«Ich werde als musikalischer Leiter weitermachen, solange ich es kann»

Zum 18. Mal bringt Louis van der Haegen als musikalischer Leiter dieses Wochenende das Jazz Weekend Reinach zum Klingen. Erst kürzlich wurde der Aescher mit dem Swiss Blues Lifetime Achievment Award geehrt. Das «Wochenblatt» sprach mit dem «Mister Jazz» der Region.

Unermüdlicher Einsatz für den Groove: Louis van der Haegen vor einem der Plakate für das Jazz Weekend Reinach.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Unermüdlicher Einsatz für den Groove: Louis van der Haegen vor einem der Plakate für das Jazz Weekend Reinach. Foto: Thomas Brunnschweiler

Wochenblatt: Louis van der Haegen, Sie wurden schon mehrfach für Ihre Verdienste für den Jazz und den Blues geehrt. Nach dem legendären Claude Nobs und Guido «Mojo» Schmidt haben Sie im April den Swiss Blues Lifetime Achievment Award erhalten. Was bedeutet dieser Preis für Sie?

Louis van der Haegen: Sehr viel, vor allem der Dritte zu sein nach zwei solch bedeutenden Persönlichkeiten. Ich erhielt den Preis nicht nur als Gründer des Blues Festival Basel, das heute eines der wichtigsten Blues-Events in Europa ist, sondern auch für mein Engagement im Jazz-Bereich und für die Jugendförderung.


Sie sind seit Beginn des Jazz Weekend Reinach dessen musikalischer Leiter. Welche Herausforderung bedeutet das?

Louis van der Haegen: Zu Beginn wollten wir vor den Toren von Basel einen Jazz-Event aufziehen und begannen mit Old Time Jazz. Langsam kam der Wunsch nach einem vielseitigeren Programm. Moderner Jazz kam nicht so gut an, dafür eine Mischung von gängigen, traditionellen Stilen wie Old Time Jazz, Blues, Rock, Folk und Country. Wichtig ist uns vor allem die gute Qualität.


Warum kommt eigentlich der moderne Jazz in der Agglomeration und auf dem Land nicht so gut an?

Louis van der Haegen: Moderner Jazz ist konstruierter als etwa der Blues, der leichter verständlich ist und von Herzen kommt. Moderner Jazz spricht intellektuelle, urbane und jüngere Hörer an. Ich selbst habe in den 1950er-Jahren viel modernen Jazz gehört und auch Konzerte organisiert. Aber als ich einmal in Aesch den Drummer Charly Antolini brachte, gab es vor allem ablehnendes Gemurre.


Gab es Reaktionen auf den Ausfall des Jazz Weekends im letzten Jahr?

Louis van der Haegen: Ja, die Leute fragten, wieso es nicht stattgefunden habe, verstanden aber, dass man neben dem Stadtfest nicht noch einen zweiten Grossevent hätte stemmen können.


Warum wurde das Jazz Weekend nicht ins Stadtfest integriert?


Louis van der Haegen: Das war angedacht, aber die Organisatoren wollten das Stadtfest nicht durch ein anderes Konzept eingeschränkt sehen. Wichtig war, dass die Sponsoren des Jazz Weekends nicht absprangen. Dass dies nicht geschah, ist das Verdienst des Jazzweekend-Organisators Lebendiges Reinach um Petra Kaderli. Wir erhielten gar etwas vom Überschuss des Stadtfest-Gewinns. Eine schöne Geste.


Nach welchen Kriterien wählen Sie die Bands aus?

Louis van der Haegen: Wie gesagt muss die Qualität stimmen. Auf dem Ernst-Feigenwinter-Platz haben wir traditionellerweise Old Time Jazz, bei der Schreinerei Wenger rockige Musik, insbesondere für die Jungen, auf dem Gemeindehausplatz jeweils etwas Besonderes. Dieses Jahr sind es die Pepperhouse Stompers mit der ausgebildeten Opernsängerin Bianca Daniela Gierok und I-Van & The Cargo Handlers mit vielseitigem Folkrock und Blues. Der Angensteinerplatz ist der Blues-Platz, heuer mit der etablierten Profi-Gruppe Ami Warning & Band und Bluestonique, die am letzten Blues Festival den dritten Rang der Finalisten erreichten.


Sie sind jetzt 82 Jahre alt. Werden Sie weitermachen?

Louis van der Haegen: Mir liegt das Jazz Weekend Reinach am Herzen. Ich werde als musikalischer Leiter weitermachen, solange ich es gerne mache und ich es kann. Bei den vielen Beziehungen, die bereits geknüpft sind, dürfte eine Nachfolge kein Problem sein.


Jazz Weekend Reinach, Samstag, 25. Juni (17.30 bis 24 Uhr), Sonntag, 26. Juni (10 bis 14 Uhr), diverse Bands auf verschiedenen Plätzen.

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