Endress gibt Forfait – Urs Hintermann bleibt Gemeindepräsident

Nach den Wahlen vom 28. Februar deutete vieles hin auf ein Duell um das Reinacher Gemeindepräsidium zwischen Urs Hintermann und Klaus Endress. Der Mann mit der Fliege aber will das Amt nicht.

Urs Hintermann (l.) und Klaus Endress (r.): Die Führungsaufgaben wurden neu abgesprochen.  Foto: Benjamin Wieland
Urs Hintermann (l.) und Klaus Endress (r.): Die Führungsaufgaben wurden neu abgesprochen. Foto: Benjamin Wieland

Benjamin Wieland/Thomas Kramer

Es war ein deutliches Votum der Reinacherinnen und Reinacher am vergangenen Wahlsonntag. 3628 Stimmen für Klaus Endress von der FDP, 2942 Stimmen für Urs Hintermann von der SP. Auf gegen 70 Prozent aller eingegangenen Stimmzettel war der Name des Verwaltungsratspräsidenten des Mess- und Automatisierungstechnikherstellers Endress und Hauser notiert. Damit sicherte sich der global tätige Unternehmer das Spitzenresultat dieser lokalen Gemeinderatswahl. Eine Gegenkandidatur zu Urs Hintermann, der noch am Wahlsonntag von seiner Partei für die Wahl des Gemeindepräsidenten vom 5. Juni 2016 nominiert worden ist, schien logisch – und reine Formsache.
Klaus Endress aber hat anders entschieden. Er verzichtet auf eine Kandidatur.

Das teilten gestern sowohl die FDP Reinach wie auch die Gemeinde in einer offiziellen Verlautbarung mit: «Ziel war es, gemeinsam die für Reinach beste Lösung zu finden.» Der Grund liegt in der parteipolitischen Konstellation innerhalb des Gemeinderats, in dem die SP-Mitglieder – Urs Hintermann, Bianca Maag und Silvio Tondi – und die in Reinach tendenziell links der Mitte agierenden CVP-Vertreter Stefan Brugger und Béatrix von Sury d’Aspremont einen Block bilden. Ein bürgerlicher Gemeindepräsident hätte in dieser Kollegialbehörde, die ihre Entscheide nach dem Mehrheitsprinzip fällt, nur eingeschränkt seine Handschrift durchgebracht.

Indirekt bestätigt die FDP, dass Endress im Gemeinderat nicht auf eine Mehrheit hätte zählen können. Die Ortspartei schreibt: «Die Ziele für Reinach können besser miteinander als gegeneinander erreicht werden.» Gespräche zwischen Klaus Endress und Urs Hintermann hätten «dies nun möglich gemacht». Was bedeutet: Endress gibt Forfait – Hintermann bleibt Präsident.
Der Gemeinderat habe dies an seiner Sitzung vom Dienstag «positiv zur Kenntnis genommen», schreibt die Partei weiter. Die Mitgliederversammlung der FDP Reinach vom Sonntag habe die Entscheidung von Endress «sehr begrüsst». Laut Gemeinde fanden die Gespräche zwischen Endress und Hintermann bereits vergangene Woche statt. Hintermann sagt auf Anfrage, er sei mit der gefundenen Lösung sehr zufrieden: «Nun können beide ihre Stärken einbringen.»

Mit seinem Verzicht dürfte Endress viele bürgerliche Wähler, die sich einen Wechsel im Präsidium erhofft haben, sehr enttäuschen, ja sogar verärgern. Endress und seine Partei sind sich dieser Problematik offenbar bewusst. So wird im Schreiben betont, dass Endress, zusätzlich zu seinem Ressort Wirtschaft, Projekte wie beispielsweise das Wirtschaftskonzept übernimmt sowie von Urs Hintermann die Finanzierung. Die FDP erhält also deutlich mehr Macht.

Und was macht die CVP?
Die CVP Reinach verzichtet auf eine eigene Kandidatur am 5. Juni. «Die gefundene Lösung erachten wir als die sinnvollste für Reinach», sagt Gemeinderätin Béatrix von Sury d’Aspremont zum «Wochenblatt». «Die Gemeinderats-Parteien ziehen jetzt alle am selben Strick.» Somit kommt es definitiv zur stillen Wahl. Laut von Sury hatte die CVP erwogen, Gemeinderat Stefan Brugger aufzustellen. «Unter den aktuellen Umständen haben wir uns jedoch entschieden, nicht anzutreten.»

Der im Raum stehende Vorwurf, die CVP hätte einen allfälligen Gemeindepräsidenten Klaus Endress nicht portiert, will von Sury nicht gelten lassen. «Wir haben uns im Vorfeld nicht festgelegt, wen wir bei einer allfälligen Präsidentenwahl unterstützen würden.» Mit der am Dienstagabend gefundenen Lösung sei die CVP nun zufrieden.

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