Die ersten Reinacher Störche fliegen ins Leben

Endlich hat Reinach wieder seine Storchenfamilie: Ein Storchenpaar zog beim Erlenhof zwei Junge auf. Nun sind sie bereit für die Reise in den Süden.

Nesthocker: Die ersten beiden Reinacher Jungstörche seit fast 80 Jahren schlüpften auf einer Horstplattform beim Erlenhof.  Foto: Barbara Saladin
Nesthocker: Die ersten beiden Reinacher Jungstörche seit fast 80 Jahren schlüpften auf einer Horstplattform beim Erlenhof. Foto: Barbara Saladin

Barbara Saladin

Dass der Storch Kinder bringt, daran glaubt heute niemand mehr. Dass man ihn aber mit dem Angebot von künstlichen Horstplattformen nach Reinach zurücklocken kann, das hofften das Zentrum Erlenhof und der Verein für Natur- und Vogelschutz Reinach (VNVR). Und sie wurden diesen Sommer mit dem ersten Reinacher Storchennachwuchs seit den 1930er-Jahren belohnt.

Mitte des 20.  Jahrhunderts war der Storch in der Schweiz als Brutvogel ausgestorben. Erst durch umfangreiche Wiederansiedlungsversuche erholte sich die Population langsam. Heute brüten schweizweit wieder insgesamt über 400 Storchenpaare, in der Nordwestschweiz sind es 95. Im Birseck zog bisher erst ein einziges Storchenpaar Jahr für Jahr erfolgreich seine Jungen auf: in Aesch bei der Gärtnerei Prétôt.

Und nun Reinach. Die Rückkehr ging fast schon in Rekordzeit vonstatten. «Vor gut zwei Jahren kam der Erlenhof auf uns zu mit der Idee, einige Bäume und ein Hausdach mit einem Storchenhorst zu versehen», erinnert sich Irene Rüegg vom VNVR. Gemeinsam mit Bruno Gardelli, dem Regionsleiter der Gesellschaft Storch Schweiz, wurde der Standort begutachtet und schliesslich wurden im Frühling 2015 vier Horste erstellt. Das Operative übernahm der Erlenhof, der VNVR schaute für die Finanzierung des Projekts. «Es war eine erfreuliche Zusammenarbeit», so Rüegg.

114 junge Störche in der Nordwestschweiz

Diesen Frühling war die Freude noch grösser, als ein Storchenpaar eine der Plattformen auf einer gekappten Pappel bereits auswählte. Der eine Elternteil stammt aus Binningen, wo er 2013 auf dem Margarethenschulhaus zur Welt kam, der andere trägt keinen Ring. Seine Herkunft ist deshalb unbekannt. Zwei Küken schlüpften Anfang Juni. «Als das Wetter so lange nass und kalt war, hatte ich schlaflose Nächte vor Sorge», sagt Rüegg, die das Heranwachsen der Brut genau beobachtete. Gemäss Gardelli waren die witterungsbedingten Todesfälle in der Nordwestschweiz zum Glück nicht so häufig wie anfänglich befürchtet. Insgesamt konnte der «Storchenvater», der als Tierpfleger im Zoo Basel arbeitet, in den Kantonen Baselland, Basel-Stadt und Aargau dieses Jahr 114 Jungstörche beringen. Um jeweils zum Horst in luftige Höhen zu gelangen, kann er meist auf die Unterstützung der lokalen Feuerwehren zählen, so auch der Stützpunktfeuerwehr Reinach, welche mit ihrem Hubrettungsfahrzeug bei der Beringung im Juli dabei war.

Nun haben die Jungstörche bereits fliegen gelernt. Im Laufe der nächsten Wochen wird sich zuerst der Nachwuchs und später auch das Elternpaar vom Birs-

eck verabschieden und getrennt voneinander den Winter in Afrika oder auf einer spanischen Mülldeponie verbringen.

«Ich hoffe, dass alle die weite Reise in den Süden überstehen», sagt Rüegg. Was die Rückkehr der Eltern angeht, ist Gardelli zuversichtlich: «Weil sie mit ihrer Brut beim Erlenhof erfolgreich waren, ist die Chance, dass das Paar seinen Nachwuchs auch nächstes Jahr hier grossziehen will, durchaus gross.» Das wird ein Freudentag sein, wenn die Reinacher Störche gegen Ende Winter wieder nach Hause zurückkehren.

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