Eine mutige Mode-Unternehmerin mit viel Herzblut

Seit vielen Jahren betreibt die Designerin Veronique Perks das Atelier Nique in Arlesheim und seit diesem Frühling auch ein solches mit gleichem Namen in Reinach an der Hauptstrasse 45. Vor den Herbstferien hat sie zudem zum ersten Mal eine eigene Modeschau im Forum Würth durchgeführt.

Hat die Übersicht: Veronique Perks überprüft an der Modeschau, ob jedes Kleid am richtigen Ort hängt.  Foto: Jay Altenbach
Hat die Übersicht: Veronique Perks überprüft an der Modeschau, ob jedes Kleid am richtigen Ort hängt. Foto: Jay Altenbach

Jay Altenbach

Wochenblatt: Veronique Perks, wie war Ihre Modeschau?
Veronique Perks: Es war ein fantastischer Anlass. 160 Leute haben sich zur Modeschau angemeldet, was mich überwältigt hat. Wir haben im Saal des Forums Würth einen zwölf Meter langen Catwalk aufgebaut, auf dem die Models meine eigene Kollektion und ein paar ausgewählte Stücke von Designern präsentiert haben. Meine beiden älteren Töchter haben hinter der Bühne für den reibungslosen Ablauf gesorgt und ich konnte die Models mit meinen eigenen Kreationen vorstellen. Es war ein grossartiger Abend für mich und das ganze Team. Wir haben alle die letzten Tage vor der Modeschau so viel gearbeitet und das Echo war unglaublich.

Erzählen Sie von den Anfängen des Ateliers. Wie kommt eine Mutter von drei Kindern auf die Idee, ein eigenes Geschäft zu eröffnen?

Veronique Perks: Ich habe schon mit sechs Jahren angefangen zu nähen und es ist bis heute meine grosse Leidenschaft. Meine Grossmutter nähte aus alten Kleidern neue Kleider für uns und brachte es mir bei. Meine erste Ausbildung habe ich als Textilverkäuferin gemacht. Später besuchte ich eine zweijährige Handelsschule und anschliessend machte ich eine dreijährige Lehre als Bekleidungsgestalterin (Schneiderin) in Liestal.

Ihre beiden älteren Töchter arbeiten heute im Geschäft mit. Wie trennen Sie Arbeit und Privates?

Veronique Perks: Ich hatte schon immer den Traum von einem eigenen Atelier. Anfänglich nähte ich von zu Hause aus. Das ging trotz der Kinder sehr gut, bis ich dann 1992 mein erstes Atelier eröffnete. Heute macht meine älteste Tochter Sandra Gammeter mit mir den Einkauf. Sie ist ausgebildete Farb- und Stilberaterin und schaut auch im Laden, dass alle Accessoires und Kleider farblich abgestimmt sind und der Laden harmonisch wirkt. Meine zweitälteste Tochter Nicole Mettler führt die Buchhaltung und ist eher im Backoffice tätig, und mein Mann unterstützt mich, wann immer ich ihn brauche. Eigentlich hätte ich nur gerne etwas mehr Zeit für meine Enkel. Aber zum Glück kann ich Arbeit und Privates sehr gut voneinander trennen. Und wenn ich zu Hause bin, dann bin ich voll und ganz zu Hause.

Wie wird man Designerin? War das schon immer Ihr heimlicher Wunsch?

Veronique Perks: Ja, ich denke, der Wunsch hat in mir geschlummert. «Perks my choice» ist wirklich der Höhepunkt meiner Arbeit. Mein Team hat mich sehr unterstützt und mir Mut gemacht, meine eigene Ideen umzusetzen. Dank meiner langjährigen Erfahrung weiss ich auch, welche Schnitte der weiblichen Figur schmeicheln und welche Materialien sich eignen. Ich habe ja schon immer Couture entworfen (Einzelanfertigung). Jetzt entwerfe ich eine Kollektion mit ganz wenigen Exemplaren. Wenn eine Kundin sich dann für ein Modell interessiert, kann ich es ganz nach ihren Wünschen und ihrer Figur nähen, so lange wir den Stoff noch vorrätig haben. Das ist perfekt und ich produziere keinen Überschuss.

Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Modelle?

Veronique Perks: Beim Wandern habe ich die besten Ideen. An Mode- und Stoffmessen in Mailand, Paris und München hole ich mir weitere Inspirationen und schlussendlich natürlich durch Gespräche mit der Kundschaft. Das ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Wenn eine Kundin einen Wunsch hat, muss ich genau hinhören und auch hinsehen. Es muss ein gutes Vertrauensverhältnis entstehen, damit ich ein Kleid nach ihren Wünschen entwerfen und sie zufriedenstellen kann.

Das Modebusiness ist knallhart. Wie schaffen Sie es, in diesem Business zu überleben?

Veronique Perks: Dadurch, dass wir mehrere Standbeine haben, sind wir alle immer beschäftigt. Viele Leute nehmen unseren Änderungsservice in Anspruch wie Hosen kürzen, Abendkleider einnehmen oder wir verpassen dem Hochzeitskleid den letzten Schliff. Meine sechs angestellten Schneiderinnen und eine Schnitt-Technikerin haben ihr Handwerk gelernt und sind erfahrene Fachkräfte. Zwischendurch nähen sie dann hier in Reinach an meinen Entwürfen, sei es Couture oder für mein Label «Perks my Choice». Diese Konstellation und meine langjährige Erfahrung sind einzigartig. Wir sind sogar zertifiziert mit dem Swiss-Label, es steht für Produkte, die in der Schweiz hergestellt werden.

Schlummern da vielleicht noch weitere Träume?

Veronique Perks: Wir haben im Frühling unser Geschäft in Aesch geschlossen und ein neues in Reinach eröffnet. Vom ersten Tag an lief es sehr gut. Im Untergeschoss haben wir jetzt Platz zum Nähen. Die Modeschau war wie «Schokosplitter auf dem Sahnehäubchen» und jetzt bin ich in Gedanken bereits bei der Frühlingskollektion. Zum Träumen fehlt mir die Zeit.

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