eher Harry Potters Schule Hogwarts als konventionelle Schulhäuser. Mit der neuen Situation dürften sowohl die 18 Buben wie auch die 20 Personen im Team glücklich sein. Wer zum Nachmittag der offenen Tür geht, sollte einen Blick auf die Wetterfahne werfen, die als – noch nicht gelüftetes – Bildrätsel gestaltet ist.

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